Volmarstein/Haspe. Die Anschlussstelle Volmarstein der Autobahn 1 ist in Richtung Bremen seit Ende Januar gesperrt - zum Leidwesen der ortsansässigen Speditionen.
Schon im Spätsommer 2017 war für die Speditionen Zobel in Volmarstein und Schmitz in Haspe klar, dass 2018 trotz guter Konjunktur-Prognosen ein schwieriges Jahr werde. Da erfuhren sie von der geplanten Sperrung der Autobahn-Auffahrt in Richtung Bremen. Als die Straßenbau-Verantwortlichen von Deges dann tatsächlich Ende Januar die „heimische“ A1-Zufahrt abriegelten, begann die Leidenszeit.
„Wir sind wohl die zwei Betriebe, die am gravierendsten davon betroffen sind, auch wenn sich viele Pkw-Fahrer gleichermaßen über die Problematik und die Staus ärgern dürften“, erklären die beiden Geschäftsführer im Gespräch mit der Redaktion.
Sperrung der Auffahrt der A1 „kam aus heiterem Himmel“
Sowohl Christian Zobel („Das kam aus heiterem Himmel“) als auch Hans-Georg Schmitz erfuhren kurz nach der Rückkehr aus einem Urlaub von der A1-Auffahrts-Sperrung. „Wir sind aus allen Wolken gefallen, denn für unsere vielen 44-Tonnen-Transporte mit Übergewicht dürfen wir nur genehmigte Strecken nutzen, daher können wir oft auch keinen Stau umfahren.“
Zwischen 200 und 270 Fahrzeuge schickte das Hasper Unternehmen täglich über Volmarstein auf die Autobahn, um Kunden im Sauerland oder Dortmunder Raum mit Stahl zu beliefern. „In Richtung Köln ist es deutlich weniger“, so der Chef von der Robert-Schmitz Spedition. Gleiches trifft auf die Firma Zobel zu. Über die Auffahrt vor der Haustür bewegten sich in Richtung Bremen rund 200 Lkw pro Tag, um dann am Westhofener oder Kamener Kreuz weitere Routen in Angriff zu nehmen. „Wir haben uns Gedanken über Ausweichstrecken gemacht, aber das obliegt meist den Fahrern“, erklärt Christian Zobel.
Verkehrschaos gibt es seit der Sperrung deutlich häufiger
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Über Staumeldungen im Radio ist Volmarstein zu einem gewissen Ruhm gekommen. Doch für Spediteure sind diese Durchsagen nur bedingt relevant. „Die geben die Pkw-Wartezeit an, für Lkw lässt sich nochmal grob das Doppelte draufschlagen. Früher hatten wir hier drei bis viermal ein Verkehrschaos im Jahr, seit der Auffahrt-Sperrung ist es extrem geworden“, so Zobel und erklärt, dass es Transporter sehr oft lange vom Kreuz Wuppertal bis über Volmarstein hinaus brauchen.
„Und wenn dann hier auf der A1 ein schwerer Unfall passiert, kommen wir nicht mehr raus. Ist das nachmittags der Fall, haben wir schon mal die Arbeit komplett eingestellt und alle Pläne über den Haufen geworfen“, so Schmitz, da die Sozialzeiten der Fahrer nicht mehr kalkuliert werden könnten.
Konsequenzen für Speditionen schwer abzuschätzen
Unklar, wann Volmarsteiner Auffahrt freigegeben wird
Für 2019 befürchten die Spediteure wegen weiterer Baustellen auf der A1 (u.a. Wuppertal, Schwerte) weitere Staus und Schwierigkeiten, auch der hohe Dieselpreis sorgt für gedämpfte Erwartungen.
Verantwortliche Deges-Projektplaner hatten – wie berichtet – im Zusammenhang mit dem Ersatzneubau der Talbrücke Volmarstein angekündigt, nach der Fertigstellung der ersten Hälfte ab Anfang 2020 in der Baustelle wieder sechs Fahrspuren und damit so viele wie in normalen Zeiten freizugeben.
