Hagen. Das Restaurant Dresel in Hagen ist von vielen Katastrophen betroffen. Wie Janine Isken mit Grauburgunder gegen die Jahrhundertflut kämpfte.
Es ist eine Zeit, die reich ist an Katastrophen. An Katastrophen, die Menschen und Unternehmen in Hagen in gleichem Maße treffen. Da ist der Verkehrskollaps seit die Rahmedetalbrücke an der Autobahn 45 gesperrt ist. Da ist der Ukraine-Krieg mit all seinen Auswirkungen, mit Inflation, mit Lücken in den Lieferketten. Da sind schließlich die Folgen der Jahrhundertflut, die vor etwas mehr als einem Jahr über diese Stadt hereineingebrochen ist.
Und wenn man so will, dann kumulieren sich all diese Katastrophen ergänzt vielleicht noch durch einen Mangel an Fachkräften an einem Ort im Hagener Süden, an dem seit etwas mehr als einem Jahr eine junge Frau in der Verantwortung steht: Hotel Dresel und Janine Isken.
Grauburgunder gegen die Jahrhundertflut
Und so spricht sie über Krisen, über Hoffnungen und über Zuversicht. Und blickt beispielsweise auf jenen Tag zurück, als sie mit Säcken und Kisten voller Grauburgunder in der Flutnacht versucht hat, das Schlimmste noch abzuwenden. „Wir sind schon in der Nacht los“, erzählt sie, „aber da haben wir noch gedacht: Das hört schon irgendwann auf.“
Nichts hörte auf. Immer mehr Wasser kam. Mengen, die man sich auch in einem Hotel an einem Fluss niemals hätte vorstellen können. Sie fluteten die Keller, Teile des Erdgeschosses. Und Tage nach dem Desaster wurde klar, dass es Monate dauern würde, bis ein annähernd normaler Betrieb in Restaurant und Hotel wieder möglich sein wird.
Team in Krise zusammengewachsen
Was hilft, was optimistisch stimmt in den Krisenzeiten? „Das Team“, sagt Janine Isken, „wir sind noch einmal zusammengewachsen. Viele Mitarbeiter sind zwischen 10 und 30 Jahren im Betrieb. Das schweißt zusammen.“
Dem Fachkräftemangel versuche man zu begegnen, indem man selbst ausbilde. Gleichwohl sei es schwierig, junge Menschen für die Branche zu begeistern. Für eine Branche, die ihr selbst ans Herz gewachsen ist und in der auch das Privatleben nicht zurückstecken müsse. „Das ist letztlich auch eine Frage der Planung. Wir müssen mehr die schönen Seiten des Berufs in den Fokus rücken.“
Rückhalt gibt Janine Isken da die eigene Familie, die Mutter, von der sie Hotel und Restaurant übernommen hat, die aber mit all ihrer Erfahrung und Tatkraft hilft und unterstützt – auch nachdem der Generationenwechsel formal vollzogen ist. „Sie gibt Rückendeckung“, sagt Janine Isken, „sie vermittel Ruhe. Das tut gut.“
Verkehrschaos vor der Tür
Letztlich ist es nicht nur die Flut, die Dresel trifft. Die steigenden Kosten sind ein Thema. Energiepreise und Mindestlohn die Schlagworte. „Auf der anderen Seite müssen wir sehr wohl gucken, was wir den Kunden zumuten können“, sagt Janine Isken. „Niemand würde doch für ein Schnitzel 50 Euro zahlen – selbst wenn dieser Preis gerechtfertigt wäre.“
Hinzu kommt die Katastrophe, die sich direkt vor der Haustür abspielt. Das Verkehrschaos im Hagener Süden, das sich nach Baustelle an der Bundesstraße 54, Sperrung der Heedfelder Straße und Sanierung des Bahnübergangs längst nicht erledigt hat. In und um Rummenohl kommt es immer wieder zu langen Staus. Vermehrt, aber nicht erst seit die Autobahn 45 zwischen Lüdenscheid und Lüdenscheid-Nord gesperrt ist. „Es ist schwer zu sagen, welchen Einfluss das auf unsere Gästezahlen hat“, erklärt Janine Isken. „Es mag sein, dass Gäste auch mal nicht kommen, weil sie der Verkehr abhält. Aber letztlich wissen wir das nicht genau.“
Treuen Gäste machen Mut
Und trotz all der Krisen überwiegt letztlich die Freude, nach Lockdown und immer neuen Corona-Regeln überhaupt wieder öffnen zu können. „Wir haben viele sehr treue Gäste, die zu uns kommen und zu uns halten“, sagt Janine Isken. Das sei etwas, das Mut mache.