Hohenlimburg. Nach mehr als zehn Jahren Leerstand soll wieder Leben einkehren in die frühere Gaststätte Haus Busch in Hohenlimburg. Ein Verein renoviert:

Es herrscht wieder Betrieb im Haus Busch. Zwar sind die Zeiten, als frisches Pils aus den Zapfhähnen der Gaststätte in Hohenlimburg floss, seit vielen Jahren Geschichte. Doch der Verein „Wir in Hohenlimburg“ arbeitet derzeit daran, die verwaisten Räumlichkeiten neu zu beleben. Künftig will man hier eine Anlaufstelle schaffen, eine Art sozialen Treffpunkt – aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Haus wird renoviert

Seit drei Monaten laufen die Vorarbeiten. Die Heizung und Elektrik müssen erneuert, die Rohre durchgespült werden. Kurz vor Weihnachten hat man erstmals die Heizung laufen lassen – ein Testlauf. „Es ist ein zäher Prozess“, sagt Hans-Peter Raschke vom Verein „Wir in Hohenlimburg“. Im Laufe des Frühjahrs soll der Betrieb im Haus aufgenommen werden.

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Helfer nach der Flut

Der Verein entsprang aus einer Gruppe von Menschen, die nach der Jahrhundertflut 2021 die Betroffenen im Bezirk unterstützen wollten. Rund zwölf Mitglieder habe man aktuell. Eine kleine Gruppe, die wie so viele andere Vereine um jede helfende Hand mehr dankbar ist. Wie die von Franziska, die mit gespendeter Farbe die Wände in der ehemaligen Gaststätte in helles Weiß taucht. Im Obergeschoss der Gaststätte ist sie soweit fertig mit den Streicharbeiten. „Dann kommt noch das Erdgeschoss. Dort müssen aber erst die Löcher in der Rigipswand gespachtelt werden.“

Nach vielen Jahren des Leerstands zieht der Verein „Wir in Hohenlmburg
Nach vielen Jahren des Leerstands zieht der Verein „Wir in Hohenlmburg" in die ehemalige Gaststätte Haus Busch. Die ehrenamtliche Helferin Franziska streicht die Wände.  © WP Hagen | Marcel Krombusch

Ehrenamtliche Unterstützung

Franziska ist gelernte Kfz-Mechanikerin, hat aber auch bereits als Malerhelferin gearbeitet. In den Verein „Wir in Hohenlimburg“ sei sie irgendwie reingerutscht, weil sie die Arbeit des Vereins in der Hochwasserhilfe für eine gute Sache hält. Neben der Arbeit kommt sie immer mal wieder zum Haus Busch, um daran mitzuwirken, dass dort eine Anlaufstelle entstehen kann.

Nach der Jahrhundertflut dienten die Räumlichkeiten dem Verein bereits als Lager für Sachspenden – und Ideen, wie die ehemalige Gaststätte künftig genutzt werden kann, hat der Verein viele. „Das Thema Hochwasser ist weiter relevant“, sagt Hans-Peter Raschke.

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Sozialen Treffpunkt schaffen

„Wir wollen weiter im Hochwasserschutz und in der Hochwasserhilfe aktiv sein“, so Raschke. Darüber hinaus solle im Haus Busch auch eine soziale Begegnungsstätte geschaffen werden. Die Zielrichtung rührt aus Erfahrungen, die die Mitglieder des Vereins in jener Zeit gemacht haben, als es noch den Hochwasserhilfeladen in der ehemaligen „Ihr Platz“-Filiale in der Hohenlimburger Innenstadt gab. Immer wieder seien etwa auch Bedürftige gekommen, die einfach reden wollten oder dankbar für einen Kaffee waren. Auch für diese Menschen soll das Haus Busch künftig offen stehen. „Erstmal müssen wir allerdings ankommen.“

Laufende Kosten

Probleme und Aufgaben gibt es noch genug: Zwar ist der Verein „Wir in Hohenlimburg“ seit einem Jahr gemeinnützig, jedoch gehört zu der Immobilie Haus Busch auch ein Unkostenapparat, der gestemmt werden will. Die Zusammenarbeit mit dem Inhaber, der Immobiliengesellschaft Peach Property, laufe gut, und Miete müsse man aktuell nicht bezahlen. Aber es fallen Betriebskosten an, und nach mehr als zehn Jahren Leerstand muss das Haus an vielen Ecken renoviert werden.

