Hagen. Im Schnitt 24,2 Kinder: Die Zahl der Schüler pro Klasse liegt in Hagen über dem Landesschnitt. Zwei Schulleiterinnen erklären, was das bedeutet.

1850 i-Männchen machen sich in dieser Woche in Hagen erstmals mit ihrem Tornister auf den Schulweg und lernen ihre neuen Klassenkameraden und Lehrer kennen. Die Zahl aller Grundschüler im neuen Schuljahr kann die Stadtverwaltung noch nicht beziffern. Denn: aktuelle Zahlen liegen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor – die Stadt erhebt diesen Wert immer erst nach einer Abfrage an allen Schulen im Oktober.

Im vergangenen Schuljahr 2021/22 aber besuchten in Hagen insgesamt 7420 Schülerinnen und Schüler eine Grundschule. Die durchschnittliche Klassengröße lag laut dem Statistischen Landesamt IT.NRW damit in Hagen bei 24,2 und damit leicht über dem NRW-Schnitt von 23,5. Am besten schneiden ländliche Regionen wie der Hochsauerlandkreis ab (19 Schüler pro Klasse). Durchschnittlich kommen in Hagen damit 15,6 Grundschüler auf eine Vollzeit-Lehrkraft.

21.300 Schüler in Hagen

Insgesamt besuchten im letzten Schuljahr 21.300 Schülerinnen und Schüler eine allgemeinbildende Schule in der Stadt. Durchschnittlich lernten zuletzt 24,4 Schüler zusammen in einer Klasse – am höchsten lag der Wert an den Realschulen (27,6), am niedrigsten an Förderschulen Grund-/Hauptschule mit 13,9.

Von 19 Schülern pro Klasse kann man an vielen Hagener Grundschulen nur träumen. Insbesondere an den Schulen in der Innenstadt und in den dicht besiedelten Quartieren mit hoher Zuwanderung liegen die Werte wesentlich höher. „In den ersten Klassen begrenzen wir auf 24 Kinder“, sagt Marion Präwitz, Leiterin der Emil-Schumacher-Grundschule in Hagen, „allerdings steigen diese Zahlen, weil wiederum Kinder aus den zweiten Klassen hinzukommen.“

Hohe Fluktuation an Hagener Schulen

Wie viele Kinder tatsächlich eingeschult werden, weiß Präwitz nicht. „Es kommt immer wieder vor, dass Kinder, die bei uns angemeldet sind, in den Sommerferien in ihre Herkunftsländer reisen und nicht zurückkehren“, so die Schulleiterin, die von hoher Fluktuation spricht. „Auf der anderen Seite kommen noch in diesen Tagen Eltern, die ihre Kinder anmelden wollen.“

Dass es angesichts derartiger Unterschiede bei den Klassengrößen mit der Chancengleichheit nicht weit her ist, liegt auf der Hand. „Am Stil des Unterrichts ändert es nichts, ob ich vor 19 oder vor 24 Kindern stehe“, so Präwitz, „aber je größer die Klassen werden, desto weniger kann ich Kinder individuell fördern. Das ist gerade an einer Schule wie unserer wichtig. Die Spreizung ist riesig. Wir haben Kinder, die schon lesen und schreiben und welche, die nie einen Kindergarten besucht haben und nicht wissen, wie man einen Stift hält. Da ziehe ich den Hut vor allen Kollegen.“

Große Klassen „ein Verbrechen an den Kindern“

Mit Blick auf jene Klassen, deren Größe sogar über dem Schnitt liegen, wird die Schulleiterin deutlich: Unterricht mit 28 Schülern seien in ihren Augen „ein Verbrechen an den Kindern. Zumal im Alltag die Lehrer die allermeiste Zeit alleine in den Klassen sind“, so Präwitz.

Von einer „unheimlichen hohen Fluktuation“ spricht auch Friederike Knoblauch, Schulleiterin der Goldbergschule mit zwei Standorten in Eilpe. „Bei uns liegen die Klassengrößen zwischen 25 und 29 Kindern. Immerhin halten wir die vorgegebene Obergrenze damit ein.“ Auch sie erklärt, dass die Größe auf die Art des Unterrichts keinen Einfluss habe. „Auch wenn wir uns kleinere Klassen wünschen – wir können es nicht ändern. Wir sind darauf eingestellt, Kinder individuell und inklusiv zu fördern.“