Hagen. Nach den Sommerferien werden fast 15.000 i-Pads an Schüler in Hagen verteilt. Die Stadt spricht dennoch von einem „vergifteten Geschenk“.

Nach den Sommerferien wird sich ein warmer digitaler Regen über die Schüler in Hagen ergießen. Die Stadtverwaltung beginnt dann mit der Auslieferung von 14.831 i-Pads, die den Jungen und Mädchen aus allen Schulformen kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Damit erhöht sich die Zahl der Endgeräte in den Hagener Bildungsanstalten auf 24.750, denn bereits in der ersten Ausstattungsoffensive vor eineinhalb Jahren waren die Schulen mit 9919 i-Pads bedacht worden.

Nach Auskunft von Kämmerer Christoph Gerbersmann werden die fast 15.000 Geräte derzeit beim Lieferanten gelagert, da man sie während der großen Ferien nicht in den Schulen deponieren wollte. Mit Beginn des neuen Schuljahres sollen sie aber zügig verteilt werden. Sobald ein Gerät eingeschaltet wird, verbindet es sich automatisch mit dem Mobile Device Management der Stadt Hagen und die für den Unterricht notwendige Software wird aufgespielt.

Stadt ist für IT-Support verantwortlich

Finanziert werden die Geräte nicht von der Stadt selbst, sondern aus dem „REACT.EU“ genannten Krisenbewältigungsprogramm der Europäischen Union, das aufgelegt wurde, um die sozialen Folgen der Corona-Pandemie abzufedern und eine grüne, digitale und stabile Erholung der Wirtschaft vorzubereiten. Der Stadt Hagen stehen aus diesem Fördertopf rund 6,69 Millionen Euro für den Kauf der Tablets zur Verfügung.

Im Gegenzug musste sich die Stadt verpflichten, mindestens vier Jahre lang den IT-Support der i-Pads zu übernehmen. Dazu gehört beispielsweise die Wartung der Geräte, das Aufspielen von Apps, das Beheben von Bedienfehlern und das Zurücksetzen von Passwörtern.

Erhebliche Folgekosten für Stadt Hagen

Dies bringt erhebliche Folgekosten mit sich, müssen doch dafür rund zehn neue IT-Mitarbeiter eingestellt werden. Ober aber die Stadt vergibt diese Aufgabe an eine externe IT-Firma: „So oder so handelt es sich also um ein vergiftetes Geschenk, denn wir bleiben auf den Kosten sitzen“, sagt Gerbersmann, dem natürlich dennoch bewusst ist, dass die Stadt Hagen eine Förderung in dieser Größenordnung nicht ablehnen konnte.

Und noch etwas vergällt der Stadt die an sich großzügige und sinnvolle Unterstützung. Die Verteilung der neuen i-Pads darf nach Auskunft von Gerbersmann nicht mit der Auslieferung der Geräte aus der ersten Ausstattungsoffensive verrechnet werden. Das hat damit zu tun, dass die Stadt vor zwei Jahren selbst entscheiden durfte, welche Schulen mit den Endgeräten bedacht werden, einzige Bedingung war, dass eine gewisse „Bedürftigkeit“ gegeben sein musste.

Geräte werden lediglich ausgeliehen

Diesmal hat das Land jedoch vorgegeben, an welchen Schulen die i-Pads verteilt werden müssen. Sind für eine Schule beispielsweise 150 Geräte vorgesehen und hat sie diese bereits 2020 erhalten, so darf die Stadt die neuen Tablets jetzt nicht einfach an andere Schulen weiterreichen.

Vielmehr muss sie die zwei Jahre alten Geräte wieder einsammeln, auf ihre Tauglichkeit überprüfen und neu einstellen, um sie an eine andere Schule weiterzugeben. Erst dann dürfen 150 der neuen i-Pads an jener Schule, an der die alten eingesammelt wurden, verteilt werden. „Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat, aber es steht so in den Förderbestimmungen“, schüttelt Gerbersmann den Kopf.

Grundsätzlich gilt, dass die i-Pads, von denen ein jedes einen Neuwert von rund 500 Euro besitzt, den Schülern (und auch vielen Lehrern) nur leihweise überlassen werden. Die Eltern müssen deshalb unterschreiben, dass sie im Falle des Verlustes oder bei mutwilliger Beschädigung für den Schaden aufkommen – eine Bedingung, die so manchen Erziehungsberechtigten von der Annahme des Gerätes Abstand nehmen lässt.