Breckerfeld. Landwirte aus Breckerfeld und Hagen haben sich mit leuchtenden Traktoren auf den Weg gemacht. Die Lichterfahrt hat einen ernsten Hintergrund.
Es gibt zwei Botschaften. Eine frohe und eine weniger frohe. Die frohe lautet so: Die Landwirte aus Breckerfeld und Hagen haben sich mit ihren Traktoren auf den Weg gemacht, um den Menschen, insbesondere jenen, die in Kliniken behandelt werden und in Seniorenheimen leben, Hoffnung und Freude zu bringen.
Die weniger frohe lautet so: Die Situation für die Bauern hat sich in den letzten Monaten noch einmal drastisch verschärft. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen.
Heiner Born, Ortslandwirt von Breckerfeld und Inhaber eines Milchviehbetriebs in Branten, steht für diese beiden Botschaften. Also sagt er nach dem Korso, der die Bauern von Schalksmühle aus über Halver, Breckerfeld, Hagen und Ennepetal bis nach Schwelm geführt hat Sätze wie diese hier: „Es ist schön zu sehen, wie sehr sich die Menschen freuen, wenn wir zu ihnen kommen. Da stehen kleine Kinder mit ihren geschmückten Tret-Treckern am Straßenrand, am Altenzentrum Breckerfeld sind all diejenigen, die noch mobil sind, nach draußen gekommen, die Feuerwehr Delle hat ihre Fahrzeuge mit Blaulicht an die Straße gestellt – all das sind tolle Momente.“
Die Lichterfahrt der Landwirte
Dabei ist die Lichterfahrt der Landwirte – die Idee dazu ist in der tristen Corona-Zeit entstanden – innerhalb kürzester Zeit zu einer Tradition geworden. „Wir waren jetzt das dritte Mal unterwegs. Die ersten Anfragen, ob wir uns wieder auf den Weg machen, haben uns schon im Sommer erreicht“, sagt Heiner Born. „Ich glaube, dass da einige richtig traurig wären, wenn wir jetzt plötzlich nicht mehr fahren würden.“
Zum Beispiel jene, die an einem Kreisverkehr hinter der Eisenbahnunterführung in Ennepetal eigens einen Glühweinstand aufgebaut haben. Und die Patienten und Mitarbeiter der Klinik Ambrock im Volmetal, die der Korso in jedem Jahr eigens anfährt.
Oder eben all die Menschen, die sich in den Städten auf den Weg gemacht haben und an den Straßen stehen, um einen Blick auf die vorbeifahrenden, weihnachtlich beleuchteten Zugmaschinen zu erhaschen.
Sorge um die Landwirtschaft
Und trotz all der wunderbaren Momente bringen die Landwirte auch ein weniger frohe Botschaft mit: „No farmers, no food“, lautet die. Keine Landwirte, keine Lebensmittel.
Dahinter steckt jede Menge Frust, der sich oft über Jahre angestaut hat. „Wir haben das Gefühl, als würde uns die Politik permanent Knüppel zwischen die Beine werfen“, sagt Heiner Born und erwähnt nur ein Beispiel dafür, dass die Bauern Vorgaben nicht mehr länger nachvollziehen können: „Gerade jetzt in der Weihnachtszeit wird überall für Menschen gesammelt, die Hunger leiden. Das ist gut und wichtig. Aber auf der anderen Seite sind wir selbst es, die Weizen in der ganzen Welt einkaufen, statt ihn bei uns auf fruchtbaren Böden zu produzieren. Dadurch tragen wir selbst zur Not in Entwicklungsländern bei.“
Zwar bauten die heimischen Landwirte noch Weizen an, allerdings könnten sie das nicht in der geforderten Qualität, um daraus Mehl herzustellen. „Das liegt daran, dass uns die Düngeverordnung enge Grenzen setzt und dass wir keinerlei Pflanzenschutzmittel einsetzen dürfen“, sagt Born. „Das Ergebnis ist, dass Weizen zugekauft werden muss. Das sind Dinge, die wir nicht mehr nachvollziehen können.“
Zu wenig Zeit für Gespräche mit Verbrauchern
Mit dem Verbraucher auch über diese Themen ins Gespräch zu kommen – dazu bleibt bei der Lichterfahrt kaum Zeit. Der Korso muss weiter. Aber auf den Traktoren leuchten die Botschaften. Die frohe und die weniger frohe.