Hagen. Das Ordnungsamt Hagen geht schärfer gegen Heilkopter-Eltern vor, die ihre Kinder morgens mit dem Auto zur Schule bringen.

Zugeparkte Gehwege, Anhalten mitten auf der Straße, rasante Wendemanöver – wenn es um das vermeintliche Wohl ihrer Kinder geht, missachten viele Väter und Mütter in Hagen gern mal die Verkehrsvorschriften. Das Ordnungsamt will diesem Verhalten jetzt Einhalt gebieten und kontrolliert verstärkt die Situation vor den Schulen. Neben Belehrungen für uneinsichtige Eltern setzt es dabei auch Verwarn- und Bußgelder.

Die Mentalität von Helikopter-Eltern, die ihre Kinder morgens bis vors Schultor bringen und auch dort wieder abholen, sorgt an nahezu allen Hagener Schulen für Diskussionsstoff. Mitunter spielen sich haarsträubende Szenen ab, treibt zahlreiche Eltern doch das Bedürfnis, ihren Nachwuchs unmittelbar an die Schule heranzufahren. Die Missachtung der Verkehrsvorschriften nehmen die Eltern dabei in Kauf.

Das sagt die Stadtverwaltung

Das Hagener Ordnungsamt hat deshalb die „Schwerpunktkontrolle Schulwegsicherung“ auf den Weg gebracht. Frühmorgens und mittags, vor bzw. nach Schulbeginn, kontrollieren die städtischen Überwachungskräfte gezielt parkende Eltern, die sich beim Absetzen oder Abholen ihrer Kinder nicht an die Verkehrsregeln halten.

Vor allem Grundschulen hat das Ordnungsamt im Visier, bislang wurde u.a an der Goldbergschule, der Meinolfschule und der Henry-van-de-Velde-Schule kontrolliert.

Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes Hagen kontrolliert vor der Grundschule Henry van de Velde in Hagen.
Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes Hagen kontrolliert vor der Grundschule Henry van de Velde in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Dabei ahndeten die Mitarbeiter u.a. das Parken auf dem Gehweg (55 Euro), das Halten im absoluten Halteverbot als auch das Halten in Feuerwehrzufahrten (jeweils ab 20 Uhr). „Die Höhe des Bußgeldes kann je nach Dauer oder falls andere Verkehrsteilnehmende behindert oder gefährdet werden, variieren“, so Charlien Schmitt, Sprecherin der Stadtverwaltung.

Das sagt das Ordnungsamt

Vor allem aber klären die Mitarbeiter des Ordnungsamtes die Eltern über ihr Fehlverhalten auf. Denn nicht selten komme es auf dem Schulweg zu gefährlichen Situationen für die eigenen, aber auch für andere Kinder, die sich auf dem Weg zur oder von der Schule befinden. „Dieses Risiko wird oft unterschätzt“, sagt Manuel Bornfelder, Sachgruppenleiter im Ordnungsamt: „Dabei wiederholen sich die Begründungen der Eltern: Oft wird der eigene Zeitdruck als Grund genannt, aus dem die Kinder möglichst nah an den Schulgebäuden abgesetzt werden.“

Das sagt die Schulleiterin

Auch vielen Lehrern sind die Elterntaxis ein Dorn im Auge. „Es kommt bisweilen zu supergefährlichen Situationen“, berichtet Barbara Brück, Leiterin der Grundschule Henry van de Velde. Auf nahezu allen Elternversammlungen und in allen Elternbriefen weise die Schule darauf hin, dass es besser sei, die Kinder zu Fuß zur Schule zu schicken – genausogut könnte man allerdings auch gegen Windmühlenflügel kämpfen: „Wir sind sehr froh, dass das Ordnungsamt jetzt dagegen vorgeht.“

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Denn für Pädagogen hat der Schulweg pädagogischen Charakter: „Es geht um Bewegung, die den Kindern im Alltag oft fehlt“, sagt Rektorin Brück: „Es geht um soziale Kontakte, die die Kinder unterwegs knüpfen. Und es geht um Selbstständigkeit. Kinder, die zu Fuß gehen, bewegen sich souveräner im Straßenverkehr.“ Vor allem im ersten Schuljahr sollten die Eltern die Kinder begleiten – zu Fuß.

Das sagt die Polizei

Das Ordnungsamt plant, die Kontrollen fortzusetzen. Rückendeckung erhält die Behörde von der Polizei, die die Elterntaxis für hochproblematisch hält: „Weshalb wir vor Schulbeginn ebenfalls Kontrollen durchführen, Strafzettel verteilen und mit Lasergeräten die Geschwindigkeit messen“, sagt Tim Sendler, Sprecher im Polizeipräsidium: „Auf diese Weise versuchen wir, Verkehrserziehung zu steuern und dafür zu sorgen, dass sich mehr Kinder in Hagen wieder selbstständig auf den Weg zur Schule machen.“

Das sagt die Stadtschulpflegschaft Hagen

In der Hagener Stadtschulpflegschaft steht man den Helikopter-Eltern ebenfalls skeptisch gegenüber: „Zur Fuß zur Schule zu gehen, ist wichtig für die Erziehung der Kinder“, sagt Vorsitzende Natascha Veneziano. Viele Eltern würden verkennen, dass sie selbst ein Risiko für den Verkehr darstellen und mit ihren Autos unmittelbar vor den Schulen gefährliche Situationen heraufbeschwören: „Ja, es sind wir Eltern, die dieses Problem erzeugen und das oft nicht einmal wahrhaben wollen.“

Am Lönsweg in Boelerheide zum Beispiel sei es morgens vor Schulbeginn schon zu mehreren Unfällen gekommen. Dass viele Eltern damit argumentieren, morgens unter Zeitdruck zu stehen, will sie nicht gelten lassen: „Das ist eine Ausrede. Zeitdruck haben wir alle.“