Hagen. Obwohl es viele Angebote in Hagen gibt, arbeitet man im Rathaus an einem Konzept, wie die Gedenkkultur in Hagen ausgeweitet werden kann:
„Wir können stolz sein auf die Vielfalt an Beiträgen, insbesondere auch für junge Menschen, die es in dieser Stadt schon gibt“, sagt Peter Mook als Vertreter der Stadt. Es geht um Erinnerung. Und darum, wie die Erinnerung weiter wachgehalten werden kann, wenn die, die all das Leid, die systematische Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung zahlreicher Juden damals als Zeitzeugen miterlebt haben, nicht mehr davon erzählen können. Also müssen auch junge Menschen diesen wichtigen, wenn auch fürchterlichen Teil der Geschichte verstehen – und es ist künftig mit ihre Verantwortung, die Erinnerung daran wachzuhalten.
Obwohl es viele Angebote in Hagen gibt, arbeitet man im Rathaus bereits parallel an einem Konzept, wie die Gedenk- und Erinnerungskultur in Hagen ausgeweitet werden kann – auch und gerade für junge Menschen. „Bislang konnte das Konzept noch nicht umgesetzt werden, aber wir befinden uns mitten in der Planung“, stellte Mook der Hagener Politik nun nach einer SPD-Anfrage im vergangenen Jahr in Aussicht.
Reihe von Veranstaltungen und Aktionen
Im gleichen Zug wollten Peter Mook und Güler Kahraman (Kommunales Integrationszentrum) einen Blick darauf werfen, was an Bausteinen in diesem Jahr bereits neu hinzugekommen ist, was es an Angeboten gibt oder was künftig umgesetzt werden soll. „Zunächst einmal findet am 9. November eine Gedenkveranstaltung an der Simson-Cohen-Brücke statt“, so Mook (siehe Beitext). Seitens der jüdischen Gemeinde sei zudem der Wunsch an der Verwaltung herangetragen worden, in der Stadt eine Gedenkstätte für die Holocaust-Opfer einzurichten. „Dazu sind wir bereits im Gespräch mit der Gemeinde. Das Ziel ist es, auch die Bevölkerung in diesen Prozess mit einzubinden. Denn uns schwebt etwas anderes vor, als nur eine Gedenkplatte zu schaffen. Aber in diesen Prozess sind wir gerade erst eingestiegen“, so Peter Mook.
Ein weiterer Baustein ist der regelmäßige Austausch: So finde jetzt ein regelmäßiger Austausch (zweimal im Jahr) zwischen Oberbürgermeister Erik O. Schulz und dem Vorstand der jüdischen Gemeinde statt. Ein Ergebnis dieses Austausches ist es, dass auf Wunsch der Gemeinde die Stolpersteine, die sich aktuell unmittelbar vor der Synagoge befinden, auf die andere Straßenseite verlegt werden. Neun weitere Stolpersteine sollen zudem in Hagen neu hinzukommen.
Runder Tisch der Religionen
Zum Austausch gehört auch, dass der Runde Tisch der Religionen in Hagen wiederbelebt werden soll, „als kraftvolles Signal gegen Rassismus und Antisemitismus und zum Austausch unter den verschiedensten Gemeinschaften, die in Hagen zusammenleben“, so Mook weiter. „Es ist wichtig, dass alle Gemeinschaften in Hagen sich respektiert fühlen, so haben wir in diesem Jahr Videos zu den wichtigsten Feiertagen der christlichen, jüdischen und muslimischen Gemeinden mit Grußworten des Oberbürgermeisters gedreht“, sagt Güler Kamaran. Die Stadt sei zudem Initiatorin der Internationalen Woche gegen Rassismus und Mitveranstalter der interkulturellen Woche mit verschiedensten Veranstaltungen und Aktionen zum Thema.
Mit einer großangelegten Plakataktion habe man in diesem Jahr auch an den Anschlag in Hanau – den rechtsextremen Terrorakt, bei dem neun Hanauer Bürger mit Migrationshintergrund ermordet wurden – erinnert und zudem im Hamecke-Park eine neue Gedenktafel als Erinnerung an die NSU-Morde aufgestellt. In Zukunft sei, am 27. Januar, ein Gedenktag für den Holocaust mit einer besonderen Aktion vorgesehen und am 8. April wolle man am Internationalen Tag der Roma – mit dem auf die Situation der Roma, insbesondere deren Diskriminierung und Verfolgung, aufmerksam gemacht werden soll – in Hagen gedenken. „Es gibt also eine ganze Reihe von Dingen, die wir in Hagen schon tun. Das soll ausgeweitet und besser unter den verschiedenen Akteuren abgestimmt werden“, so Mook.
