Hagen. 2022 wird Volker Wolf neuer Stadthallen-Chef. Der 42-Jährige erzählt über seine Zeit im Adlon und über Jobs auf der Aida und dem TV-Traumschiff.

Volker Wolf ist seit 2010 Gastronomischer Leiter der Hagener Stadthalle, seit Anfang 2020 fungiert er dort auch als Prokurist. In einem halben Jahr wird der 42-Jährige den derzeitigen Stadthallen-Chef Jörn Raith im Amt beerben.

Herr Wolf, besser kann eine Karriereplanung kaum laufen, oder?

Volker Wolf: Nun ja, über den Lauf der Dinge freue ich mich schon. Wobei das Ganze für mich nicht überraschend kam. Mein Chef Jörn Raith - er kam 2011, also ein Jahr nach mir nach Hagen - hat mir peu à peu immer mehr Verantwortung übertragen. Er sah wohl, dass ich was tauge (lacht).


Sie sind nahe Berlin geboren und aufgewachsen, haben dort einige Jobs gehabt und sich dann vor elf Jahren entschieden, in Hagen sesshaft zu werden. Fehlt Ihnen nicht das Metropolen-Flair?

In Berlin gibt es schöne Titel, aber die Bezahlung ist schlecht. Meine Frau - sie ist gelernte Hotelfachfrau - stammt aus Castrop-Rauxel, und als wir Eltern wurden, haben wir uns entschlossen, im Ruhrgebiet oder zumindest in der Nähe zu bleiben und mehr auf Sicherheit zu setzen. Damals sprach mich die ausgeschriebene Stelle des Gastronomischen Leiters der Stadthalle total an.

Familie lebt in Castrop-Rauxel

Volker Wolf wurde 1978 in Rüdersdorf bei Berlin geboren. Der 42-Jährige ist verheiratet und hat eine neunjährige Tochter sowie einen elfjährigen Sohn.

Die Familie lebt in Castrop-Rauxel; in der Regel pendelt Wolf zwischen Wohnort und Arbeitsstätte.


Blicken wir noch einmal gemeinsam zurück - Sie haben ja tatsächlich eine interessante Biografie. Können Sie ein paar Stationen skizzieren?

Ich habe ein Jahr als Page im Kempinski in Berlin gearbeitet, dann dort meine Ausbildung zum Restaurantfachmann absolviert. Dann ging’s für mich auf das Kreuzfahrtschiff MS Deutschland – auf dem ,TV-Traumschiff’ war ich als Weinkellner beschäftigt. Es folgte das Hotel Arabella in Zürich, dort hatte ich eine Teamleiter-Funktion. Nach dem Grundwehrdienst ging ich ins Grand Hotel Esplanade in Berlin, dann folgte das Adlon.


Sie haben auch ihren Diplom-Betriebswirt gemacht?

Richtig, an der Wirtschaftsschule für Hotellerie, Gastronomie, Handel und Dienstleistungen in Dortmund. Im Anschluss daran hat es mich nach Wiesbaden verschlagen, dort war ich bei Käfer Veranstaltungsleiter, Catering-Manager und operativer Leiter. 2009 hab’ ich dann auf einem Aida-Kreuzfahrtschiff das Gourmetrestaurant geleitet und 2010 hier in Hagen angefangen.

Was haben Sie von Ihren Metropolen-Jobs mit an die Volme gebracht?

Im Adlon hat mich eine Sache fasziniert, dort hatte jeder Mitarbeiter die Aufgabe, einen Gast am Tag nicht nur zufrieden zu stellen, sondern zu überraschen. Und genau dieses ,ein bisschen mehr’, dieses ,einen Schritt weiter gehen als nötig’ macht es aus. Ich versuche noch heute, diese Tagesaufgabe zu erfüllen.


Das klingt zu schön um wahr zu sein. Haben Sie ein griffiges Beispiel?

Einer schwangeren Frau würde ich zum Beispiel kein Wasser mit Kohlensäure anbieten. Oder wenn ein Gast seinen bestellten Espresso nach einer halben Stunde noch immer nicht angerührt hat, frage ich nicht nach dem Grund, sondern bringe ihm einen neuen. In unserer Branche muss man einfach Gastgeber-Mentalität besitzen. Und die darf nicht aufgesetzt wirken.


Was glauben Sie gehört noch zu Ihren Stärken?

Ich denke, ich bin klar strukturiert und selbstständig. Das kommt auch daher, dass Jörn Raith mich immer frei laufen ließ.


Die Stadthalle wird von der Stadt Hagen finanziell unterstützt. Blenden wir Corona einmal aus - was hat sich in den vergangenen Jahren verändert?

Der jährliche städtische Zuschuss liegt bei 540.000 Euro, die wirtschaftlichen Zwänge werden natürlich immer stärker, Rentabilität gewinnt mehr an Bedeutung.


Wie haben Jörn Raith und Sie die Aufgaben in den letzten Jahren gemeistert?

Die Stadthalle hat sich immer mehr zum Kongress- und Tagungszentrum entwickelt. Kulturveranstaltungen machen mittlerweile nur noch die Hälfte aller Veranstaltungen aus. Die Umsätze bei Tagungen und Schulungen sind wesentlich höher als bei Abendshows. Natürlich muss eine Stadthalle, die städtisch gefördert wird, auch ein Haus für die Bürger sein. Wir arbeiten mit einer Mischkalkulation.

Ostseestrand und James Bond

Wein oder Bier?

Ich trinke beides gern. Bier am liebsten als Erfrischung, Wein begleitend zum Essen.

Berge oder Meer?

Wir fahren traditionell zum Ostseestrand. Dort urlauben wir in einem Mietwohnwagen.

Konzert oder Kino?

Lieber Kino, ich schaue ab und zu mal ganz gerne einen Actionfilm­. Und James Bond ist natürlich Pflicht, den muss man auf großer Kino-Leinwand sehen.


Was steht nach der Sommerpause für die kommenden Monate auf dem Programm?

Wir bieten etwa 60 (Kultur)-Veranstaltungen an – von Sinfoniekonzerten über Auftritten von Axel Schröder oder Reinhold Messner bis hin zu Kinderevents wie ,Bob der Baumeister’.


Welche Herausforderungen warten demnächst auf Sie?

Durch Corona haben wir massiv Personal verloren. Von unserem 30- köpfigen Aushilfs-Team sind nur noch fünf am Start. Wir müssen nun zügig neue Aushilfen finden und schulen - das wird spannend. Außerdem soll die Stadthalle barrierefreier werden und somit auf den demografischen Wandel - Stichwort älteres Publikum - reagieren. So sollte ein Fahrstuhl in einer zeitgemäßen Halle auch die einzelnen Ebenen ansteuern können. Und den Weg der multifunktionalen Nutzung der Räume werden wir fortsetzen.


Und was wünschen Sie sich persönlich als künftiger Chef der Stadthalle?

Ich muss mir selbst nichts mehr beweisen. Ich möchte auf jeden Fall Spaß an meiner Arbeit haben und einfach ein guter Geschäftsführer sein.