Hagen. Gesperrte Autobahn, Lkws im Volmetal, eine demolierte Fahrbahn in der Selbecke. Das Verkehrschaos tobt im Hagener Süden. Das muss nun passieren.
Vielleicht ist das so etwas wie ein Lichtstreif am Horizont: Der Auftrag für die Sprengung der Rahmedetalbrücke ist vergeben. Das marode Bauwerk soll kontrolliert zusammenbrechen, damit an gleicher Stelle ein Neubau errichtet werden und Jahre später dann der Verkehr endlich wieder über die Autobahn 45 fließen kann.
Es ist ein Lichtstreif – nicht mehr. Weil jeder – also auch Michael Dahme, Bezirksbürgermeister im Hagener Süden, nur zu gut weiß, dass sich mit einer Sprengung die katastrophale Verkehrssituation in Rummenohl, in Priorei, in Dahl, Delstern und Eilpe nicht einen Deut entspannt. Das wird frühestens dann der Fall sein, wenn die neue Brücke steht und in der Zwischenzeit kein anderes Bauwerk an der Sauerlandlinie unter den enormen Belastungen des zunehmenden Schwerlastverkehrs kapituliert hat.
Tempo 30 ist ein Teilerfolg
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Immerhin haben Dahme und seine Mitstreiter der Bezirksvertretung durch ihre Beharrlichkeit einen Teilerfolg erzielt: Tempo 30 an den Ortsdurchfahrten Dahl und Priorei. Das war lange von übergeordneter Stelle boykottiert worden, weil eben noch keine Unfälle passiert waren. Was den eigentlich besonnenen Bezirksbürgermeister zu einer für seine Verhältnisse drastischen Formulierung greifen ließ: „Es kann doch nicht sein, dass hier erst ein Kind totgefahren werden muss, bevor man reagiert“, hatte Dahme mit Blick auf vorbeidonnernde Lastwagen über die schmale Hauptstraße in Dahl erklärt.
Die Krücke nun: Lärmschutz. Der steht jetzt als Argumentationshilfe unter den Tempo-30-Schildern. Sicherlich ein gewichtiges Argument. Aber durch die Sicherheit wird es eben doch noch geschlagen. Aber der Zweck heiligt hier die Mittel. Das Ergebnis zählt.
Vorrang für Autos
Und jetzt, da das Tempolimit greift und gelegentlich auch überwacht wird, kann Dahme die Diskussionen im Vorfeld noch immer nicht begreifen: „Das Vorgehen der Verwaltung ist hier immer noch geprägt von einer Zeit, in der der Automobilverkehr absoluten Vorrang hatte.“
Trotz dieses Teilerfolgs fürchtet Dahme: „In fünf Jahren eine neue Brücke – ich fürchte, das ist für deutsche Verhältnisse ein ambitionierter Plan. Das Thema Verkehr wird uns im Hagener Süden noch sehr lange beschäftigen.“ Schub hat es noch einmal bekommen, weil nun für die nächsten drei Monate die Landstraße 528 zwischen Breckerfeld und Hagen gesperrt wurde. Der Verkehr wird umgeleitet. Woher: durchs überbelastete Volmetal. Da kann einem das Lachen schnell vergehen.
Bürgerinitiative in der Selbecke
Diese Baustelle führt im übertragenen Sinn gleich zur nächsten: Denn während im oberen Bereich des Selbecker Tals die Straße nun vom Landesbetrieb Straßen NRW saniert wird, tut sich weiter unten, wo ab dem Ortseingangsschild formal die Stadt Hagen verantwortlich zeichnet, nichts. „Dabei ist die Fahrbahn in einem noch miserableren Zustand und die Bebauung dichter“, sagt Dahme. „Das ist eine wahre Buckelpiste – mit Schlaglöchern und Erhebungen. Wenn Lkw daher fahren, scheppert’s.“
Eine Interessengemeinschaft haben Anwohner daher gegründet und sich an wen gewandt? Richtig – an Dahme, den Bezirksbürgermeister, der die Sorgen der Menschen sowohl in der Selbecke als auch im Volmetal nur zu gut verstehen kann und sich noch an Pläne einer großen Umgehung in den 70ern erinnert, die aber heute völlig utopisch und auch nicht mehr gewollt ist. „Die sollte mitten durch den Eilper Grünzug führen.“
Vieles bleibt Flickschusterei
Dahme hört zu, Dahme vermittelt – aber ein umfassendes Konzept, die große Lösung, die hat er nicht und die kann er auch gar nicht haben. Vieles bleibt daher – wie das Tempolimit auf der Bundesstraße 54 – Stückwerk. Mehr Flüsterasphalt – wünscht sich Dahme. Eine durchgängige Sanierung der Selbecker Straße. Tempo 30 auch für Rummenohl.
Letztlich könne, so Dahme, der Druck gar nicht hoch genug sein. Sowohl aus Hagen als auch aus anderen Kommunen. Und natürlich müssten sich auch die heimischen Abgeordneten in der Pflicht sehen, immer wieder auf die große Problematik hinzuweisen.