Hagen. Früher kamen fast alle Schüler in Hagen mit dem Rad zur Schule. Heute lassen sie sich im Eltern-Taxi chauffieren. Ein Gymnasium will das ändern.

Dr. Klaus Weimer kann sich noch gut an das Jahr 1983 erinnern, in dem er am Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) in Hagen sein Abitur machte: „Damals kamen fast alle Schüler mit dem Fahrrad zur Schule.“

Wie sich die Zeiten doch ändern. Heutzutage fährt kaum noch ein Jugendlicher mit dem Rad, die Mädchen und Jungen nehmen lieber den Bus oder das Eltern-Taxi. Doch Weimer, inzwischen 57 Jahre alt und Mitglied im Rotaryclub Hagen-Lenne, will zurück in die Vergangenheit bzw. Zukunft. Am Mittwoch fand am THG ein von den Rotariern initiierter Fahrrad-Tag für die 93 Siebtklässler der Schule statt. Ziel: wieder mehr Schüler aufs Rad zu bringen.

Lehrer fahren voran und sichten Gefahrenstellen

Es gab Fahrtrainings, einen Hindernis-Parcours, Workshops und weitere Aktivitäten. Einige Lehrer radelten mit Kleingruppen zum Hengsteysee, ins Hochschulviertel oder zum Hameckepark – überall dorthin, wo Schüler der THG zu Hause sind. „Auf diese Weise sollen die Jugendlichen ihren Rad-Schulweg kennenlernen“, so Georg Klopf vom Kollegium.

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Zwei Pädagogen, Christiane Wißkirchen und Fabian Köppen, kartierten das Umfeld des Gymnasiums und sichteten Gefahrenstellen wie nicht abgesenkte Bordsteine. „Die Daten wollen wir an die Stadtverwaltung und interessierte Politiker weitergeben“, erläuterte Klopf.

Auch das THG würde davon profitieren, wenn mehr Schüler mit dem Rad zur Schule kämen. Zu den Stoßzeiten ist die Humpertstraße aufgrund der zahlreichen Elterntaxis bisweilen verstopft. Letztlich verfolgt „Biking for future“ das Ziel, den Umweltschutzgedanken in den Köpfen der Hagener Schüler zu etablieren und die Lebensqualität in der Stadt durch eine emissionsfreie Mobilität zu erhöhen.

Der Weg ist steinig in Hagen

Doch der Weg, den die Rad-Lobby in Hagen vor sich hat, ist steinig. Dass das Fahrrad auch in einer hügeligen Stadt wie Hagen eine ernstzunehmende Alternative zum Auto biete, sei im Rathaus noch nicht richtig angekommen, wetterte Weimer: „Die Verwaltung ist in dieser Beziehung träge und zurückhaltend.“

Auch Michael Schröder und Jürgen Henning vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) in Hagen wünschen sich, dass die Verantwortlichen in Verwaltung und Politik den gutgemeinten Beschlüssen endlich Taten folgen lassen: „Als Fahrradfahrer wird man in Hagen einfach nicht akzeptiert. Es gibt zwar ein Radverkehrskonzept, aber damit ist die Stadt gewaltig im Hintertreffen.“

Gut gesicherte Stellplätze als Voraussetzung

Vielleicht besitzt der Fahrrad-Tag am THG ja so etwas wie Signalwirkung. Die Schule wird – mit ausdrücklicher Unterstützung der Stadt – diebstahlsichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder einrichten. Kein Vater werde es seinem Sohn oder seiner Tochter erlauben, mit einem teuren Fahrrad zur Schule zu fahren, wenn die Gefahr bestehe, dass das Vehikel während des Unterrichts gestohlen werden könnte, so Bernd Trimborn vom gleichnamigen Fahrradgeschäft in Haspe: „Die Schulen müssen die Voraussetzungen für überdachte, gut gesicherte Stellplätze schaffen.“

Es bleibt noch viel zu tun, bis die Gewohnheiten von 1983 wieder en vogue sind und die Mehrzahl dem Fahrrad den Vorzug vor dem Eltern-Taxi gibt.