Wehringhausen. Die Grundschulplätze in Hagen werden immer knapper: Jetzt wird auch noch die Terra-1-Schule in Wehringhausen erst mit Verspätung fertig.

Die Schulentwicklungsplanung in Hagen droht terminlich völlig aus dem Ruder zu laufen. Inzwischen wird im Rathaus bereits ins Auge gefasst, angesichts des schleppenden Tempos bei der dringend erforderlichen Realisierung von Neu- und Anbauten (Goldberg- und Henry-van-de-Velde-Schule) zwischenzeitlich auf Containerdorf-Lösungen umzusteigen, um die Versorgung in Hagen mit ausreichend Grundschulplätzen kurzfristig zu sichern. Zumal Oberbürgermeister Erik O. Schulz in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses einräumen musste, dass die von der Allianz als „Leuchtturmprojekt“ titulierte Terra-1-Bildungsinvestition in Wehringhausen statt zum Schuljahresstart 2023/24 voraussichtlich er zwei Jahre später – also im Sommer 2025 – für die ersten Schüler zur Verfügung steht.

Denn im Gegensatz zu der achtzügigen Kita, die an der Lange Straße im oberen Drittel des Block-1-Geländes sich bereits im Rohbau befindet und absehbar nach der Sommerpause 2023 an den Start gehen kann, wurde für den dreizügigen Schulkomplex mit dem wenig kindgerechten Namen „Terra 1“ noch nicht einmal der Grundstein vergraben. „Die Planungen zur Grundschule sind weitestgehend abgeschlossen“, betont Christoph Rehrmann, Geschäftsführender Vorstand der Gemeinnützigen Wohnstättengenossenschaft, die den Bau realisiert. „Hier werden derzeit lediglich noch Details abgestimmt. Die Baugenehmigung liegt vor.“ OB Schulz stellte gegenüber der Politik konkret einen Baubeginn für den 1. Juli dieses Jahres in Aussicht.

Ungewissheit Lieferprobleme

„Die Baugrube haben wir schon zu 80 Prozent im Rahmen der Abbrucharbeiten vorbereiten lassen. Derzeit werden nur noch die Restarbeiten wie Entwässerung und Einbau der obersten Tragschicht vorgenommen. Dann beginnen die Rohbauarbeiten“, skizziert Rehrmann die GWG-Zeitplanung. „Derzeit gehen wir von einer Fertigstellung der Schule im Frühjahr 2025 aus. Eine genauere Bestimmung ist heute noch nicht möglich, da unsere Baustellen immer wieder durch Material-Engpässe ins Stocken geraten.“

Der Rohbau der Kita entlang der Lange Straße reckt sich bereits in die Höhe. Hier sollen nach der Sommerpause 2023 die ersten Kinder einziehen können.
Der Rohbau der Kita entlang der Lange Straße reckt sich bereits in die Höhe. Hier sollen nach der Sommerpause 2023 die ersten Kinder einziehen können. © WP | Michael Kleinrensing

Schulz berichtete der Politik, dass er angesichts des erheblichen Grundschulplatzmangels in Hagen bei der GWG dafür geworben habe, den eigentlichen Schulkomplex bereits früher zur Verfügung zu stellen, und den Bau der Turnhalle sowie des Lehrschwimmbeckens erst später zu realisieren. Diese Variante wolle Rehrmann prüfen lassen.

Mietpreis wie in Metropolen

Darüber hinaus ist auch noch kein Mietvertrag zwischen der Stadt Hagen und der GWG unterzeichnet, obwohl seit dem entsprechenden Votum des Rates bereits zwei Jahre ins Land gegangen sind. Allerdings unterstreicht Rehrmann: „Die mietvertraglichen Vereinbarungen sind abgestimmt.“ Nach Informationen der Stadtredaktion wird der Schulneubau mit einem Quadratmeter-Preis auf Metropolen-Niveau von fast 17 Euro zu einem der teuersten kommunalen Mietobjekte der Stadt. Zuletzt hatte die Politik sogar noch einem Mietzins-Zuschlag von 1,48 €/qm zugestimmt, so dass mit dieser Preissteigerung jetzt 16,37 €/qm (ursprünglich 14,89 €/qm) im Raum stehen.

Dieser Nachschlag für das Terra-1-Projekt ist der Tatsache geschuldet, dass die ursprüngliche GWG-Kalkulation aufgrund der Baukostensteigerung in den vergangenen Monaten sich von 20,7 auf 22,7 Millionen Euro erhöht hat. Hauptursache, so die GWG, seien gestiegene Preise für Materialien sowie allgemeine Aufschläge im Baugewerbe. Damit steigt die Jahresmiete für die 4725 Quadratmeter Fläche auf fast 930.000 Euro. Da sich die Mietfläche aufgrund des bevorstehenden Rechtsanspruchs für den Offenen Ganztag (OGS) absehbar sogar noch erhöht, dürfte auch die Gesamtsumme noch entsprechend steigen.

Schwimmbad erhöht Kosten

In den Verhandlungen mit der GWG hat die Stadt zumindest festgezurrt, dass es sich bei den 16,37 €/qm um eine verbindliche Mietpreisobergrenze handelt, die auch bei weiteren Kostensteigerungen nicht mehr angehoben wird. Sollte es wider Erwarten gar gelingen, das Bildungszentrum günstiger zu realisieren, würde der Mietpreis sogar abgesenkt.

Neben dem Gebäude muss die Stadt obendrein für die Technik des angedachten Lehrschwimmbeckens aufkommen. Hier geht die Fachverwaltung bislang von Extrakosten von 940.000 Euro aus, so dass über 29 Jahre noch einmal 0,57 €/qm beim Mietzins aufgeschlagen werden müssen. Somit liegt der Gesamtpreis am Ende bei fast 17 €/qm. Hinzu kommen noch Kosten für die Unterhaltung und Wartung des Bades.