Und der Verein muss selbst schauen, wie er hierfür Spenden akquiriert. Zuletzt gab es es eine Förderung von 750 Euro durch die Herbst-Sponsoringaktion des Energieversorgers Mark-E. Auch die Bezirksvertretung wird um einen Zuschuss für die Arbeiten gebeten. Zwar existiert das Spendenkonto, weiter, das einst nach der Flut eingerichtet wurde und auf dem sich mehrere zehntausend Euro befinden. „Aber diese Gelder sind weiter für die Geschädigte des Hochwassers bestimmt“, so Raschke, „aus diesem Spendentopf können wir kein Geld nehmen.“ Flutbetroffene können sich weiter jederzeit bei dem Verein melden, wenn sie Unterstützung benötigen (Telefon 0160 7236153 oder per Email an wirinhohenlimburg@mail.com).

Keine nachträgliche Spendenquittung

Das Spendenkonto ist derweil eine weitere Baustelle des Vereins. Denn das Konto wurde kurz nach der Flut 2021 von Helfern um Antje Borgmann und den damaligen Innenstadtentwickler Frank Manfrahs eingerichtet. Doch da es der losen Helfergemeinschaft an einem strukturellen Oberbau in Form einer Gemeinnützigkeit fehlte, konnten Spender damals keine Spendenquittung erhalten. „Wir hatten direkt nach der Flut noch nicht darüber nachgedacht, einen Verein zu gründen, sondern wir wollten helfen“, sagt Hans-Peter Raschke, der seit Beginn der Fluthilfe dabei ist. „Es ist damals kein Unrecht gelaufen, aber für Spender war es nicht optimal.“

Thema im Petitionsausschuss

Der Verein bekam Schützenhilfe vom SPD-Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg und trat vor den Petitionsausschuss des Landtages. Geklärt ist das Thema noch nicht. „Wir haben das Problem, dass es damals unter anderer Rechtsprechung stattfand. Geltendes Recht im Nachhinein zu verändern, das ist sehr schwierig“, so Jörg, seines Zeichens auch Mitglied im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss Hochwasser. Der Ausschuss soll langfristig in einer Enquete-Kommission münden, die aus den Erfahrungen der Jahrhundertflut heraus die Frage stellt, was bei einer erneuten Katastrophe besser gemacht werden kann. Auch hier wolle er die Frage nach den Spendengeldern mit einbringen.

Aus Fehlern lernen

„Wir sind dankbar, dass es damals viele Menschen gab, die direkt nach der Flut mit angepackt haben“, betont Jörg. „Man kann in einer Notsituation nicht sagen, wir warten erstmal ein halbes Jahr und gründen einen Verein.“ Das Finanzministerium habe angekündigt, den Vorgang erneut prüfen zu wollen.

Ehemalige Gaststätte

Viele Hohenlimburger erinnern sich noch gut, als das legendäre Wirte-Ehepaar Fieck am 27. August 1983 das letzte Pils im Haus Busch zapfte. Danach stand das Fachwerkhaus in der Hohenlimburger Innenstadt viele Jahre leer, wurde deshalb abgerissen und Mitte der 1990er-Jahre an selber Stelle neu aufgebaut. Das um ein Stahlskelett errichtete neue Gebäude wurde dem alten Fachwerkhaus nachempfunden.

Im Mai 1996 eröffneten dann Magdalene und Manfred Gödde-Henne die Gaststätte und führten diese bis Juli 2010.

Vor 13 Jahren geschlossen

Beim Hohenlimburger Stadtfest 2010 war das Lokal zum letzten Mal geöffnet, denn in der Nacht von Sonntag zu Montag wurde die Inneneinrichtung zerstört. Die Betreiber öffneten deshalb nicht mehr und verließen Hohenlimburg. Im Dezember 2012 wurde das Mobiliar ausgeräumt, und danach stand das Haus über Jahre leer.

Nach der Jahrhundertflut wurde es von Fluthelfern als Lager für Sachspenden genutzt.