Hagen-Mitte. Die einstige Polizeiwache in der Prentzelstraße könnte sich in den Augen der Stadt in eine Kita verwandeln. Hier mehr zu den Ideen im Rathaus:
Der Druck, in der Hagener Innenstadt dringend weitere Kita-Plätze anbieten zu können, lässt die Stadtverwaltung inzwischen auch ungewöhnliche Wege gehen. So wird derzeit beispielsweise geprüft, ob die ehemalige Polizeiwache in der Prentzelstraße sich nicht für die Betreuung der Jüngsten eignen könnte. So gibt es bereits Gespräche mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) – dieses Interessenbekundungsverfahren sichert den bevorzugten Zugriff –, welcher Preis nach entsprechender Wertermittlung wohl für die Landesimmobilie zu zahlen sei.
Vergreisung der City vermeiden
Unabhängig von der Ex-Polizeiwache Prentzelstraße will die Stadt prüfen, ob sich noch andere kommunale Gebäude wie beispielsweise die Ordnungsamtsimmobilie in der Böhmerstraße eignen, um weitere Kita-Plätze direkt in der Innenstadt zu schaffen.
Investoren legten zuletzt vor allem den Fokus auf altengerechte Wohnkonzepte nah an der Fußgängerzone – so beispielsweise auch beim Umbau des Kaufhofes. Doch die Politik will die City auch für junge Familien attraktiv halten, um eine schleichende Vergreisung zu vermeiden.
Der bauliche Zustand des Objektes gilt – gelinde gesagt – als bedenklich. „Mach’ doch mal das Fenster zu!“ – „Pardon, das Fenster ist zu. . .“ Dieser Dialog aus dem einstigen Polizeialltag sagt eigentlich schon alles über den erheblichen Sanierungsstau in dem viergeschossigen Bau aus, der für Kindertagesstätten-Zwecke sicherlich grundlegend umgebaut werden müsste. Es fehlt an einem barrierefreien Zugang, die sanitären Einrichtungen sind völlig heruntergekommen und der frühere Zellentrakt dürfte zurzeit lediglich Liebhaber von SM-Gelüsten reizen.
Wache mit langer Tradition
Dabei verbinden zumindest die älteren Hagener mit der Wache Prentzelstraße, deren Hof einst als Hinrichtungsstätte diente, deutlich mehr als eine schnöde Polizeistation: Immerhin steht der Begriff „Ring frei Mitte“ für eine Mischung aus Tradition, Geschichte und Mythos. Der im Volksmund gern zitierte Slogan erinnert noch an jene Zeiten, als sich die Malocher der Hasper Hütte am Zahltag mit prall gefüllten Lohntüten zum Zechen auf den Weg in die Kneipen machten, wo zu vorgerückter Stunde auch regelmäßig die Fäuste flogen. Die übermütigsten alkoholisierten Schläger wurden dann zum Abkühlen und Ausnüchtern oft in die Prentzelwache gebracht und trafen dort auf wehrhafte Ordnungshüter – an dieser Stelle verschwimmen bei Erzählungen meist die Grenzen zwischen Wahrheit, Heroen-Sagen und Legendenbildung.
Unbeeindruckt von dieser Vorgeschichte hat die Stadt bereits vor Wochen ihr Interesse an dem Bau bekundet: „Wir halten das Objekt für geeignet und erwarten auch eine baldige Antwort vom BLB“, würdigt Stadtsprecher Michael Kaub vor allem die zentrale Lage innerhalb des Innenstadtrings. Für eine dreigruppig angedachte Kita, die in den ersten beiden Etagen Platz finden soll, müsste der stattliche Bau neben dem Glas-Kubus des Schumacher-Museums kernsaniert werden. Der hinter dem Gebäude liegende Parkplatz würde sich in eine Außenspielfläche verwandeln. „Der Raum wäre ausreichend, das haben wir bereits geprüft“, versicherte zuletzt Sozialdezernentin Margarita Kaufmann gegenüber den Mitgliedern des Haupt- und Finanzausschusses. Die beiden oberen Etagen sollen für weitere Verwaltungsabteilungen reserviert bleiben. „Sobald der Zuschlag erteilt ist, beginnen wir mit der Umsetzung“, versichert Kaub, dass die Stadt das Projekt mit Nachdruck verfolge: „Wir rechnen mit einem Realisierungszeitrahmen von zwei Jahren.“
Volme-Galerie ungeeignet und zu teuer
Die SPD-Ratsfraktion hatte zudem angeregt, in der Volme-Galerie eine Kita anzusiedeln, um somit in direkter Citylage nicht bloß altengerechte Konzepte zu verwirklichen, sondern auch für junge Familien Angebote zu schaffen. Das Ziel: eine bessere Generationendurchmischung in der Hagener Innenstadt. Allerdings machte die Stadtverwaltung deutlich, dass ähnliche Ideen bereits vor sechs Jahren an den baulichen Realitäten gescheitert seien.
Zwar hätte beispielsweise das Areal der einstigen Horten-Campingabteilung auf dem Dach in ein Außenspielgelände verwandelt werden können, doch die Zugangs- und Fluchtwegsituation gestaltet sich dort äußerst schwierig. „Die Überlegungen wurden dann nicht weiter vertieft, zumal die Preisvorstellung des damaligen Galerie-Managements den eigentlich komfortablen Mietzins auf Basis des Kinderbildungsgesetzes so deutlich überschritten, dass vertiefte Planungsüberlegungen obsolet waren“, so Oberbürgermeister Erik O. Schulz. Der Realisierungsrahmen sei bis heute nicht einfacher geworden, betont der Verwaltungschef, zumal Brandschutzvorgaben und auch die Tageslichtsituation weiterhin kompliziert seien.