Berchum. Eine Hundehalterin aus Berchum lebt idyllisch im Grünen - ärgert sich aber über immer mehr Hundekot auf den Wegen. Sie will nun aktiv werden:

Sie liegen in der Fußgängerzone, sie liegen an der Straße, sie liegen vor Einfahrten und sie liegen an Waldwegen – und das nicht zu knapp. Die Rede ist von Hundehaufen. Ein Thema, das viele Menschen im Stadtgebiet ärgert – selbst in den Gegenden, die wie gemalt für das Halten von Hunden sind: Wie in Berchum, wo Danuta Czysarski nur aus der Haustür treten muss, um vor sich eine weite grüne Landschaft ausgebreitet zu sehen. Wälder. Wiesen. Bauernhof-Idyll.

Danuta Czysarski aus Berchum lebt idyllisch im Grünen - ärgert sich aber über immer mehr Hundekot auf den Wegen.
Danuta Czysarski aus Berchum lebt idyllisch im Grünen - ärgert sich aber über immer mehr Hundekot auf den Wegen. © Marcel Krombusch

Sie sagt vorneweg, sie wolle niemanden an den Pranger stellen. Vielmehr will sie aufrütteln, für das Thema sensibilisieren und Aufmerksamkeit schaffen. „Das geht nicht mehr, es ist einfach ekelhaft“, sagt die Berchumerin. „Wir haben hier alles, um Hunde zu halten– aber wir müssen mitnehmen, was die Tiere hinterlassen.“

Problem am Wegesrand

Wer Danuta Czysarski auf ihrem Rundgang, die beiden Hunde an der Leine, begleitet, der merkt schnell, warum sie das Thema so aufwühlt. Es dauert nur wenige Schritte auf dem Weg im Grünen, der mit seinen Ackerflächen und Wäldern in der Weite auch als Postkarten-Motiv herhalten könnte, um die ersten Tretminen am Wegesrand zu entdecken.

Sie blickt links, sie blickt rechts. „Hier“, zeigt sie auf einen Haufen, „dort“ zeigt sie wenige Meter entfernt auf den nächsten. Wer seinen Blick auf Hundekot polt, der sieht beim Spazieren gefühlt alle paar Sekunden einen neuen Haufen. „Wir bekacken uns unsere Gegend.“

Ein Satz, der so auch außerhalb vom Dorf Berchum in vielen Gegenden der Stadt fallen könnte. Wie in der Hohenlimburger Innenstadt, wo die Fußgängerzone und der Lennedamm immer wieder mit Tretminen besetzt sind. Nicht zuletzt deshalb die Debatte um eine Hundewiese, die nun nahe des Restaurants Mykonos auf der Wiese an der Lärmschutzwand entstehen soll.

Danuta Czysarski aus Berchum lebt idyllisch im Grünen - ärgert sich aber über immer mehr Hundekot auf den Wegen. Zum Gassi-Gehen nimmt sie immer Kotbeutel mit.
Danuta Czysarski aus Berchum lebt idyllisch im Grünen - ärgert sich aber über immer mehr Hundekot auf den Wegen. Zum Gassi-Gehen nimmt sie immer Kotbeutel mit. © Marcel Krombusch

Eine Lösung für das Problem? Danuta Czysarski zweifelt. „Unsere Hunde würden nie auf einer Hundewiese laufen, sie sind an uns gewöhnt“, sagt sie. Dazu die Hundehalter, die weit entfernt von der Wiese wohnen. Sie würden wohl kaum die Wiese gezielt anfahren. „Hier in Berchum würde auch eine Hundewiese nicht helfen.“

Kleinteiliger Abfall

Wie wird man dem Problem Herr? Keine neue Frage. Immer wieder berichtete diese Zeitung in der Vergangenheit über das Thema Stadtsauberkeit. Und bei der Frage, wie die Entsorgung finanziert wird, unterscheidet sich Hundekot nicht von weggeworfenen Kippen oder Kaugummi. Alles wird aus denselben Töpfen zur Straßenreinigung bezahlt. „Es handelt sich hier um kleinteiligen Abfall im öffentlichen Raum“, sagt Jacqueline Jagusch, Sprecherin der Hagener Entsorgungsbetriebe.

