Hagen. Der eine hat die Schläger beauftragt, der andere einen Trainer in Hagen brutal verprügelt. Warum beide Angeklagten eine milde Strafe erwartet.

Beim dritten Anlauf hat es doch noch geklappt: Vor dem SchwurgerichtHagen begann am Donnerstag der Prozess um den gewalttätigen Überfall beim „Fritz-Kahl-Turnier“ im Juli 2016.

Das Verfahren sollte bereits am Montag starten, musste wegen der Erkrankung eines beisitzenden Richters jedoch zweimal verschoben werden. Die Zwischenzeit wurde unter den Prozessbeteiligten genutzt, um ein sogenanntes „Verständigungsgespräch“ zu führen.

Angeklagte müssen wohl nicht ins Gefängnis

Und danach ist sicher: Auch die beiden jetzigen Angeklagten müssen nicht ins Gefängnis. Sie können mit einer Strafe rechnen, die ihnen zur Bewährung ausgesetzt werden wird. Damit dürfte der brutale Angriff am Spielfeldrand des TSV Fichte Hagen keine spürbaren Konsequenzen sowohl für den Schlägertrupp, als auch für dessen Anstifter haben. Das endgültige Urteil wird am 1. September verkündet.

Die vorsitzende Richterin Heike Hartmann Garschagen und ihre Kammer haben ein mildes Urteil in Aussicht gestellt.
Die vorsitzende Richterin Heike Hartmann Garschagen und ihre Kammer haben ein mildes Urteil in Aussicht gestellt. © WP | Michael Kleinrensing

Bereits im Oktober 2017 war der Hauptbeteiligte, ein heute 31-jähriger Profi-Boxer, der den Nachnamen einer arabischen Großfamilie trägt, die bundesweit für Clan-Kriminalität bekannt ist, zu einer milden Bewährungsstrafe von 22 Monaten Haft verurteilt worden.

Umfassendes Geständnis

Warum sollte es den möglichen Mittätern heute schlechter ergehen? Bei einem umfassenden Geständnis könnten beide Angeklagten in Freiheit bleiben, so das Angebot der Kammer. Die Geständnisse erfolgten prompt.

Staatsanwalt Kampmann im Prozess gegen den Anstifter und einen der Schläger vom Fritz-Kahl-Turnier.
Staatsanwalt Kampmann im Prozess gegen den Anstifter und einen der Schläger vom Fritz-Kahl-Turnier. © WP | Michael Kleinrensing

Da ist der wegen „versuchten Totschlags“ angeklagte Mann (31) aus Langenfeld, der über seinen Verteidiger Philipp Muffert erklären ließ, er sei am Tattag auftragsgemäß mit gut durchtrainierten Personen zum Viertelfinalspiel zwischen Cemspor Hagen und ETuS Schwerte an der Wörthstraße in Eilpe erschienen. Die Truppe hätte vor Spielbeginn sogar „ganz normal Eintrittskarten gekauft“.

Angriff in der Pause

In der Halbzeitpause sei dann der beauftragte Angriff auf den seinerzeitigen Cemspor-Trainer erfolgt: „Man hat sich zunächst nur gegenseitig an den Kragen gefasst, keiner hat losgelassen“, erklärt der Verteidiger. Dann hätte sein Mandant zugeschlagen. Schwerverletzt durch einen harten Faustschlag, ging der Cemspor-Coach zu Boden. Jetzt mit dem Geschädigten im Gerichtssaal konfrontiert, zeigt sich der Angeklagte reuig: „Ich möchte mich für diese unnötige und schwachsinnige Aktion entschuldigen.“ Das Opfer, es hatte einen Mittelhandbruch sowie schwerste Kopfverletzungen davongetragen, leidet bis heute und kann nicht verzeihen: „Was das alles ausgelöst hat. Bei mir, und meiner Familie...“

Anwalt Lutz Mollenkott verteidigt den Angeklagten (43), der geständig ist, den Auftrag an den Schlägertrupp erteilt zu haben. Er ist ein Angehöriger der gerichtsbekannten, millionenschweren Hasper Spielhallen-Betreiberfamilie. Mollenkott: „Sein Motiv war gekränkter Stolz, weil er als Cemspor-Stürmer für das Turnier-Spiel nicht aufgestellt worden war, sich gedemütigt fühlte und deshalb dem Trainer einen Denkzettel verpassen wollte.“ Mit dem angeheuerten Schlägertrupp, insbesondere dem zwei Meter großen Profi-Boxer, wollte die Spielhallenfamilie allen Zuschauern ihre Macht demonstrieren. Der Auftraggeber selbst saß auf den Steinstufen und schaute der blutigen Schlägerei aus sicherer Entfernung zu.