Hagen. Früher war Skifahren in Hagen ein Sport wie jeder andere. Am Goldberg gab es einen – heute legendären – Skihang. Eine nostalgische Erinnerung.
Den Skihang am Goldberg gibt es nicht mehr. Mitglieder des Skiklubs Hagen und des Wirtschaftsbetriebes (WBH) legten vor sieben Jahren die Flutlichtmasten nieder, demontierten den Ankerlift und bauten die beiden Container, die als Kassenhäuschen und Lager dienten, ab.
Nie wieder werden Skifahrer die vergleichsweise kurze Abfahrtspiste hinunterwedeln. Ein Stück Hagener Geschichte ist Vergangenheit.
Willi Schmidt (89) kann sich noch gut an jene Zeiten erinnern, als es in den Hagener Wintern regelmäßig schneite und auf dem Skihang wenn nicht gerade die Hölle, so doch der Bär los war. „Der Schein des Flutlichts hat den Hagenern dann immer signalisiert, dass der Skibetrieb am Goldberg läuft“, berichtet Schmidt, der 40 Jahre lang als Geschäftsführer und Kassenwart des Skiklubs tätig war: „Und in der Waldschänke haben wir Après-Ski gefeiert.“
Die Abfahrtsstrecke wurde 1953 von den Mitgliedern in Eigenregie angelegt und Jahr für Jahr präpariert, der Lift kam 1966 hinzu.
Eine traditionsreiche Geschichte
Die Historie des Skisports in Hagen ist aber viel älter, sie geht zurück auf das Jahr 1894, als ein gewisser Justizrat Ludwig Schulz erste Versuche auf Skiern machte. Überliefert ist auch eine Anekdote über den Verleger der ehemaligen Hagener Zeitung, Dr. Butz. Er erhielt mit seinen Skiern im Stadtgarten von einem aufgeregten Parkaufseher ein Protokoll wegen „verbotenen Betretens von Parkgelände außerhalb der Wege im Winter“.
1907 wurde schließlich der Hagener Skiklub gegründet, dessen Mitglieder in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Spitzenplatzierungen bei Wettkämpfen absahnten. Für einen Paukenschlag sorgte Otto Winter bei den Deutschen Meisterschaften 1929 in Klingenthal. Im Abfahrtslauf glänzte er mit einem hervorragenden dritten Platz.
In den 60er Jahren standen mit Gisela Hecker, Karin Risse und Klaus Dieter Wege ebenfalls Mitglieder des Hagener Skiklubs auf den Siegertreppchen diverser Westdeutscher Meisterschaften. In der jüngeren Vergangenheit setzte insbesondere Niclas Menk sportliche Ausrufezeichen. Schon als Siebenjähriger wurde er im Jahr 2000 Bezirksmeister im Springen von der 12-Meter-Schanze sowie in der Altersgruppe der Neun- bis Zehnjährigen Vizemeister von der 37-Meter-Schanze.
Hagener Stadtmeisterschaft auf dem Goldberg
Auch in der Volmestadt fanden Skirennen statt, die Hagener Stadtmeisterschaft war früher fester Bestandteil des Sportkalenders. Doch der erste Hang lag nicht am Goldberg, sondern auf dem Killing an der Selbecke (in etwa dort, wo sich heute das Freilichtmuseum befindet).
Und gefahren wurde natürlich nicht auf Carving-Skiern, sondern auf jedem Material, das gerade zur Hand war. „Ich habe 1941 auf Fassdauben angefangen, Ski zu laufen“, sagt Willi Schmidt. „Die habe ich mit Kerzenwachs geschmiert, und die Schuhe steckten in einer Lederschlaufe.“
Später bekam er ein Paar gebrauchte Skier geschenkt, lange Latten, mit denen ein heutiger Skifahrer garantiert nicht zurechtkommen würde: „Das war primitiv, ging aber ganz gut. So waren halt damals die Zeiten.“ Die dazu gehörigen Stöcke fertigte er selbst aus Haselnusszweigen an.
Nordic Walking statt Skifahren in Hagen
Sie sind längst Nostalgie geworden, jene Jahre, und auch die goldenen Zeiten des Skiklubs und des Skifahrens in Hagen sind vorbei. Vor 17 Jahren war der Verein maßgeblich an der Errichtung eines Nordic-Walking-Zentrums an der Hoheleye beteiligt. Seitdem geht der Club förmlich am Stock, kann die Trendsportart doch unabhängig vom Wetter ausgeübt werden.
Zum Skifahren braucht man dagegen Schnee, und den gibt es in ausreichender Menge nur noch ganz selten. Schweren Herzens entschloss sich die Vereinsführung daher 2016 zu dem Schritt, den Skihang nach 62 Jahren aufzugeben.
Eine Anfrage des Wirtschaftsbetriebes, der auf der einstigen Piste Bäume, die an anderer Stelle gefällt worden waren, anpflanzen wollte, kam den Verantwortlichen gerade recht, konnten die Kosten für den Rückbau von Lift und Flutlichtern doch so mit der städtischen Tochtergesellschaft geteilt werden.
Ihre Skier schnallen die Hagener jetzt im Hochsauerland oder in den Hallen in Bottrop und Neuss unter. Die Piste am Goldberg wird nie wieder jemand hinunterwedeln.