Hagen. 1971 ist Grobschnitt in Hagen gegründet worden. Jetzt steigt das erste Akustik-Album der Band in die Charts ein. Das sind die Hintergründe.

Auftritt im Schloss Hohenlimburg. Wo sich draußen im Hof die Fans vor 45 Jahren so dicht drängelten, dass kaum eine Ameise zwischen ihnen Platz gefunden hätte. Wenn man so will, schließt sich damit ein Kreis – für Grobschnitt aus Hagen, eine der außergewöhnlichsten Rockbands, die mit ihrer anderen, mit ihrer progressiven Art in all den Jahren Rockgeschichte geschrieben hat.

Sollte eine Ameise an diesem Donnerstag, 18. August, 20 Uhr, zu den Schlossspielen Hohenlimburg kommen – sie wird ein Plätzchen finden. Sie kann sich in Ruhe niedersetzen, kann lauschen, kann einen ganz besonderen Sound genießen. Grobschnitt in Akustikversion. Ohne E-Gitarre, ohne Schlagzeug. Rockmusik ganz ursprünglich. Gitarre, Gesang, genug. Die Fans sitzen, sie stehen nicht.

Der Auftritt bei den Schlossspielen Hohenlimburg

Eine Kostprobe haben Lupo (Gerd Kühn-Scholz), Willi Wildschwein (Stefan Danielak) und Nuki (Stefan Danielak jr.) bereits am Wochenende gegeben. Da wurde das Programm der Schlossspiele einem erlesenen Kreis präsentiert. Und die drei Rockmusiker spielten unter anderem vor seiner Durchlaucht, dem Fürsten Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg.

Hagen: Zwei Heimspiele für Grobschnitt

Die Hagener Band Grobschnitt ist derzeit auf Akustik-Tour.

Dabei stehen auch mehrere Konzerte in Hagen und Umgebung an.

Das sind die Termine: 18. August, Schloss-Spiele Hohenlimburg; 3. September, Warstein-Belecke, Neue Aula; 10. September, Senden, Steverhalle; 5. November, Unna, Lindenbrauerei; 12. November, Gelsenkirchen, Heilig-Kreuz Kirche; 18. November, Gevelsberg, Aula Schulzentrum West; 19. November, 2 Düsseldorf, Savoy-Theater; 17. Dezember, Hagen, Johanniskirche am Markt.

Das weckt Erinnerungen: „Vor 45 Jahren standen die Menschen so dicht gedrängt“, sagt Lupo und bringt das Beispiel mit der Ameise. „Da haben wir noch gewartet, bis es endlich dunkel war. Im Sommer werden wir am Abend starten und in die Dämmerung hinein spielen. Das wird eine schöne Atmosphäre. Für uns ist dieser Auftritt an diesem Ort eine große Ehre.“

Vor 51 Jahren in Eckesey gegründet

Eine Ehre und „ein großes Glück“ (Lupo) für drei Musiker, die 51 Jahre nach Bandgründung im Markushaus in Eckesey als „Kapelle Elias Grobschnitt“ noch einmal eine besondere Zeit erleben. Grobschnitt hat das erste Akustik-Album vorgelegt und steht auf Platz 25 der deutschen Albumcharts. Grobschnitt geht ohne Strom auf Tour. Und der WDR hat neulich morgens um 3.05 Uhr noch einmal den legendären Auftritt aus dem Rockpalast gesendet.

Das Osthaus-Museum in Hagen hat der Band Grobschnitt zu ihrem 50-Jährigen zum Stadtjubiläum eine eigene Ausstellung gewidmet.
Das Osthaus-Museum in Hagen hat der Band Grobschnitt zu ihrem 50-Jährigen zum Stadtjubiläum eine eigene Ausstellung gewidmet. © Michael Kleinrensing

Es mag ein Glück für die Band sein, aber eben auch für deren Fans, die aus ganze Deutschland zu Konzerten reisen und nun losgezogen sind, und das neue Album als CD und als Platte gekauft haben, obwohl Grobschnitt nach Jahren einer gewissen Verweigerungshaltung nun auch auf Streamingdiensten zu finden ist. „Für uns ist das auch ein Versuch“, sagt Willi Wildschwein, „das neue und auch alle alten Alben sind jetzt auch bei Spotify zu finden.“

Fans weinen bei Konzerten vor Glück

Welch Glück aber auch das Live-Erlebnis von Grobschnitt in Akustik-Version ist, spüren die Musiker gerade. Zuletzt bei einem Konzert in Mainz. „Es gibt Menschen, die stehen vor der Bühne und haben Tränen in den Augen, weil wir wieder auf die Bühne stehen“, sagt Lupo, „das sind schon bewegende Momente.“ – „Wir gucken ja quasi wie im Sport angesichts von Corona und unseres Alters von Spiel zu Spiel“, sagt Willi Wildschwein, „nicht, dass wir planen aufzuhören – aber es kann ja auch sein, dass das vielleicht die letzte Gelegenheit ist, uns auf der Bühne zu sehen.“

Bereits vor zweieinhalb Jahren hat Grobschnitt ein Akustik-Konzert in der Stadthalle gespielt. Die Tour wurde durch die Corona-Pandemie unterbrochen.
Bereits vor zweieinhalb Jahren hat Grobschnitt ein Akustik-Konzert in der Stadthalle gespielt. Die Tour wurde durch die Corona-Pandemie unterbrochen. © Alex Talash

So bleiben nun Akustik-Momente, von denen Lupo, Willi Wildschwein und Nuki nicht wussten, ob es sie geben würde. „Anfangs gab es ja schon Zweifel, ob Grobschnitt in Akustik überhaupt funktionieren kann“, sagt Willi Wildschwein, „vermutlich denken auch die Besucher, da kommen jetzt drei Opas auf die Bühne – was soll das werden? Aber dann haben wir zwei ,Versuchskonzerte’ gespielt – und siehe da. Wir haben festgestellt, es funktioniert. Die Leute haben sich gesetzt, haben die Augen geschlossen und sind mit auf diese besondere Reise gegangen.“

Diese künstlerische Form hat gefehlt

Eine Reise, die auch stille Momente hat. „Nach den Liedern ist es immer für ein paar Sekunden ruhig“, sagt Willi Wildschwein, „dann klatscht der Erste. Und dann setzen die anderen ein. Auch das ist völlig anders als bei unseren anderen Live-Konzerten. Da sind die Fans schon bei den letzten Akkorden ausgerastet. Das jetzt ist sehr intensiv, sehr spannend. Die Akustik-Versionen sind das letzte, was uns an künstlerischer Form noch gefehlt hat.“