Boele. Auf den ersten Blick ein Platz wie jeder andere in Hagen – dabei ist der „Boeler Markt“ mehr als nur ein Platz. Ein Besuch vor Ort.

Auf den ersten Blick ist es ein Platz wie jeder andere in Hagen auch. Ein bisschen zu grau, zu wenig Grün, obwohl er von Bäumen am Rande umsäumt wird. Auf dem Platz selbst sucht sich ein einsam wirkender Baum seinen Weg in die Höhe und bietet Passanten immerhin etwas Schatten. Auf den zweiten Blick ist dieser Platz im Herzen von Boele aber viel mehr als nur ein schnöder Platz, an dem ein paar Tauben liegengelassene Brötchenreste vom Asphalt picken. Auf den zweiten Blick hat – zumindest für jemanden, der nicht aus Boele kommt und das ohnehin schon weiß – dieser Ort im Stadtteil eine besondere Funktion. Weil er ein Treffpunkt ist – für viele Generationen.

Wenn Markt ist, dann brummt es hier. Der Parkplatz ist rappelvoll, viele Menschen aus dem Stadtteil kommen dann her und tummeln sich auf dem Marktplatz, kaufen ein, schauen durch, plauschen mit Bekannten. Tradition eben. Heute, als ich herkomme, ist aber kein Markt. Und heute, bei etwas wolkenverhangenem Himmel und überaus schwülem Wetter, ist auch nicht sonderlich viel los.

Die Bäckerei ist immer gut besucht – die Außenplätze werden zum Verweilen genutzt. Ein Sitzplatz-Rondell bietet Platz unter einem einsamen Baum und wer will, kann sich ein Buch aus dem Bücherschrank mitnehmen.
Die Bäckerei ist immer gut besucht – die Außenplätze werden zum Verweilen genutzt. Ein Sitzplatz-Rondell bietet Platz unter einem einsamen Baum und wer will, kann sich ein Buch aus dem Bücherschrank mitnehmen. © WP | Michael Kleinrensing

Aber das, was diesen Platz ausmacht, kann man zu fast jeder Tageszeit trotzdem erkennen, wenn man nicht hektisch mit dem Einkaufswagen mal eben schnell Besorgungen erledigen will, sondern sich einfach mal die Zeit nimmt, etwas länger hinzuschauen. An dem kleinen Sitzplatz-Rondell neben dem Bücherschrank haben sich Leute für eine Pause niedergelassen. Die Plätze vor der Bäckerei sind gut besetzt. Es ist das Stammcafé für viele, die einfach so für einen Plausch herkommen, oder aber nach dem Bummel einen kurzen Stopp zum Verweilen einlegen.

Zu viele graue Plätze

Ehrlicherweise muss man sagen: Sonderlich schön ist der Marktplatz auf den ersten Blick und auch auf den zweiten Blick nicht. Er ist nicht runtergekommen, nicht falsch verstehen. Es ist bis auf wenige Müllreste und Bierdeckel, die achtlos neben die Bank geschmissen wurden, aufgeräumt. Aber Aufenthaltsqualität fehlt irgendwie dennoch. Wie ein roter Faden zieht sich das durch die Stadt, oder vielmehr über die grauen, leeren Plätze (Wilhelmsplatz, Ebert-Platz, Höing, Bodelschwinghplatz, Bahnhofsvorplatz...) auf denen es an mehr Sitzgelegenheiten, vor allem aber mehr Grün und Schatten fehlt, um Plätze zum Verweilen zu schaffen.

Der Bücherschrank am Boeler Markt ist etwas in die Jahre gekommen, bietet aber eine vielfältige Auswahl an Literatur.
Der Bücherschrank am Boeler Markt ist etwas in die Jahre gekommen, bietet aber eine vielfältige Auswahl an Literatur. © WP | Michael Kleinrensing

Die Infrastruktur drumrum spielt bei der Beliebtheit des Marktplatzes sicher auch eine Rolle. Sparkasse, Drogerie, Bäcker, Supermarkt, Eisdiele, Optiker, Arztpraxen – für Besorgungen jeglicher Art hat man es von hier aus nicht weit. Parkmöglichkeiten gibt es durch den Edeka-Parkplatz und die frisch eingezeichneten Stellplätze direkt am Markt ausreichend. In der Pandemie hat eine Corona-Teststelle hier eine Teststation aufgebaut, die auch immer noch recht rege besucht wird.

Spielmöglichkeiten und Gastronomie

Während die Eltern im Café sitzen, können die Kinder nicht weit entfernt spielen. Unmittelbar neben dem Platz schließt sich ein kleiner Park an. Der Rasen ist frisch gemäht, es duftet nach Gras. Zwei Kinder spielen hier an den Fitness-Geräten, für die die Bezirksvertretung die Mittel bereitgestellt hat, um Outdoor-Sportaktivitäten zu ermöglichen. Sie wirken etwas fehl am Platz, werden scheinbar aber ganz rege genutzt. Nur ein paar Schritte weiter bietet ein kleiner Spielplatz im Schatten der Bäume Abwechslung für die kleinsten Besucher. Ein Mann spaziert mit seinem Hund über den Weg.

Im kleinen Park, der sich an den Marktplatz anschließt, stehen einige Outdoor-Fitness-Geräte und ein kleiner Kinderspielplatz.
Im kleinen Park, der sich an den Marktplatz anschließt, stehen einige Outdoor-Fitness-Geräte und ein kleiner Kinderspielplatz. © WP | Michael Kleinrensing

Im Café wird Kuchen bestellt, ein Brötchen gegessen, zwei Radfahrer haben eine Rast eingelegt – wer weiß, wo sie im Anschluss hinwollen. Vielleicht sind sie aus Hagen. Vielleicht auch nur auf der Durchreise. Hier kommen Jung und Alt zusammen. Während viele Stadtteilzentren nach und nach aussterben und immer verlassener wirken, könnte man hier in Boele auch vom Anti-Trend sprechen. Es ist eben nicht nur ein einfacher Platz. Sondern ein Treffpunkt. Der gerne noch ein bisschen aufgehübscht werden dürfte.