Ein Blick auf die Termine der Aktionswoche
Zum zweiten Mal begleiten die Jüdische Gemeinde Hagen, das LUTZ Hagen und das Music Office Hagen das Gedenken an die Pogromnacht 1938 mit einer Woche unterschiedlicher Veranstaltungsformate zur Erinnerungskultur. Unterstützt werden sie dabei von weiteren Hagener Institutionen und zahlreichen Jugendlichen. Die Mehrheit der Angebote sind kostenlos. Ein Blick auf das Programm:
• Samstag, 5. November: Aus dem Dunkeln ein Licht – RAP Workshop,11.00-14.00 Uhr, Kultopia
• Sonntag, 6. November: Rap-Workshop,11 bis 14 Uhr im Kultopia; Auftaktveranstaltung der Aktionswoche um 17 Uhr m Lutz (Eintritt frei) und À Un Ami Inconnu – Tanzperformance um 18 Uhr im Lutz (Eintritt 12 / 6 Euro)
• Montag, 7. Novembe: Stadtführung, 17 Uhr, Startpunkt: Synagoge (kostenlos); Chaj – Klezmer Workshop und Mitsingkonzert, 18.30 Uhr, Synagoge (kostenlos)
• Dienstag, 8. November: Junior-Chaj – Mitsingkonzert und Lesung für alle ab 5 Jahren ab 10 Uhr in der Synagoge (kostenlos); Aus dem Dunkeln ein Licht – Podiumsgespräch und Worldcafé ab 19 Uhr im Kultopia (kostenlos).
• Mittwoch, 9. November: Stadtführung, 10.00 Uhr, Startpunkt: Synagoge (kostenlos); Aufführung „NATHAN“ – Theater und Gesprächsrunde ab 12 Uhr im Lutz (Eintritt 6 Euro); Totengesang – Performance von Jugendlichen aus dem Tanzworkshop um 17 und 17.30 Uhr auf der Treppe zum Haupteingang des Theaters (kostenlos). Gedenkveranstaltung, anlässlich der Pogromnacht ab 19 Uhr („Am Hohen Graben“) mit Gedenkrede des Oberbürgermeisters und Gebeten von Vertretern der christlichen und jüdischen Gemeinden sowie Aufführung, choreographiert von Sara Pena (Ballett Hagen). Im Anschluss ist ein Schweigemarsch zur Marktbrücke geplant. Zudem erfolgt die Umbenennung der Marktbrücke in Simson-Cohen-Brücke.
Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit lädt zudem vorab noch zu einem Erinnerungsgang an Orte des jüdischen Lebens im Stadtzentrum ein. Start ist um 18.15 Uhr am Adolf Nassau Platz/Commerzbank an der Ecke Elberfelder Straße 47.
• Donnerstag, 10. November: Stadtführung, 10 Uhr, ab Synagoge (kostenlos), Aufführung der Trafikant – Vorstellung mit Nachgespräch, 12 Uhr im Lutz (Eintritt 6 Euro), Alles koscher! – Kinoabend, 18 Uhr Uhr, Pelmke (kostenlos)
• Freitag, 11. November: Der Trafikant – Vorstellung mit Nachgespräch, 19.30 Uhr, Lutz (Eintritt 12 / 6 €)
• Samstag, 12. November: Jugendliche performen die Ergebnisse aus dem Rap-Workshop ab 18.30 Uhr im Lutz; im Anschluss: Ama la Vita – Konzert mit der Microphone Mafia ab 19 Uhr im Lutz (kostenlos). Im Anschluss findet ein Nachgespräch mit Microphone Mafia und Ausklang der Veranstaltungsreihe ab 21 Uhr im Kultopia statt.
„Am meisten freue ich mich auf die Rap-Workshops und auf die Podiumsdiskussion. Im Workshop kann man in eigenen Texten seine Gefühle zum Ausdruck bringen und in der Podiumsdiskussion lernt man neue Sichtweisen kennen.Mohamed Anis Merabet“
„Am meisten freue ich mich auf das Microphone Mafia Konzert, wegen des Mitsingens und weil der Sohn von Esther Bejarano aus dem Buch seiner Mutter vorliest.“- Nadine Burkhardt
„Ich bin sehr auf die Podiumsdiskussion im Kultopia gespannt, da ich gerne die Interpretation von Gedenken von Experten hören wollen würde.“ - Almir Murati
„Am meisten freue ich mich auf die Podiumsdiskussion. Wir haben tolle Persönlichkeiten eingeladen, die ihre einzelnen Perspektiven mitbringen werden. Ich freue mich sehr auf das Gespräch und werde vieles mitnehmen.“ - Aya Alali