Halden. Drei Wildschweine vor der Garage, verwüstete Gärten und Gräber: Anwohner haben Angst rauszugehen. Eine Jagd wird weiter ausgeschlossen:

Die Probleme um die Wildschweine in Halden reißen nicht ab – und mittlerweile sorgen sie nicht mehr nur auf dem Friedhof, wo sie immer wieder etliche Gräber verwüsten, sondern auch im angrenzenden Wohngebiet für Ärger. „Es geht weniger um den finanziellen Schaden – obwohl sich das natürlich auch summiert –, vielmehr geht es darum, dass viele Anwohner Angst haben, abends noch rauszugehen oder mit ihrem Hund spazieren zu gehen. Selbst in die Gärten kommen sie mittlerweile“, sagt Bernd Hauff, der in der Dümpelstraße wohnt.

Die Vorfälle mit den Tieren, die sich zuletzt auch am Schulhof der Grundschule in Halden aufhielten, häufen sich. Bodo Schulz-Putzke, auch Anwohner der Dümpelstraße, hat beispielsweise frühmorgens, um viertel nach fünf, plötzlich drei Schweinen an seiner Garageneinfahrt gegenübergestanden: „Glücklicherweise ist nichts passiert, sie sind abgehauen, als ich Krach gemacht habe – aber das hätte auch anders ausgehen können.“

Aus Sicht der Anwohner muss etwas passieren. Aber das wiederum ist nicht so leicht.

Der Friedhof

Seit Wochen finden Angehörige immer wieder verwüstete Gräber und teilweise zerstörten Grabschmuck vor. Anke Milan, Familie Hauff und Monika Wallentowitz sind auch betroffen und mussten schon mehrfach ihre Gräber neu herrichten. Ähnlich Wolfgang Simon. „Das geht so einfach nicht weiter. Jeden Tag ist etwas Neues kaputt. Das ist für viele Angehörige, aber auch für Trauergemeinden, die bei Beisetzungen an den Verwüstungen vorbeilaufen müssen, einfach nicht zumutbar“, betont der Haldener, der mittlerweile fast jeden Tag zum Friedhof kommt. Er und weitere Betroffene schätzen, dass sich der Schaden allein auf dem Friedhof mittlerweile im vierstelligen Bereich bewegen müsste.

So - oder so ähnlich - sieht es an vielen Grabstätten auf dem Friedhof in Halden aus. Die Wildschweine graben den Boden um und zerstören Grabschmuck.
So - oder so ähnlich - sieht es an vielen Grabstätten auf dem Friedhof in Halden aus. Die Wildschweine graben den Boden um und zerstören Grabschmuck. © WP | Michael Kleinrensing

Die Anwohner

War zunächst nur der Friedhof betroffen, sind es mittlerweile auch die Gärten. Bettina Hauff: „Sie haben unseren Gartenzaun beschädigt und den Pool eingerissen. Sie müssen irgendwie oben auf die Abdeckung gekommen sein, unser gesamter Garten wurde geflutet.“ Bei Lydia Heinrich fraßen sich die Schweine – neun Schweine sind auf dem Video zu sehen, das eine Wildkamera nachts aufgezeichnet hat – durch den mühevoll angepflanzten Salat. „Da es früher dunkel wird, kommen die Wildschweine auch früher raus – morgens und abends“, beschreibt Bodo Schulz-Putzke seine Erlebnisse: „Und alle hier warten eigentlich nur darauf, dass das erste Mal etwas passiert.“

Die Wildschweine verwüsten auch Gärten in Halden – sie kommen mittlerweile früher, da es früher dunkel wird. Dieses Bild wurde um 22.39 Uhr im August aufgenommen.
Die Wildschweine verwüsten auch Gärten in Halden – sie kommen mittlerweile früher, da es früher dunkel wird. Dieses Bild wurde um 22.39 Uhr im August aufgenommen. © Privat | Mayer

Das sagen WBH und Stadt

Bei der Stadt sind, bestätigt Sprecherin Clara Treude, mehrere Beschwerden eingegangen. Mit Blick auf den Friedhof ist aber die städtische Tochter, der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), zuständig. „Zur Zeit prüft der WBH die Möglichkeit und beabsichtigt, einen mobilen Elektrozaun aufzustellen“, teilt Sprecherin Gabriele Zmarowski auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Da der Friedhof Halden jedoch ein offener Friedhof mit wenig bestehender Einzäunung ist, gestaltet sich eine sichere Einzäunung nicht einfach. So sind gegebenenfalls noch Rücksprachen mit Grabnutzungsberechtigten zu führen, da manche Grabstätten sich dort befinden, wo sie die Zaunaufstellung behindern würden.“ Gleiches gelte für die Errichtung der Toranlagen, da diese auch abends sicher verschlossen sein müssten.

Mit Blick auf eine Jagd der Wildschweine heißt es seitens des WBH: „Der Friedhofsbereich gilt als befriedeter Bereich, das heißt, hier darf nicht gejagt werden“, so Zmarowski. Eine Ausnahmegenehmigung könne in Absprache mit dem zuständigen Jäger – die Fläche ist verpachtet – in ganz bestimmten Sonderfällen erteilt werden. „Der private Jagdausübungsberechtigte teilte nach Rücksprache mit, dass er auch im Falle einer Ausnahmegenehmigung hier aus Sicherheitsgründen nicht jagen wird“, so Zmarowski weiter. Aus gleichen Gründen sei auch der WBH nicht bereit, hier (mit Genehmigung des Jagdausübungsberechtigten) zu jagen.