Hundesteuer hoch

Falsch dagegen die Vermutung, die Hundesteuer werde als Hebel angesetzt, um die Entsorgung von Hundekot zu finanzieren. „Die Hundesteuer ist nicht leistungsgebunden.“ Vielmehr soll sie dafür sorgen, dass die Zahl der Hunde im Stadtgebiet nicht explodiert. Dahinter stecken also „ordnungspolitische Ziele“, wie es das Bundesfinanzministerium umschreibt. Mit der Steuer werden verschiedene kommunale Aufgaben finanziert. Für die Hunde in Hagen ist die steuerliche Belastung relativ hoch: 180 Euro werden für das erste Tier pro Jahr gefordert, bei zwei Tieren sind 210 Euro pro Hund fällig und bei drei Vierbeinern sogar 240 Euro.

Ein oft gesehenes Bild im Stadtgebiet: Hundekot. Nicht nur wie hier auf der Wiese, sondern auch an Straßen, auf Fußwegen und vor Einfahrten.
Ein oft gesehenes Bild im Stadtgebiet: Hundekot. Nicht nur wie hier auf der Wiese, sondern auch an Straßen, auf Fußwegen und vor Einfahrten. © Marcel Krombusch

Dass eine Erhöhung der Hundesteuer für das Thema sensibilisiert, glaubt Danuta Czysarski daher nicht. „Man erreicht das Gegenteil. Es würde das Problem noch verschärfen“, rechnet sie mit einer Trotzreaktion. Strafen? Die sind bereits hoch: Wer das Geschäft seines Hundes auf einem Gehweg liegen lässt und erwischt wird, der zahlt mindestens 150 Euro Bußgeld.

Die Waste Watcher hätten hier ein wachsames Auge, sagt Jacqueline Jagusch vom Hagener Entsorgungsbetrieb. Das komplette Stadtgebiet überwachen, das können aber auch die nicht.

Mehr Kotbeutel?

Auch mehr Hundekotbeutel-Spender aufzustellen, würde das Problem wohl kaum in Gänze lösen. Das zeigen zumindest bisherige Erfahrungen der Stadt Hagen. Volle Beutel werden teilweise nicht richtig entsorgt, sondern finden sich am Wegesrand oder in Büschen wieder. Außerdem werden aufgestellte Beutel-Spender regelmäßig zweckentfremdet, gestohlen oder zerstört.

Danuta Czysarski mit ihren beiden Jagdhunden - zwei Magyar Vizsla (Ungarische Vorstehhunde.
Danuta Czysarski mit ihren beiden Jagdhunden - zwei Magyar Vizsla (Ungarische Vorstehhunde. © Marcel Krombusch

In 2021 hat der Wirtschaftsbetrieb Hagen vier Beutelspender in Wehringhausen mit insgesamt 120.000 Beuteln bestückt, umgerechnet also 30.000 Stück pro Spender in einem Jahr. Solche Zahlen zeigen, wie großzügig sich Hundebesitzer an den Automaten bedienten. Was also tun?

Danuta Czysarski will in ihrem Umfeld ihren kleinen Teil dazu beitragen, für ein Umdenken zu sorgen. Flyer am Weg aufhängen, vielleicht eine Versammlung zu dem Thema in Berchum organisieren. „Die Menschen müssen wissen, der Kot gehört zu dem Hund und der Hund gehört mir.“ Letztlich sei es eine Sache der Einstellung.

Neben der Bushaltestelle an der Berchumer Grundschule steht ein Hundekotbeutel – allerdings unbestückt.
Neben der Bushaltestelle an der Berchumer Grundschule steht ein Hundekotbeutel – allerdings unbestückt. © Marcel Krombusch

„Ich kann die Einstellung der Menschen nicht ändern. Aber ich will mir sagen können, ich hätte es wenigstens versucht.“