Hagen. Die Speditionen in Hagen treibt die Kostenexplosion an den Tankstellen in Existenznöte. Wenn noch ein Diebstahl hinzukommt, ist das Maß voll.

Zuerst die gesperrte Rahmedetalbrücke auf der A45, jetzt die explodierenden Spritpreise: Die Spediteure in Hagen schlittern von einem Desaster in das nächste. Kostete der Liter Diesel vor einem halben Jahr noch 1,15 Euro, so liegt der Preis inzwischen bei über 2,20 Euro. „Für uns sind solche Mehrkosten existenziell“, sagt Fabian Betchen von der Spedition Betchen Transport GmbH aus der Walzenstraße im Lennetal am Tag, an dem in Deutschland hunderte Lkw-Fahrer gegen steigende Dieselpreise protestieren.

Die Branche kann gar nicht anders, als die in die Höhe schießenden Kosten an die Auftraggeber weiterzugeben. „Sonst würde uns der Diesel das Genick brechen“, so Betchen. Gott sei Dank verfüge sein Unternehmen über einen in vielen Jahren gewachsenen Kundenstamm, der Verständnis für diese außergewöhnliche Situation zeige.

Unvorbereitet und unverschuldet in die Krise

15.000 Liter Diesel ordert Betchen pro Woche für seinen aus 25 Lastwagen bestehenden Fuhrpark. Zwar erhält er den Treibstoff wegen der großen Abnahmemenge etwas günstiger als der normale Autofahrer, doch bei Preissprüngen von 42 Cent pro Liter und Woche, wie er sie neulich erlebte, entstehen dem Unternehmen kurzfristige Mehrkosten von bis zu 7000 Euro. „Und der Ukraine-Krieg war ja nicht kalkulierbar“, schildert Betchen, wie unvorbereitet und unverschuldet die Speditionen in die Kosten-Krise geschlittert sind.

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Auch Geschäftsführer Hans Georg Schmitz von der Spedition Schmitz aus Haspe sieht in den emporschnellenden Spritpreisen eine Herausforderung in bisher nicht gekannter Größe auf die Branche zukommen: „Das können wir Spediteure nicht allein auffangen, zumal es sich ja nicht um kurzfristige Effekte handelt, sondern sich die Kosten wahrscheinlich für lange Zeit auf diesem Niveau bewegen werden.“

Spediteure in Hagen treffen die gestiegenen Preise für Diesel mit voller Wucht.
Spediteure in Hagen treffen die gestiegenen Preise für Diesel mit voller Wucht. © Alex Talash | Alex Talash

Mit den meisten Kunden habe seine Firma ein Einvernehmen über höhere Kosten erzielen können, von einigen wenigen Auftraggebern, die nicht bereit gewesen sein, die Preissprünge mitzumachen, habe man sich jedoch trennen müssen.

Kostenexplosion an allen Ecken

„Wir führen derzeit einen Zwei-Fronten-Krieg“, sagt Schmitz und verweist darauf, dass nicht nur der Treibstoff teurer geworden sei. Auch Fahrzeug- und Reifenpreise sowie die Personalkosten seien gestiegen. Zwar sind die Speditionen die ersten Unternehmen, die die Energiepreislawine mit voller Wucht trifft. Doch so wie sie die Mehrkosten an ihre Auftraggeber weiterleiten, so geben diese sie wiederum an ihre Kunden weiter: „Das ist eine Riesenkette, die so in Gang kommt und letztlich alle in unserem Land betrifft“, sagt Schmitz.

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Nicht zu vergessen die Nebenbezugsstoffe wie AdBlue – ein Abfallprodukt aus der Düngemittelherstellung, das vielen Fahrzeugen zur Abgasreduzierung beigemischt werden muss: „Der Einkaufspreis ist von 18 Cent auf 1 Euro je Liter gestiegen“, erläutert Fabian Betchen. Denn einer der wichtigsten Hersteller der Harnstofflösung habe die Produktion stark gedrosselt. Grund: der gestiegene Gaspreis, ebenfalls eine Folge des Kriegs in der Ukraine.

Fahrer während des Schlafs bestohlen

In solchen Zeiten können sich auch kleine Kümmernisse zu bedrohlichen Missgeschicken auswachsen. Einer von Betchens Fahrern, der regelmäßig in seinem Truck schläft, übernachtete neulich im Gewerbegebiet Mettmann bei Düsseldorf. Als er erwachte und den Motor startete, zeigte ihm die Tanknadel an, dass 500 Liter Diesel fehlten. Diebe hatten den Kraftstoff in der Nacht, ohne dass der Fahrer es bemerkte, abgezapft.

Das Geld kann Betchen in den Wind schreiben. Zwar seien alle seine Fahrzeuge vollkaskoversichert, sagt der Unternehmer. Mit Ausnahme der Betriebsmittel, die könne man nicht versichern.