Die gesamte Maßnahme soll bis Ende 2020 dauern. Ob die gesperrte Volmarsteiner Auffahrt Richtung Bremen vorzeitig freigegeben wird, ist bis dato unklar.
Schmitz hat wegen der Auffahrt-Sperrung umgerechnet 1,8 und bald 2,2 Lkw sowie zwei Fahrer mehr im Einsatz, um die gleiche Menge auszuliefern. Für 2018 hatte die Firma 250.000 Euro wegen der Umwege zurückgestellt, mit einer Schwarzen Null in seinem Transport-Geschäft wäre er schon zufrieden, dabei verheißen die Mengen eigentlich satte Gewinne. Die Zusatzkosten hatte Christian Zobel mal für den Bauzeitraum von drei Jahren mit 1,5 Millionen Euro überschlagen, sofern die Lkw stets die lange Umleitung über Wuppertal fahren müssten. „Der Schaden ist derzeit schwer zu beziffern, aber klar ist, dass die Produktivität rückläufig ist.“
Zobel habe die Nahverkehrs-Mannschaft verkleinert, um mehr Spielraum für die Kernkundschaft zu erhalten. „Wir müssen ja mit mehr Kilometern rechnen. Ein Großkunde ist uns abhanden gekommen, weil wir nicht mehr so flexibel wie zuvor kurzfristige Aufträge annehmen können. Es ist frustrierend, denn eigentlich müssten wir in diesen guten Zeiten ordentlich verdienen können.“ Zobel würde lieber 250.000 Euro für gutes Personal ausgegeben, anstatt mehr Autos auf die Straße schicken zu müssen. In Spitzenzeiten habe seine Spedition vier bis fünf 40-Tonner als gechartete Fahrzeuge mehr als üblich im Einsatz, die Planung und das Zeitmanagement seien deutlich schwieriger geworden.
„Es ist wichtig, dass Auffahrt Ende 2019 offen ist“
„Uns steht das Wasser bis zum Bauchnabel – und wegen teurer Dieselpreise steigt der Druck. Für uns ist es elementar wichtig, dass die A1-Auffahrt Richtung Bremen Ende 2019 offen ist“, sagt Schmitz und macht sich dafür auch im Namen vieler Berufspendler stark. Das stehe auch für Zobel im Vordergrund, selbst wenn die für Anfang 2020 angekündigte Freigabe von sechs Spuren – das haben die Sommerferien mit weniger Stau gezeigt – ebenfalls erfreulich sei.
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Der Volmarsteiner Unternehmer ist immer noch erstaunt, wie wenig Einfluss die lokale Politik bei solchen Fragen habe und dass gewählte Landesvertreter erst später das Thema erkannten. Immerhin konnten er und andere sich über das von der SIHK gegründete Aktionsbündnis etwas Luft verschaffen und Druck ausüben, im nächsten Frühsommer soll es einen erneuten Vorstoß zur vorzeitigen Auffahrts-Öffnung geben. „Schließlich sind davon einige 100 Unternehmen betroffen“, so der Hasper Kollege. „Wir wollten auch der Deges deutlich machen, dass bei vielen hohe Zusatzkosten entstehen und die Kollateralschäden gering zu halten sind. Es ist für mich und andere angesichts eines lähmenden Gefühls ungewohnt und blöd, in der Sache nichts ausrichten zu können.“ 2018 hielten sich die Verluste in Grenzen, für das nächste Jahr bleiben Sorgen.
Ärger über Ampel an der Autobahnbrücke
Schmitz ärgert sich zudem beim Blick auf die Volmarsteiner Autobahnbrücke über die Ampel. „Die muss weg, die sorgt für kilometerlange Rückstaus, zeitweise können Fahrzeuge weder von der vollen Autobahn ‘runter noch auffahren. Das ist der reinste Horror.“
Zobel indes hofft auf kürzere Umwege, wenn 2019 die benachbarte Auffahrt in Gevelsberg (Behelfsbrücke) zur Verfügung steht. „Das wäre schneller als die Strecke über Hagen.“ Ansonsten bleibe das Motto: abwarten, durchhalten, Druck ausüben und das Beste hoffen.
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