Hagen. Im Hospiz in Hagen sind in fünf Jahren mehr 500 Menschen gestorben. Warum an einem Ort, in dem es um den Tod geht, so viel Wunderbares geschieht.

Es muss einfach ein schöner Ort sein. Ein Ort, an dem immer wieder kleine Wunder geschehen. Und weil das so ist, steht da dieser Satz im Raum. Jenny Krutwig hat ihn gesagt: eine junge Frau, die mit 26 Jahren noch weit in der ersten Hälfte ihres Lebens steht.

Was für die Gäste, die im Hospiz Hagen leben, nicht gilt. „Im Grunde ist es, als würde ich nur das Wohnzimmer wechseln“, so die 26-Jährige. Sie wohnt in der Nachbarschaft der Einrichtung an der Rheinstraße und spricht darüber, wie es ist, wenn sie des Morgens zur Arbeit kommt.

Hospiz Hagen: Feier am kommenden Sonntag

Das Hospiz an der Rheinstraße feiert am Sonntag, 19. März, 15 Uhr, sein fünfjähriges Bestehen. Anmeldung zu Hausführungen: info@hospiz-hagen.de, Tel. 02331/5983700.

Es geht zurück auf eine Initiative des Hageners Klaus Korte, dem die Immobilie an der Rheinstraße einst gehörte und der seine letzten Lebenstag in einem Hospiz in Letmathe verbrachte.

Korte sprach von der schönsten Zeit seines Lebens und war gleichzeitig traurig darüber, dass es eine solche Einrichtung in seiner Heimatstadt nicht gab.

Korte, der selbst keine Kinder hatte, vermachte Vermögen und Immobilie der Stiftung und beauftragte die Betreuerin Brigitte Passoth damit, seinen letzten Willen umzusetzen. Sie ist bis heute Vorsitzende der Stiftung.

Natürlich geht es in einem Hospiz um den Tod und um das Sterben. Es gibt Tage, da fährt der Leichenwagen vor dem Haus an der Rheinstraße vor. „510 Gäste haben wir seit der Eröffnung in den letzten fünf Jahren hier gehabt“, sagt Merle Schüpphaus, die Pflegeleitung der Einrichtung. „Ein Rettungswagen oder ein Notarzt kommen zu uns nicht mehr.“

Keiner muss mit dem Rauchen aufhören

Gerhard Koch, Mediziner, einst Leiter der Kinderklinik am Allgemeinen Krankenhaus und jetzt Vorsitzender des Fördervereins, findet dafür diese Worte: „In unserem Hospiz treten die medizinischen Aspekte hinter den menschlichen zurück. Hier muss keiner mehr mit dem Rauchen aufhören. Und wenn wir Gäste haben, die abends gern mal ein Glas Wein trinken, dann machen wir auch das möglich.“

Das Team hinter dem Team: Angelika Thor, Qualitätsmanagement, Dr. Gerhard Koch, Förderverein, Brigitte Passoth, Stiftungsvorsitzende, und Merle Schüpphaus. Das Hospiz Hagen gibt es seit fünf Jahren.
Das Team hinter dem Team: Angelika Thor, Qualitätsmanagement, Dr. Gerhard Koch, Förderverein, Brigitte Passoth, Stiftungsvorsitzende, und Merle Schüpphaus. Das Hospiz Hagen gibt es seit fünf Jahren. © WP | Michael Kleinrensing

Es mag um das Sterben gehen. Aber es geht vor allem um das Leben. Um das würdevolle Leben in den letzten Tagen. Und so beeindrucken die außergewöhnlichen Geschichten, die kleinen Wunder, die das unterstreichen. Die von der Dame, die ihrer Enkelin versprochen hatte, einmal mit ihr eine Tour im VW-Bulli zu machen. „Ein ganzer Verein ist hier mit seinen Bullis auf dem Höing vorgefahren und hat das möglich gemacht“, sagt Angelika Thor, die für das Qualitätsmanagement verantwortlich zeichnet.

Letzte Wünsche werden Wirklichkeit

Oder die Geschichte von jenem Gast, der unbedingt noch einmal ein Heimspiel von Borussia Dortmund erleben wollte. Oder jenem, der noch einmal das Meer sehen wollte. Oder die von jenem jungen Mann, dessen größter Wunsch es war, noch einmal ein Glas richtig guten Whiskeys zu trinken. Zwei waren es am Ende sogar. Am nächsten Morgen lag er tot in seinem Bett. „Das alles sind ganz besondere Momente“, sagt Merle Schüpphaus.

Ein Bad mit Blick aufs Meer: Die Pflegefachkräfte Jenny Krutwig (links) und Melanie Mühlhaus bereiten im Hospiz Hagen die Wanne vor.
Ein Bad mit Blick aufs Meer: Die Pflegefachkräfte Jenny Krutwig (links) und Melanie Mühlhaus bereiten im Hospiz Hagen die Wanne vor. © WP | Michael Kleinrensing

Einmal im Monat wird im Hospiz an der Rheinstraße gefeiert. Es sind Feste, die Ausdruck der Fröhlichkeit an diesem Ort sind. „Wenn dann die Musik im Garten spielt, putzen sich die Bewohner richtig raus“, sagt Brigitte Passoth, Vorstand der Klaus-Korte-Hospizstiftung, „dann stehen auch die Nachbarn auf den Terrassen und Balkonen.“

Proteste vor dem Bau

Ein Umstand, der besonders wundert, wenn man sich an die Proteste erinnert, die es vor dem Bau des Hospizes gab. „Wir sind aber längst nicht die einzige Einrichtung, die mit solchen Vorbehalten zu tun hatte. Sterben schafft Unbehagen. Es gab eine Zeit, da hätte man Hospize am liebsten an die Ränder von Gewerbegebieten gedrängt. Aber das war für uns keine Option“, sagt Brigitte Passoth. Und so habe sich, was die Konflikte betreffe, vieles relativiert. „Wir leben gut und friedlich miteinander.“

In diesem Haus an der Rheinstraße hat Klaus Korte einst gewohnt. Heute befindet sich in dem Gebäude das Hospiz.
In diesem Haus an der Rheinstraße hat Klaus Korte einst gewohnt. Heute befindet sich in dem Gebäude das Hospiz. © WP | Michael Kleinrensing

Ein Zusammenleben, das es ermöglicht, die Momente zu genießen. „Wenn man sich im Sommer des Morgens im Sonnenschein mit einer Tasse Kaffee auf die Terrasse setzt – das ist ein kleines Paradies“, sagt Gerhard Koch, „eine ganz wunderbare Atmosphäre.“

Die Hecken blühen, die Vögel singen ihre Lieder. Es ist einfach ein schöner Ort.