Hagen. Wann die Maskenpflicht im Theater Hagen fällt, wie es derzeit in Stadthalle und Kulturzentren läuft und worauf alle Kulturschaffenden hoffen.

Die Zurückhaltung bei den Besuchern kultureller Veranstaltungen ist immens – trotz schon vor Wochen gekippter Vorsichtsmaßnahmen und Abstandsregeln aufgrund der Pandemie. Die Gesichter bei Veranstaltern und Kulturschaffenden sind demzufolge lang.

Theater hält vorerst an Maskenpflicht fest

„Die Hälfte unserer üblichen Besucher bleibt zu Hause“, bringt es Dr. Thomas Brauers auf den Punkt. Der Geschäftsführer des Theaters Hagen erinnert daran, dass in seinem Haus auch auf den Plätzen noch immer Maskenpflicht besteht. „Doch lange kann ich dieses eingeschränkte Vergnügen nicht mehr verkaufen“, sagt Brauers, „spätestens nach der Sommerpause wird auch bei uns die Maskenpflicht fallen. Weiter an ihr festzuhalten, wäre wohl das Ende des Theaters“.

Dr. Thomas Brauers, Geschäftsführer des Theaters Hagen, will nach der Sommerpause die Maskenpflicht in seinem Haus abschaffen.
Dr. Thomas Brauers, Geschäftsführer des Theaters Hagen, will nach der Sommerpause die Maskenpflicht in seinem Haus abschaffen. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Mit den Entscheidungsträgern der Stadt habe er bereits alles besprochen und sich das „Go“ für die Abschaffung geholt, im Grunde könne er auch schon jetzt die Maskenpflicht aufheben, aber: „Viele Tickets wurden bereits im Vorverkauf unter der Voraussetzung, dass noch Maskenpflicht auf den Plätzen besteht, gekauft. Und darauf müssen sich unsere häufig älteren Zuschauer jetzt auch verlassen können.“

Vergnügen ohne Maske

Nach der Sommerpause will Brauers dann zwar „Vergnügen ohne Maske“ bieten, aber dennoch daran festhalten, zwischen zwei sich fremden Personen einen Platz frei zu halten.

Und die maximale Besucherzahl? „Ich persönlich möchte in der kommenden Zeit auch noch nicht mit 800 Leuten in einem rappelvollen Theater sitzen, daher bleibt die Obergrenze von 610 Zuschauern bei uns vorerst bestehen“, sagt Thomas Brauers. In der neuen Spielzeit will der Geschäftsführer mit etlichen Marketingmaßnahmen auf sein Haus aufmerksam machen. „Theater muss wieder zum Event werden.“

Maximal 25 Prozent Auslastung im Theater an der Volme

Auch Dario Weberg, Intendant des privat geführten Theaters an der Volme auf dem Elbersgelände, schüttelt den Kopf: „Früher hatten wir eine Auslastung von mindestens 70 Prozent, heute liegt sie bei maximal 25 Prozent. Manchmal spielen wir vor gerade mal zehn Leuten.“

Warum er und eine Frau Indra Janorschke dennoch kaum ein Stück (außer bei Krankheit) absagen? „Weil wir unserem Publikum zeigen wollen, dass wir da sind“, betont Weberg. Die Zurückhaltung auch in der Nach-Corona-Zeit spiegelt sich auch im Karten-Vorverkauf wider. „Die Leute vermuten, die Vorstellung könnte abgesagt werden und warten daher erst einmal ab. Dabei ist für unsere Planung der Ticket-Vorverkauf sehr wichtig“, unterstreicht der Intendant, der sich sicher ist, auch künftig Abstriche bei Zuschauerzahlen und Einnahmen hinnehmen zu müssen.

Vorläufig will das Theater-an-der-Volme-Team bei der Bistrobestuhlung bleiben, sprich, nur 60 Gästen Plätze anbieten.

„Wir sind froh, dass wir durch unsere neue, mobile Außenbühne auch Open-Air-Veranstaltungen stattfinden lassen können – da werden mehr Leute kommen“, blickt Dario Weberg zumindest halbwegs zuversichtlich in die Zukunft. Das Sommerfest des kleinen privaten Theaters findet am 4. September auf dem Außengelände statt, danach wird die neue Bühne vor dem Gebäude für eine längere Zeit stehen bleiben.

