Hagen. Was die Platznot in den Schulen in Hagen angeht, ist keine Entspannung in Sicht. Im Gegenteil: Schon jetzt stehen Schüler auf der Warteliste.

Die so dringend benötigte Errichtung neuen Schulraums in Hagen verzögert sich weiterhin. Die Realisierung der neuen Grundschule Terra 1 in Wehringhausen wird, wie die Stadtverwaltung mitteilte, wohl erst 2025 erfolgen können.

Und auch die Erweiterung der beiden Grundschulen Goldberg und Henry van de Velde zieht sich hin. „Bei optimistischer Annahme“, so die Stadt Hagen, sei nicht vor dem Sommer 2026 mit einer Nutzung der Anbauten zu rechnen. „Das hilft uns in der jetzigen Situation überhaupt nicht weiter“, so Nicole Pfefferer, Vorsitzende des Schulausschusses: „Was die Grundschulen angeht, müssen schnelle Lösungen her.“

Grund für die Zeitverzögerungen ist insbesondere die aktuelle Situation im Bausektor. Das betrifft sowohl fehlendes Fachpersonal als auch Baumaterial sowie Kapazitätsmängel bei den Baufirmen, die sich zurzeit vor Aufträgen kaum retten können. Bereits im Juli hatte Oberbürgermeister Erik O. Schulz auf diese äußerst schwierigen Rahmenbedingungen hingewiesen. Mehrmals seien Ausschreibungen für Gewerke leergelaufen, da es keine Angebote gegeben habe.

Im Stadtbezirk Mitte ist die Not am größten

Solche Hiobsbotschaften dürften die Lage in der Stadt weiter verschärfen. Bis zum Schuljahr 2020/30 seien in Hagen insgesamt allein gut 500 Grundschüler mehr zu erwarten als im Gutachten des Bonner Biregio-Instituts von 2020 prognostiziert. Somit bestände Bedarf für fünf zusätzliche Grundschulzüge.

Vergleichbares gilt für die Sekundarstufe I, wo nach Berechnung des Gutachters 2028 pro Schuljahr 150 Plätze fehlen werden.

Allerdings ergibt sich in den einzelnen Stadtbezirken ein durchaus unterschiedliches Bild. Mit Abstand am stärksten ist der Druck im Bezirk Mitte, in dem es schon jetzt 124 Schüler mehr als erwartet gibt. Vor allem im Einzugsbereich von Goldberg- und Henry-van-de-Velde-Schule ist der Druck gewaltig.

Bereits 34 Schüler auf der Warteliste

11.500 Schülerinnen und Schüler in Hagen besuchen derzeit eine weiterführende Schule in Hagen, 34 Jungen und Mädchen haben schon jetzt keinen Platz in der Sekundarstufe I gefunden und stehen auf der Warteliste.

Als Folge der Coronapandemie zeichnet sich zudem ein gegenüber den Vorjahren größerer Anteil von Schülern ab, die ein Schuljahr wiederholen, wodurch sich die Gesamtzahl natürlich weiter erhöht. Aber auch die Fluchtbewegung aus der Ukraine hat den Raummangel vergrößert, derzeit werden rund 400 schulpflichtige Jungen und Mädchen aus dem vom Krieg geschüttelten Land in Hagen unterrichtet – 90 von ihnen in der Selbecke, wo das Gebäude der ehemaligen August-Hermann-Francke-Förderschule wieder in Betrieb genommen wurde: „Es handelt sich dort vornehmlich um Kinder, für die an den bestehenden Schulen kein Platz mehr vorhanden ist“, so Horst Hermann, im Rathaus verantwortlich für die Schulentwicklungsplanung.

Zwei Vorschläge aus der Politik werden geprüft

Zwar seien Dauer und Ausmaß des zusätzlich benötigten Schulraums derzeit noch nicht konkret absehbar, fasst die Stadtverwaltung die Situation zusammen. Gleichwohl sei erkennbar, dass der in den nächsten Jahren zur Verfügung stehende Schulraum nicht mehr ausreichen werde, um alle schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen in Hagen unterzubringen.

Immerhin hat die Stadtverwaltung am Donnerstag zwei Vorschläge aus dem politischen Bereich in das Verwaltungsprozedere aufgenommen. Dazu gehört der von der CDU ins Spiel gebrachte Bau einer neuen Schule auf dem Gelände des Reitervereins am Höing – gleich gegenüber des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG).

Auf der knapp 2,5 Hektar großen Fläche bestünde nach Auffassung der Union die Möglichkeit, eine barrierefreie, inklusive und eingeschossige Grundschule mit Ganztagsbetreuung zu errichten. „Mit den Sportanlagen auf dem Ischeland und dem THG gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft optimale Entwicklungsmöglichkeiten für ein solches Angebot“, so CDU-Fraktionschef Jörg Klepper.

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Den ehemaligen Postsportplatz am Ischeland hält Klepper dagegen für keine gute Alternative für einen Schulneubau. Das sieht wiederum die SPD anders, die genau dieses Areal als künftigen Schulstandort vorschlägt.

Wie auch immer – bis auf einer dieser oder auch auf beiden Flächen – wenn überhaupt – jemals Schülerstimmen ertönen, wird noch viel Zeit ins Land gehen. „Geschätzte acht bis zehn Jahre“, schätzt Schulausschuss-Vorsitzende Pfefferer. Für die akuten Raumprobleme in Hagen ist das sicherlich keine Lösung.