Hagen-Mitte. Die neue Kita in der einstigen Polizeiwache Prentzelstraße wird deutlich teurer. Daran ist das angrenzende Schumacher-Museum keineswegs schuldlos.

Die Kette von rasanten Baukostensteigerungen in Millionenhöhe bei städtischen Bau- und Investitionsprojekten in Hagen reißt angesichts der allerorten spürbaren Preissprünge nicht ab. Jüngster Fall: die neue Kindertageseinrichtung in der Prentzelstraße, die gemeinsam mit weiteren Verwaltungsbüros in der einstigen Polizeiwache neben dem Schumacher-Museum untergebracht werden soll. Allerdings sind diesmal für das Kosten-Plus nicht bloß die Preisexplosion bei den Materialien sowie die davongaloppierende Inflation verantwortlich, sondern auch technische Einbauten für das Kunstquartier, um die zahlreichen Mängel in dem energetisch und klimatechnisch stark überambitionierten Pannen-Bau zu beseitigen.

Ursprünglich war angedacht, die vier Etagen der Ex-Polizeiwache mit einer Gesamtfläche von 2100 Quadratmetern im Erdgeschoss sowie im ersten Obergeschoss für eine dreigruppige Kita für 75 Mädchen und Jungen sowie in den Etagen zwei und drei für ein sogenanntes „Servicezentrum für frühkindliche Bildung, Betreuung und Inklusion in der Kindertagesbetreuung“ zu nutzen. Doch nun sollen auch noch das Dachgeschoss und die Kellerräume generell angefasst werden. Hier werden technische Einrichtungen wie eine Energiezentrale und ein Kaltwasserspeicher eingebaut. Dazu, so die veränderte Konzeption, muss auch in die Dachkonstruktion eingegriffen werden, um hier sowohl Technik als auch Amtsstuben nebeneinander unterbringen zu können. Für die Energiezentrale ist wiederum das Kellergeschoss vorbehalten.

Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss der einstigen Polizeiwache sind der Kita vorbehalten.
Das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss der einstigen Polizeiwache sind der Kita vorbehalten. © WP | Michael Kleinrensing

Der Druck auf die Stadtverwaltung, angesichts der demografischen Entwicklung in der Hagener Innenstadt dringend weitere Kita-Plätze anbieten zu müssen, ließ bereits vor vier Jahren die Grundsatzidee reifen, die einstige Innenstadtwache der Polizei, die unter den Nationalsozialisten sogar mal als Hinrichtungsstätte diente, in eine Kindertagesstätte zu verwandeln. Nachdem die Stadt die Immobilie mit angrenzendem Außengelände vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) erworben hatte, sollten ursprünglich, so wurde der Politik im Mai 2021 noch vorgerechnet, weitere 3,25 Millionen Euro in den erforderlichen Umbau mitsamt Sanierung des völlig unzeitgemäßen Objektes ohne barrierefreien Zugang fließen.

Immenser Sanierungsstau

Der bauliche Zustand der Immobilie galt schon seit Jahren als äußerst bedenklich und vor allem energetisch katastrophal: „Mach’ doch mal das Fenster zu!“ – „Pardon, das Fenster ist zu. . .“ Dieser aus dem einstigen Polizeialltag überlieferte Dialog sagt eigentlich schon alles über den erheblichen Sanierungsstau in dem viergeschossigen Bau aus, in dem künftig die jüngsten Hagener betreut werden sollen.

Bei der Herrichtung des einzelnen Etagen müssen Wände versetzt, Sanitärräume angepasst und ein interner Aufzug ausschließlich für den Kita-Betrieb montiert werden. Darüber hinaus sind im Sinne des Brandschutzes weitere Treppenhäuser an den Giebelseiten geplant – eines sogar mit Aufzug, um den barrierefreien Zugang in allen Etagen zu gewährleisten. Die technischen Anbindungen von der Prentzelstraße an das Kunstquartier – hier geht es unter anderem um die Leitungsführungen für die Kühlung – werden ebenfalls durch das Treppenhaus geführt. Dadurch soll vermieden werden, dass der Platz für die Kita zusätzlich beschränkt werden muss. Darüber hinaus stehen etwa 800 Quadratmeter für ein Außenspielgelände zur Verfügung, für das ein Abrissbagger bereits den notwendigen Raum geschaffen hat. Zudem muss der Bodenuntergrund entsiegelt werden. Auf dem früheren Parkplatz-Areal wird obendrein ein Trafohäuschen entstehen und ein etwa 40 Kubikmeter großer Tank für das Löschwassersystem des Museums versenkt.

Kita-Start ist noch offen

Insgesamt kosten all diese Maßnahmen gut 2,5 Millionen Euro extra, so dass das Kostenvolumen des Gesamtprojektes auf knapp 5,8 Millionen Euro ansteigt. Die Politik hat für diese Entwicklung bereits grünes Licht gegeben. Offen bleibt freilich, wann dort die ersten Kinder betreut werden können. Vor zwei Jahren hatte die Verwaltung noch einen Kita-Start für den August 2023 angepeilt. Doch dieser Termin erscheint ebenso illusorisch wie die ursprünglich angedachten Investitionskosten. Ein neuer Startzeitpunkt wird seitens der Stadt zurzeit gar nicht mehr benannt – und aus der Politik fragt im Namen der händeringend wartenden Familien längst keiner mehr nach.