Hagen. Immer mehr Zuwanderer und Zuzügler: In den Grundschulen in Hagen fehlt der Platz, um all die kleinen Kinder wohnortnah unterzubringen.

Das Grundschulsystem in Hagen steht vor dem Kollaps. Nach den neuesten Berechnungen der Stabsstelle für Schulentwicklungsplanung im Rathaus gibt es bereits jetzt 90 Schüler mehr als noch im Schulgutachten des Biregio-Instituts vom März 2020 prognostiziert. „Im Stadtbezirk Mitte stehen wir vor einem Crash“, beschreibt Nicole Pfefferer (Grüne), Vorsitzende des Schulausschusses, die Situation.

Die Situation ist angespannt, die Zahl der Schüler in Hagen steigt und steigt, was vor allem an der Zuwanderung liegt. „Es zieht aber auch so manche Familie aus anderen Städten im Ruhrgebiet zu uns nach Hagen, weil es hier noch vergleichsweise günstigen Wohnraum gibt“, so Pfefferer. Die vorhandenen Kapazitäten in den Schulen werden jedenfalls bald nicht mehr ausreichen, um alle Kinder unterzubringen.

Kritische Lage im Stadtbezirk Mitte

Die neuen Erkenntnisse basieren auf der Schulstatistik, die die Stadt Hagen jeweils im Herbst jedes Jahres veröffentlicht und in der alle für die Schulentwicklung in der Stadt relevanten Daten erfasst werden. Demnach ist die Situation im Stadtbezirk Mitte besonders kritisch, wo es 124 Schüler mehr gibt als kalkuliert.

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Schon jetzt werden Kinder aus der City morgens mit dem Bus zum Unterricht nach Dahl und Berchum chauffiert, weil es in den dortigen Grundschulen noch freie Plätze gibt. Und die Zahl dieser Schüler dürfte noch zunehmen, denn im nächsten Sommer rechnet der Fachbereich Bildung erneut mit über 1800 i-Männchen.

Ansturm an Goldbergschule

Bereits in diesem Jahr wurden exakt 1811 Jungen und Mädchen eingeschult. Eine ähnlich hohe Zahl an neuen Grundschülern wurde in Hagen zuletzt im Jahr 2008 (1762 i-Männchen) erreicht. Im Sommer 2015, wenige Monate vor Ausbruch der Flüchtlingskrise, gab es in Hagen lediglich 1398 Schulanfänger. Der tiefste Stand wurde 2013 mit 1359 Kindern erreicht.

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Jetzt aber platzen viele Schulen in der Stadtmitte, in Wehringhausen und Altenhagen – das sind die Stadtteile, in die es die meisten Neuankömmlinge zieht – aus allen Nähten. Vor allem die Grundschule Goldberg sieht sich einem Ansturm gegenüber, für das Schuljahr 2022/23 liegen 114 Neuanmeldungen vor.

Kinder werden durch Stadt kutschiert

Jetzt zahlt sich aus, dass die Stadt für 980.000 Euro das Gebäude der ehemaligen Grundschule in Dahl von dem Optik-Unternehmer Winfried Bahn zurückgekauft hat. Dort sollen 65 Schüler der Förderschule Gustav Heinemann in Oberhagen, die ebenfalls unter Platznot leidet, untergebracht werden. Den dadurch frei werdenden Schulraum in Oberhagen kann wiederum die benachbarte Goldbergschule nutzen und dadurch im Sommer vier Eingangsklassen mit insgesamt 96 i-Dötzchen bilden.

Angesichts des zu erwartenden weiteren Anstiegs der Schülerzahlen ist davon auszugehen, dass sich die Lage zukünftig weiter zuspitzt. Die beschlossenen Neubauten (Terra 1 in Wehringhausen, Anbau Grundschule Henry van de Velde, Neubau Goldbergschule) werden erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen. Immer mehr Schüler aus der Innenstadt in die Außenbezirke zu transportieren, laufe dem Prinzip der wohnortnahen Beschulung von Grundschülern („kurze Beine, kurze Wege“) zuwider, so Nicole Pfefferer: „Das kann auf Dauer nicht die Lösung sein. Wir müssen weitere Schulen bauen, daran führt kein Weg vorbei.“

Aber wo diese dringend benötigten Schulen in der weitgehend zugebauten Hagener Innenstadt entstehen sollen, das weiß zurzeit niemand zu beantworten.