Hagen. Vom neuen Standort der Windmühle im Freilichtmuseum Hagen bietet sich Besuchern ein fantastischer Blick ins Tal.
Der Umzug der Windmühle im Freilichtmuseum Hagen ist abgeschlossen. Am Mittwoch wurde die Mühle an ihrem neuen Standort offiziell eröffnet. „Auf diesen Tag habe ich mich seit Jahren gefreut“, sagte Museumsdirektor Uwe Beckmann (63), der sich im Oktober in den Ruhestand verabschiedet.
Der Museumschef hatte es nicht versäumt, die letzte Besitzerin der Holländer-Mühle zur Wiedereröffnung einzuladen. Gertrud Janwlecke (95) aus Westrup im Kreis Minden-Lübbecke kann sich noch an die Zeit erinnern, in der ihr Großvater als Müller tätig war: „Bis 1945 hat er dort Getreide gemahlen. Eine Sägemühle gehörte auch zum Betrieb.“
Ende der 50er-Jahre entschloss sich die Familie, die nicht mehr genutzte Mühle abzureißen. Durch einen Zufall sei der Kontakt zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe zustande gekommen, der die Windmühle kaufte und im Freilichtmuseum Hagen aufbauen ließ, wo sie 1962 mit der Seilerei als erstes Gebäude errichtet wurde. „Wie alt sie ist, weiß ich selbst nicht, sie stammt wohl noch aus der Zeit Friedrichs des Großen“, berichtete die alte Dame.
Galerie war Arbeitsplatz des Müllers
Der neue Standort der Mühle am höchsten Punkt des Museums bietet einen spektakulären Blick ins Mäckinger Bachtal. Die Galerie, die in luftiger Höhe rund um das Gebäude führt, mag Besuchern heute dazu dienen, das Panorama zu genießen. Früher gehörte sie zum Arbeitsplatz des Müllers, erläuterte Dennis Walter, technischer Leiter des Freilichtmuseums: „Hier draußen konnte der Müller die Bremse lösen, die Jalousien schließen oder die Kappe drehen.“
Doch nicht nur die Aussicht von der Mühle ins Tal, auch der Blick auf die Mühle hat sich durch die neue Lage geändert. „Vorher hat man die Mühle von Eilpe aus doch gar nicht wahrgenommen“, so Bezirksbürgermeister Michael Dahme. Die 1,1 Millionen Euro teure Translozierung (Versetzung) des Gebäudes auf das Gelände nahe des Dorfplatzes sei auf jeden Fall ein Gewinn für Hagen und das Museum.
Die Windmühle steht als einziges Exponat des Freilichtmuseums für die historisch wichtige Form der vorindustriellen Energiegewinnung durch Wind und ergänzt somit die anderen in Hagen präsentierten Energiequellen wie insbesondere Wasser- und Dampfkraft. Zudem ist sie ein Beleg für vorindustrielle, quasi ingenieurwissenschaftliche Technik und ihre Komplexität sowie ein wichtiges Beispiel für die Verwendung regenerativer Energien in der Technik-Geschichte.
Mühlenbauer aus Holland im Freilichtmuseum
Zum umfangreichen Sanierungskatalog zählten die Reparatur der beschädigten und verzogenen Windmühlenflügel, die Instandsetzung des Mahlwerks zu Vorführzwecken, die Entsalzung des Sockelmauerwerks, die Erneuerung der Dachschindeln und die Instandsetzung von verschiedenen Einbauten. Wie es bei einer Holländer-Windmühle sein sollte, wurde ein Fachbetrieb aus den Niederlanden zur Sanierung des Bauwerks herangezogen. „Wir haben sie in ihre Einzelteile zerlegt und original wieder zusammengesetzt“, erklärte Gerben Vaags aus Aalten, der als einer der führenden Mühlenbauer in Europa gilt.
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Da die Windmühle jetzt in der Nähe der Dampfmühle des Museums stehe, ließen sich die unterschiedlichen Technologien leicht miteinander vergleichen, sagte Barbara Rüschoff-Parzinger, Baudezernentin des Landschaftsverbandes, der das Museum betreibt: „In der Nähe werden demnächst Windräder errichtet, die wahrscheinlich auch vom neuen Mühlenstandort aus zu sehen sind.“ Diese modernen Windräder ließen sich sehr gut in die Inhalte des Museums als Verbindung von alten und neuen Formen der regenerativen Energiegewinnung einbeziehen.