Hagen. Direkte Hilfe für Hochwasser-Opfer in Hagen: Dafür setzen sich die Rotary-Clubs ein. Wie sie unterstützen und wie sie nachhaltig wirken wollen.

200 Termine. 200 Gespräche mit Betroffenen dieser verfluchten Jahrhundertflut, die Hagen vor etwas mehr als einem Jahr heimgesucht hat. 200 Schicksale, 200-mal Hilfe, 200-mal ganz nah dran. „Ich habe ja wirklich geglaubt, mich in dieser Stadt gut auszukennen“, sagt Hermann Backhaus, einst Chef der Märkischen Bank und Schatzmeister des Gemeindienstes des Rotary Clubs Hagen. „Aber in den letzten Monaten bin ich noch einmal in Winkel gekommen, die ich zuvor noch nie gesehen hatte.“

Das macht sie aus, diese unglaubliche Hilfe des Rotary-Clubs, für den es nun noch einmal an der Zeit ist, eine Bilanz zu ziehen. Diese Nähe zu den hunderten Betroffenen des Hochwassers und damit verbunden die Möglichkeit, ganz unmittelbar und ohne bürokratische Hürden jenen helfen zu können, die zum Teil alles verloren haben.

1,2 Millionen Euro für Flutopfer

In einer beeindruckenden Zahl hört sich das dann so an: „1,2 Millionen sind über die Rotarier zusammengekommen“, sagt Backhaus und ergänzt, dass diese Summer im gesamten Distrikt (nicht nur durch die drei Hagener Clubs) zusammengekommen sei. Aber: „Viele Hagener haben gespendet. Und viel Geld ist unter Betroffenen in Hagen verteilt worden.“ Was angesichts des Ausmaßes, die die Katastrophe hier genommen hat, kaum verwundert.

Die Volme hat vor etwas mehr als einem Jahr Hagen geflutet: Hermann Backhaus und Thomas Spruth vom Rotary Club Hagen unterstützen Flutopfer.
Die Volme hat vor etwas mehr als einem Jahr Hagen geflutet: Hermann Backhaus und Thomas Spruth vom Rotary Club Hagen unterstützen Flutopfer. © WP | Jens Stubbe

Und noch eine Zahl, die unterstreicht, wie sehr den ehemaligen Banker und seinen Rotary-Mitstreiter Thomas Spruth die Fluthilfe gebunden hat. „In Summe sind 2850 Stunden zusammengekommen“, sagt Spruth. „Im Ehrenamt – versteht sich. Aber wenn man das mal auf zwei Personen und etwas mehr als ein Jahr verteilt, dann werden doch Dimensionen deutlich. Wir haben uns länger als ein Jahr täglich mit dem Thema Hochwasser beschäftigt.“ Mit der Ausschüttung – aber auch mit der Bürokratie: „Allein 800 Spendenbescheinigungen haben wir ausgestellt.“

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Rotarier nehmen sich Zeit für Flutopfer

Dazu kommen all die Besuche in den Hochwassergebieten. Auch noch Monate, nachdem die Flut über Hagen hereingebrochen war. „Wir haben uns Zeit genommen, haben zugehört, haben unterstützt“, sagt Hermann Backhaus, „dabei galt immer das Vier-Augen-Prinzip. Wir sind mindestens zu zweit zu den Menschen gefahren.“

Nach der Flut türmte sich über Monate der Müll in Hagen.
Nach der Flut türmte sich über Monate der Müll in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Die Ersthilfe hat eine große Rolle gespielt – schnell und unbürokratisch. Aber auch der Aspekt der Nachhaltigkeit, die Unterstützung von Institutionen, die sich auch künftig Naturkatastrophen stellen müssen. „Für DLRG-Gruppen schaffen wir zum Beispiel sieben neue Rettungsboote an“, sagt Thomas Spruth. „Neben Hagen profitieren unter anderem Schwelm, Ennepetal, Herdecke und Wetter.“ Kosten jeweils: 30.000 Euro. Auch Jugendfeuerwehren in der Region profitieren: Je 18.000 Euro gehen nach Boele, Ennepetal, Herdecke, Wetter und Hattingen.

Hilfe für Wetternetz Hagen

Letztlich unterstützt der Rotary-Club das Wetternetz Hagen, für das der Hagener Bastian Rissling (der auch für unsere Zeitung Wetterdaten auswertet) arbeitet. „Es geht um das Thema Prävention“, sagt Thomas Spruth. „Neue Wetterstation sollen eingerichtet werden. Für die Innenstadt wird auch noch ein Standort gesucht.“

Bei allem bleibe die Dankbarkeit der Menschen in Erinnerung. „Wenn man Betroffenen ein Geschenk in die Hand drücken kann, wenn man die Freude spürt – das geht schon unter die Haut“, sagt Hermann Backhaus. „Es ist schön, wenn es gelingt, ein bisschen Zuversicht zu vermitteln.“