Hagen. Die Rhenus-Gruppe übernimmt die Spedition Robert Schmitz in Hagen. Warum Unternehmer Hans Georg Schmitz das Familienunternehmen jetzt verkauft.

Er war sechs Jahre alt, als ihn sein Vater zum ersten Mal in einem Lastwagen mit nach Dortmund genommen hat, um einen Coil aufzuladen. Jetzt ist er Anfang 50: Und Hans Georg Schmitz hat sich entschieden, aufzuhören. Er hat sich entschieden, die Spedition, die sein Großvater 1926 gegründet hat und die er nun in dritter Generation führt abzugeben. Der international operierende Logistikdienstleister Rhenus übernimmt das Unternehmen in Hagen.

Eine gute Nachricht? „Für die Firma auf jeden Fall“, sagt Hans Georg Schmitz. „Und für die Mitarbeiter, von denen viele seit langen Jahren bei uns sind, auch.“ Denn alle 68 würden übernommen – bei Wahrung ihrer Ansprüche, ihrer Rechte und ihres Besitzstandes. Auch der zweite Geschäftsführer Jann Mühlhoff bleibt als Verantwortlicher vor Ort.

Rhenus mit anderen Optionen

„Die Branche befindet sich im Wandel“, sagt Schmitz und hat dabei die metallverarbeitende Industrie im Blick, für die die spezialisierte Spedition im Westen von Hagen seit Jahrzehnten fährt. „Es findet auf dem Mark eine Verschiebung statt – gerade was Stahl in geringerer Güte betrifft. Der wird in Ländern wie in der Türkei produziert, landet mit Schiffen in Antwerpen oder Rotterdam – da haben wir keine Niederlassung, keinen Zugriff.“

Im Alter von sechs Jahren ist Hans Georg Schmitz zum ersten Mal auf einem Lkw mitgefahren. Jetzt verkauft er die Spedition, die sein Großvater 1926 in Hagen gegründet hat, an den Logistikdienstleister Rhenus.
Im Alter von sechs Jahren ist Hans Georg Schmitz zum ersten Mal auf einem Lkw mitgefahren. Jetzt verkauft er die Spedition, die sein Großvater 1926 in Hagen gegründet hat, an den Logistikdienstleister Rhenus. © WP | Michael Kleinrensing

Rhenus wiederum habe da ganz andere Optionen, brauche aber einen starken Partner vor Ort. Und so übernimmt der Logistiker neben dem Firmengelände mit einer Lagerkapazität von 200.000 Quadratmetern auch den Fuhrpark mit 25 Zugmaschinen.

Schwere Entscheidung für Familie

„Natürlich hat uns als Familie die Entscheidung schlaflose Nächte bereitet“, sagt Hans Georg Schmitz. „Es ist uns nicht leicht gefallen. Auf der anderen Seite wäre die Alternative gewesen, dass ich mich in fünf Jahren vor die Belegschaft hätte stellen müssen, um zu verkünden, dass wir uns verkleinern und Arbeitsplätze abbauen müssen. Den Verkauf halte ich für die bessere Lösung. Zumal wir uns als Unternehmen nicht in einer wirtschaftlichen Schieflage befinden.“

Sechs Millionen Euro hat die Spedition Schmitz in Hagen in eine neue Halle investiert. Zwölf Waggons finden darin Platz.
Sechs Millionen Euro hat die Spedition Schmitz in Hagen in eine neue Halle investiert. Zwölf Waggons finden darin Platz. © WP | Michael Kleinrensing

So unterstreicht Schmitz, dass vom neuen Eigentümer Rhenus der Standort nicht in Frage gestellt würde. Im Gegenteil: „Es gibt ja die Möglichkeit der Erweiterung“, sagt Schmitz, „darüber wird zumindest nachgedacht.“ Rhenus sei auch in anderen Geschäftsstellen unterwegs. Das Thema Recycling spiele eine Rolle.

Immer mehr Bürokratie

Hinzu komme, dass es gerade in den letzten Jahren eine extreme Zunahme der Bürokratisierung auf vielen Ebenen gegeben habe. „Was mittelständischen Spediteuren da zugemutet wird, ist kaum zu leisten“, sagt Hans Georg Schmitz, „ganze ehrlich gesagt: Ich bin müde. Es gibt so viele Dinge, bei denen man sich fragt, warum man sich nun auch noch damit befassen muss. Und letztlich bleibt in einem Unternehmen dieser Größe vieles am Inhaber hängen.

In der neuen Halle bei Schmitz in Haspe werden Stahlcoils von Waggons auf Lkw verladen.
In der neuen Halle bei Schmitz in Haspe werden Stahlcoils von Waggons auf Lkw verladen. © WP | Michael Kleinrensing

Rein optisch wird sich zunächst nichts ändern. Die markanten grün-roten Lkw mit der gelben Schmitz-Aufschrift sind auch weiter im Stadtgebiet unterwegs. „Auch Lkw, die schon bestellt sind und die noch hätten umbestellt werden können, werden im bekannten Design geliefert“, sagt Schmitz, „letztlich sind wir im Bereich der Stahllogistik ein Premiumanbieter.“

Sechs Millionen Euro für neue Halle

Einer, der auch aus Rhenus-Sicht eine hohe Attraktivität zu haben scheint. „Die Spedition Robert Schmitz ergänzt unser Dienstleistungsportfolio optimal und ermöglicht es uns, unsere Logistikdienstleistungen im Bereich Stahl zu vertiefen“, so Michael Appelhans, Geschäftsführer Rhenus Ports. „Über unsere Standorte in Duisburg, Dortmund und Hagen können wir im Verbund das erweiterte Ruhrgebiet bis ins Sieger- und Sauerland hervorragend beliefern. Für unsere Kunden öffnen sich dank des umfassenden Netzwerks völlig neue Perspektiven.“

Die Spedition Schmitz in Haspe verfügt über einen eigenen Bahnanschluss.
Die Spedition Schmitz in Haspe verfügt über einen eigenen Bahnanschluss. © WP | Michael Kleinrensing

Schmitz selbst hatte zuletzt sechs Millionen Euro in eine neue Halle in Haspe investiert, in der zwölf Güterwaggons Platz finden. Drei Züge mit bis zu 4000 Tonnen Material wurden in dem Logistikzentrum täglich abgefertigt. Von Haspe aus transportieren die Lkw den Stahl in einem Radius von rund 50 Kilometern. Um langfristig Entwicklungsmöglichkeiten zu sichern, hatte Schmitz das ehemalige Gelände der Spedition Schenker erworben.