Haspe. Mit einem Sechs-Millionen-Invest hat die Spedition Schmitz aus Hagen ein Logistik-Terminal errichtet – und sichert ihre wirtschaftliche Zukunft.
Mit architektonischem Pfiff vermag der stählerne Funktionsbau weniger zu beeindrucken, aber mit seiner Dimensionierung: 190 Meter lang, 35 Meter breit. Ein Zug mit zwölf Waggons findet hier locker Platz. Die Halle 7 ist in den vergangenen Monaten auf den ehemaligen Flächen der Spedition Schenker entlang der Berliner Straße in die Höhe gewachsen. Sie bildet das neue Herzstück der Hasper Spedition Schmitz. „Wir betreiben hier ein voll integriertes Logistik-Terminal“, beschreibt Inhaber Hans-Georg Schmitz seit tägliches Geschäft an der Nahtstelle zwischen Gleis und Straße. Und die neue Sechs-Millionen-Euro-Investition gilt als die schmucklose Kathedrale dieses permanenten Umschlaggeschäftes.
Langjähriger Partner für die Industrie
Die Spedition Robert Schmitz transportiert seit 1926 Güter für ihre Kunden. Inhaber Hans-Georg Schmitz führt den Betrieb bereits in der dritten Generation.
Ausgehend von ursprünglich vier Lkw ist das Unternehmen heute mit einem Fuhrpark von 26 Fahrzeugen vorzugsweise in NRW, aber auch in ganz Europa unterwegs.
Der direkte Gleisanschluss bildet die Aorta für den Betrieb an der Spiekerstraße und macht das Unternehmen zu einem verlässlichen Partner vorzugsweise beim Transport von Walzdraht, Coils und Spaltband.
Stahlwerke aus ganz Europa liefern ihre Produkte per Schiene auf das eher verborgene Firmenareal entlang der Ennepe. Hier werden die mächtigen Brammen-Blöcke aus gegossenem Stahl, Coils sowie Stahldrähte und -stäbe eingelagert und dann „just in time“ per Lkw an die Kunden ausgeliefert. Aktuell lagern etwa 114.000 Tonnen Stahl auf dem 200.000 Quadratmeter großen Betriebsgelände, auf dem eine ganz eigene Straßenverkehrsordnung gilt: Stapler und Gleisverkehr haben Vorfahrt – Pkw sind komplett unerwünscht, um dem 26 Fahrzeuge umfassenden Schmitz-Fuhrpark beim Rangieren nicht ins Gehege zu kommen.
„Die Maschinen in den Stahlwerken laufen immer schneller und werden immer größer und die Vormateriallager bei den verarbeitenden Betrieben der Schmiede- und Kaltwalzindustrie immer kleiner“, beschreibt Schmitz die Gemengelage, in der er mit seinem Logistik-Terminal das intelligente Scharnier bildet. Vom Stahlwerk aus gehen die Produkte direkt auf den Waggon und rollen per Schiene nach Hagen. „Bei uns kommen pro Tag drei Züge an, das sind etwa 3000 bis 4000 Tonnen Material“, rechnet der 49-Jährige Unternehmer vor. Schmitz bildet somit mit seinem Betrieb, größter dieser Art in Nordrhein-Westfalen, den Puffer für die Vormateriallogistik. „Wir kümmern uns um die letzten Meter zum Endverbraucher“, bewegt sich der Schmitz-Fuhrpark vorzugsweise in einem 50-Kilometer-Radius. Ziele sind die Zieherei in Iserlohn und das Hammerwerk im Hönnetal ebenso wie der Achsenbauer im Bergischen.
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„Asterix“ und „Obelix“ führen Regie
In Halle 7 führen derweil „Asterix“ und „Obelix“ die Regie. Gemeint sind die beiden grünen Stahlkrane unter der Decke des mächtigen Zweckbaus, die mit einer Tragkraft von jeweils 36 Tonnen die Coils aus den Waggons heben und in der temperierten Halle zentimetergenau platzieren. „Wir haben diese Namen gewählt, damit es zu keinerlei Verwechslungen kommt“, erzählt Schmitz, dass „Asterix“ – ähnlich wie der Comic-Held – ein wenig cleverer agiere: „Er scannt die Situation per Laser ab, macht sich ein Bild, hebt die Coils aus dem Zug und setzt den Stahl mit der kompletten Lagersituation im Hinterkopf vollautomatisch an der passenden Stelle ab. Obelix geht ihm dabei als reiner Befehlsempfänger lediglich zur Hand.“
Zur langfristigen Absicherung der Entwicklungsmöglichkeiten des Schmitz-Logistik-Terminals hat der Chef von aktuell 60 Mitarbeitern zuletzt die kompletten Schenker-Flächen erworben. „Ich habe in meinem Leben bereits drei Hallen gebaut“, hegt der Vollblutunternehmer momentan dennoch keinerlei Ambitionen, erneut die Bagger rollen zu lassen. Aber er sieht natürlich auch, dass die deutschen Logistiker es mit ihrem klassischen Speditionsgeschäft im von Osteuropäern dominierten Markt zunehmend schwerer haben werden. Da wird sein Terminal-Geschäftsmodell mit Gleisanbindung schnell zum ökonomischen Trumpf-As.
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Vorausgesetzt, die mittelständischen Metallverarbeiter im Hagener Umland können sich am Markt behaupten. „Die aktuelle Konjunkturdelle ist dramatisch tief“, nimmt Schmitz sein Geschäft auch als Seismographen für die allgemeine Wirtschaftsentwicklung in der Region wahr und blickt gleichzeitig mit gewisser Gelassenheit auf seine betriebseigenen Bahnanlagen: „Das Ringen um die Straßenverkehre in den Alpen zeigt doch derzeit mal wieder, dass die Bahn beim Warentransport auch in Zukunft ihre Bedeutung behaupten wird.“