Hagen. Eine Hundewiese erhitzt die Gemüter in Hagen. Der Streit führt tief in die Macht- und Verwaltungsstrukturen der Stadt.

Über die Einrichtung einer Hundewiese im Hagener Norden ist immer noch keine Entscheidung gefallen. Stattdessen gibt es jetzt heftige Auseinandersetzungen zwischen den beteiligten Behörden und Politikern.

Diese gipfelten am Mittwoch in einem Beschluss der Bezirksvertretung Nord, deren Mitglieder den Stadtrat einstimmig aufforderten, von seinem Weisungsrecht gegenüber dem Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) Gebrauch zu machen, um eine Hundewiese im Vorhaller Ortsteil Brockhausen zu ermöglichen. „Was Herr Keune und der WBH hier aufführen, können wir uns nicht gefallen lassen“, schimpfte Jörg Klepper, Fraktionschef der CDU im Rat, in Richtung des Hagener Baudezernenten Henning Keune, der zugleich Vorstand des WBH ist.

Hintergrund des Streits ist die Weigerung des Wirtschaftsbetriebs, die in Rede stehende Wiese zwischen Brockhausen und dem Wasserschloss Werdringen für Hunde und deren Besitzer herzugeben. Die betreffende Fläche, die der WBH vor drei Jahren zusammen mit einigen anderen Flächen von einem Privatmann erwarb, wurde in der Vergangenheit landwirtschaftlich als Dauergrünland genutzt und soll erneut verpachtet werden.

Bezirksvertretung pocht auf Wiese in Brockhausen

Die Mitglieder der Bezirksvertretung, allesamt Frauen und Männer, die im Bezirk Nord wohnen, favorisieren dagegen das Areal in Brockhausen: „Das ist der ideale Standort für eine Hundewiese“, betonte Josef Hennemann, der die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung führt: „Dort wird die Bevölkerung nicht durch Autoverkehr und andere Umstände gestört. Es wundert mich unheimlich, dass der Wirtschaftsbetrieb ausgerechnet diese Örtlichkeit rigoros ablehnt.“

Die Lokalpolitiker fühlten sich bereits im Oktober vom WBH düpiert, weil das städtische Tochterunternehmen die Hundewiese in Brockhausen damals ohne nähere Angabe von Gründen als ungeeignet bezeichnet hatte. Erst nachdem die Bezirksvertreter weiteren Beratungsbedarf einforderten, bequemte sich der Wirtschaftsbetrieb zu der Begründung, die Wiese verpachten zu wollen. „Die Bezirksvertretung wird hier regelrecht vorgeführt“, erregte sich Jörg Klepper, der dem Gremium zwar nicht direkt angehört, aber im Hagener Norden wohnt und als Ratsmitglied den Sitzungen regelmäßig beiwohnt: „Das kann man so nicht stehen lassen.“

„Ärger mit Anwohnern programmiert“

Die von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Standorte an der Pappel- oder an der Borgenfeldstraße lehnen die Bezirksvertreter ab. Dort sei Ärger mit den Anwohnern programmiert, erklärte Hennemann: „Spätestens dann, wenn Auswärtige dorthin kommen und alles zuparken.“ Dagegen hält die Verwaltung die Parkmöglichkeiten an diesen beiden Standorten für jeweils ausreichend.

Baudezernent Henning Keune hat sich am Donnerstag auf Anfrage nicht mehr zu der Angelegenheit geäußert.

Bislang gibt es im gesamten Hagener Stadtgebiet nur eine öffentliche Hundewiese – und zwar in Haspe. Eine weitere Hundewiese ist in Hohenlimburg geplant.

Die Einrichtung des eingezäunten Geländes soll Hundebesitzern die Möglichkeit bieten, ihre Tiere ohne Leinenzwang laufen lassen zu können. Die Hundewiese soll Anlaufstelle und Treffpunkt für Tierbesitzer werden und eine angenehme Aufenthaltsqualität für Mensch und Tier bieten.

Hundewiese verursacht erhebliche Kosten

Unabhängig davon, an welchem Standort im Norden sie letztlich eingerichtet wird, muss die Wiese zum Schutz von Spaziergängern, Joggern und spielenden Kindern mit einem 1,60 Meter hohen Stabgitterzaun, der für die Hunde unüberwindbar ist, eingefasst werden.

Zudem sind Sitzbänke sowie Mülleimer vorgesehen, Hundekotbeutel-Spender und Müllboxen zum Sauberhalten der Fläche sowie ein Hinweisschild, das über die Regeln zur Benutzung der Fläche informiert. Das Errichten von Hindernissen oder Spielgeräten für die Vierbeiner ist nicht vorgesehen.

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Zur Einrichtung der Hundewiese veranschlagt die Stadt Kosten in Höhe von rund 40.000 Euro. Zudem weist die Verwaltung darauf hin, dass die Fläche regelmäßig gepflegt und kontrolliert werden müsse.

Insbesondere die Leerung der Mülleimer und das Auffüllen der Hundekotbeutel-Spender müsse regelmäßig geschehen, wenn die Wiese ein attraktiver Aufenthaltsort für Mensch und Tier sein solle. Die Unterhaltungskosten liegen noch einmal zwischen 9000 und 11.000 Euro pro Jahr.