Nahmer. Diebstahl bis Hausfriedensbruch: Zuletzt gab es mehrere Vorfälle rund um eine Notunterkunft in Hohenlimburg. SPD fordert einen Sicherheitsdienst
Zuletzt gab es mehrere Vorfälle im Umfeld einer der Notunterkünfte in der Nahmer, die zu vereinzelten Beschwerden aus der Nachbarschaft führten. So berichtet eine direkte Anwohnerin etwa von gestohlenen Fahrrädern und Kindern aus den südosteuropäischen Familien der Unterkunft, die unerlaubt fremde Gärten betreten haben. Bereits im vergangenen Jahr hatte diese Zeitung über Probleme mit der städtischen Notunterkunft für Wohnungslose berichtet. Wie Polizei, Stadt und Lokalpolitik die Lage aktuell bewerten.
Mehrere Anzeigen
Auf Anfrage teilt die Polizei mit, es habe im Umfeld der Unterkunft keine auffällig hohe Zahl an Einsätzen gegeben. Zwischen Anfang Mai und Ende Juni wurden aber nach unterschiedlichen Anlässen insgesamt elf Anzeigen aufgenommen. Dazu gehören zwei Diebstähle (ein Fahrrad und eine Schachtel Zigaretten), ein Fall von Hausfriedensbruch, ein Fall von häuslicher Gewalt, zwei Fälle von Warenbetrug, ein Einbruchsversuch in ein Einfamilienhaus sowie drei Fälle von einfacher Körperverletzung – zwei davon von Bewohnern der Unterkunft, die sich nach einem Streit wechselseitig angezeigt haben. In einem weiteren Fall ist vor einer Woche ein 49-Jähriger Anwohner in einer Rangelei verletzt worden.
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Polizei hat Lage im Blick
„Die Polizeiwache Hohenlimburg hat die Einsatz- und Kriminalitätslage im Bereich der Unternahmerstraße fortlaufend im Blick“, so Ramona Arnhold, Polizeisprecherin. Man nehme die Sorgen aus der Anwohnerschaft ernst. Deshalb werde der zuständige Bezirksdienst Kontakt zur Stadt aufnehmen und auch mit Dolmetschern, Straf- und Kulturmittlern einen Ortstermin vereinbaren.
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Ortstermin angekündigt
„Der Beamte wird darüber hinaus Kontakt zu den Familien aufnehmen, die in der Unterkunft in der Unternahmerstraße wohnen und erörtern, dass Straftaten konsequent verfolgt und nicht toleriert werden.“ Auch ein Gespräch zwischen der Polizei und den geschädigten Anwohnern soll erfolgen. Personen, die Opfer von Straftaten geworden sind oder verdächtige Feststellungen machen, werden generell gebeten, sich an die Polizei zu wenden.
Unterkunft für Wohnungslose
Seit knapp zwei Jahren bietet die Gemeinschaftsunterkunft in der Nahmer eine vorübergehende Bleibe für obdachlose Menschen. Nicht die erste Nutzung dieses Gebäudes für Menschen in Not, waren an dem Standort doch vor Jahrzehnten schon Flüchtlinge aus der DDR untergebracht, später von häuslicher Gewalt betroffene Frauen und nach 2015 Geflüchtete aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten.
Sozialarbeit aktiv
Laut Stadt Hagen seien aktuell 25 Personen in fünf Haushalten in der Unterkunft untergebracht. Die jüngsten Vorfälle seien grundsätzlich bekannt. „Es wird regelmäßig versucht, beratend auf die betroffenen Familien einzuwirken“, so Michael Kaub, Stadtsprecher. „Die Familien wurden in der Vergangenheit bereits nach ähnlichen Vorfällen gemeinsam mit der Polizei aufgesucht, um mögliche Konsequenzen aufzuzeigen und positiv auf die Familien einzuwirken.“
Vermittlung in andere Unterkünfte
Darüber hinaus wurden Familien in anderen Notunterkünften untergebracht und/oder alternativer Wohnraum auf dem freien Wohnungsmarkt vermittelt. „Die Menschen, die aufgrund bestehender Obdachlosigkeit ordnungsrechtlich untergebracht werden müssen, werden soweit möglich durch unseren Sozialarbeiter aufgesucht und beraten“, so Kaub.
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Zwei neue Sozialarbeiter
Derzeit kümmert sich ein Sozialarbeiter für die Begleitung und Beratung der wohnungslosen Haushalte im Stadtgebiet. In Kürze werden zwei weitere Sozialarbeiter für zur Verfügung stehen, „so dass verstärkte Präsenz vor Ort zu einer Entlastung führen kann.“ Ziel werde sein, die Familien verstärkt in Kooperation mit weiteren Diensten in das Wohnumfeld zu integrieren, aber auch in eigene Wohnungen zu vermitteln.
BfHo: Keine Parallelgesellschaften
Nach Gesprächen mit einzelnen Anwohnern hatten die Bürger für Hohenlimburg die Lage an der Unterkunft bereits im April 2021 auf die Tagesordnung der Bezirksvertretung gebracht. Nach den jüngsten Vorfällen fordert Frank Schmidt, BfHo, nun, die Unterkunft künftig nur mit Personen mit einer günstigeren Sozialprognose zu besetzen. Außerdem müsse verhindert werden, dass vor Ort Parallelgesellschaften und Bandenkriminalität entstehen. „Es sollten dort nicht nur rumänische Bewohner in einer Blase leben, sondern verschiedene Nationalitäten.“
CDU: Engere Betreuung
Michael Glodt, CDU Hohenlimburg, kündigte an, man wolle das Gespräch mit allen Beteiligten suchen. Langfristig bessern werde sich die Lage aber wohl erst durch eine verstärkte und dauerhafte Betreuung „und dafür braucht es mehr Personal.“
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SPD: Security einstellen
Forderungen in diese Richtung kommen auch vonseiten der SPD Hohenlimburg-Berchum. „Das von manchen Bewohnern dieses Hauses ausgehende Verhalten ist dazu geeignet, den dortigen Nachbarschaftsfrieden nachhaltig zu stören“, sagt Philipp Kranzbühler, Geschäftsführer der hiesigen Sozialdemokraten. Da weitere Straftaten nicht ausgeschlossen werden können, halten die Genossen einen zeitlich unbegrenzten Einsatz eines Sicherheitsdienstes über 24 Stunden im 3-Schicht-System für sinnvoll. „Hier sollte die Stadt Hagen ihrer Verantwortung nachkommen.“
Krippner: Sozialarbeit intensivieren
Da allerdings auch die Integration der Bewohner nicht außer Acht gelassen werden darf, müsse neben einer Security auch ein Team aus Sozialarbeitern bzw. Streetworkern zum Einsatz kommen, so die SPD. „Wichtig ist, dass man den Menschen Perspektiven aufzeigt und diese nicht sich selbst überlässt“, sagt Mark Krippner, Vorsitzender SPD Hohenlimburg-Berchum.
Bezirksbürgermeister: Respekt beider Seiten
Auch Bezirksbürgermeister Jochen Eisermann kennt die Beschwerden über das Übergangsheim. Er habe in der Vergangenheit bereits vor Ort das Gespräch gesucht und sei bereit, weiter bei Problemen zu vermitteln. „Auch wenn das schwierig ist: Toleranz und Respekt muss man von beiden Seiten einfordern dürfen.“