Selbstläufer gibt es auch in der Stadthalle kaum noch

Volker Wolf, seit vier Monaten neuer Geschäftsführer in der Stadthalle, spürt ebenfalls eine enorme Zurückhaltung in den Bereichen Veranstaltungsbesuchen und Gastronomie. „Auch Selbstläufer wie Eckart von Hirschhausen oder Olaf Schubert, die sonst immer Garanten für einen vollen Saal waren, sind momentan bei weitem nicht ausverkauft. Und an den Getränketheken im Foyer bilden sich auch kaum Schlangen“, resümiert Volker Wolf.

Volker Wolf, neuer Geschäftsführer in der Stadthalle, würde derzeit gern mehr Zuschauer zu Veranstaltungen begrüßen. Auch der GGastrobereich läuft schleppend.
Volker Wolf, neuer Geschäftsführer in der Stadthalle, würde derzeit gern mehr Zuschauer zu Veranstaltungen begrüßen. Auch der GGastrobereich läuft schleppend. © Unbekannt | Michael Kleinrensing

Die „No-Show-Quote“ (Nichterscheinen-Quote) in der Hagener Stadthalle liegt in Normalzeiten bei unter einem Prozent, derzeit bei etwa 20 Prozent. Besagte „No-Show-Quote“ gibt Auskunft über zwar verkaufte, aber dennoch freibleibende Plätze. „Nach der zweiten oder dritten Terminverschiebung einer Veranstaltung haben etliche Leute einfach vergessen, dass sie vor längerer Zeit Tickets für einen Künstler gekauft haben. Jene Plätze bleiben dann natürlich leer“, erläutert der Stadthallen-Chef.

Auftritt im Hasper Hammer muss sich für beide Seiten lohnen

Auch Rachel Brüggemann, neue Kulturmanagerin im Hasper Hammer, runzelt die Stirn. „Vor ein paar Tagen haben wir für den Abend mit „Glas, Blas, Sing“ 52 Karten verkauft. Die Veranstaltung mit den drei Musikern aus Köln war also gerade mal kostendeckend“, so Rachel Brüggemann.

Einige Veranstaltungen wie den Auftritt des Comiczeichners Piero Masztalerz Ende April hat das Team des Kulturzentrums aufgrund des mickrigen Ticketverkaufs allerdings auch im Vorfeld absagen müssen. „Wir halten Rücksprache mit den Künstlern, aber wenn wir weniger als 20 Karten verkaufen, lohnt sich ein Auftritt für beide Seiten nicht.“

Hasper-Hammer-Sommerpause beginnt am 24. Juni

Der Hasper Hammer beendet seine Saison 2021/2022 mit dem Auftritt des Kabarettisten HG. Butzko am 24. Juni. Die Saison 2022/23 startet nach der Sommerpause mit dem Hammerfest am 20. August.Das Ensemble des Theaters an der Volme ist im Rahmen des Dritten Werdringer Theatersommers insgesamt elfmal auf der Open-Air-Bühne im Hof des Wasserschlosses zu sehen. Die Premiere von „Willi Winzig“ ist am 10. Juni, zum letzten Mal läuft die Heinz-Erhardt-Kult-Komödie am 26. Juni.

Am Prinzip der „Sperrplatz-Buchung“ hält der Hasper Hammer bis zum Start nach der Sommerpause auf jeden Fall fest. „Die Zuschauer sitzen locker im Publikumsraum, und zwischen sich fremden Gästen sperren wir einen Platz ab“, erläutert die Kulturmanagerin. Den Grund für die Zurückhaltung des Publikums sieht Rachel Brüggemann in „der schwierigen Zeit“: „Erst Corona und jetzt der Ukraine-Krieg – manchen Menschen ist momentan einfach nicht zum Lachen.“

Kino im Saal ist Sorgenkind der Pelmke

Und wie ist die Situation im Kulturzentrum Pelmke in Wehringhausen? „Bei Konzerten und Lesungen geht’s langsam bergauf“, atmet Katharina Müller, seit Februar neue Geschäftsführerin der Pelmke, auf, „da gab es sogar in der letzten Zeit einige Abende, da waren wir tatsächlich ausverkauft.“

Ihr Sorgenkind sei der Kinobereich, „da müssen wir einen Einbruch von Zweidritteln verschmerzen“. Eine Erklärung für die unterschiedliche Resonanz auf das Kulturangebot hat Katharina Müller auch: „Unsere Kinovorstellungen besuchen zahlreiche ältere Leute, die derzeit im Bezug auf Corona noch sehr vorsichtig sind. Das Publikum bei Konzerten ist hingegen meist wesentlich jünger und hat weniger Bedenken, sich wieder in größeren Gruppen aufzuhalten.“

Was alle Kulturschaffenden verbindet? Sie hoffen auf eine entspanntere Atmosphäre nach der Sommerpause und auf mehr Normalität.