Wehringhausen. Wir schreiben oft über Konflikte in den Quartieren, die die Zuwanderung mit sich bringen. Ein Besuch ohne Vorurteile, zu einem besonderen Anlass.

In dieser Zeitung schreiben wir viel über die Probleme, die die Zuwanderung ehrlicherweise mit sich bringt. Über Konflikte in den Quartieren. Und dabei rückt auch Wehringhausen immer wieder in den Fokus. Wie viel dieser Stadtteil aber an Vielfalt - nicht nur im Sinne der Herkunft der Menschen, die hier leben - zu bieten hat, zeigt sich an diesem sonnigen Maiabend­. An diesem Abend kommen hier auf dem ,,Willi“ Menschen der verschiedensten Kulturen und sozialen Schichten zusammen. Ganz ohne Vorurteile. Ganz spontan. Wehringhausen. Das Quartier der Extreme.

Je nachdem, in welcher Straße man entlangspaziert, kommt man sich vor, als wäre man in einen anderen Stadtteil gefahren. In den letzten Jahren hat sich hier viel verändert. Allein durch das Geld, das für zahlreiche Projekte und Aufwertungsmaßnahmen in die Hand genommen wurde, um dem Viertel ein Facelift zu verpassen. Unter anderem dem „Willi“. Heute haben sich hier Künstler versammelt. Aus dem Quartier. Aus dem Theater. Eine bunte Mischung.

Bei „Jam am Willi“ können sich die Kinder ausprobieren und kreativ werden – passend zum Quartier.
Bei „Jam am Willi“ können sich die Kinder ausprobieren und kreativ werden – passend zum Quartier. © Alex Talash | Alex Talash

Die Kinder spielen. Die Tänzer improvisieren zur Musik auf dem Platz. Es wird gelacht, geklatscht, gepfiffen - es wird ,,gejammt“ , wie die Initiatoren den Abend selbst überschrieben haben. Sara Peña Cagigas, Mitglied der Tanzkompagnie des Stadttheaters, ist mittendrin, lässt sich von der Musik leiten, interagiert mit den Kindern, die sich zu den Tänzern gesellen oder am Rande ihre Fuß- und Handabdrücke auf einer Leinwand verewigen. Alles ist improvisiert, nichts einstudiert. Einige der Künstler kannten sich bis zu diesem Abend nicht einmal.

Neue Idee für Hagen: Kunst auf die Straße bringen

Insgesamt 15 unterschiedliche Künstler sind bei dem Projekt, das an bislang zwei Terminen stattgefunden hat, involviert: Sie stammen aus der „jamerfahrenen“ Wehringhauser Musikszene, der klassischen Musik, aus der lokalen Hochkultur und der freischaffenden Kunst und treffen beim „Jam am Willi“ ohne vorherige Proben aufeinander. „Wir wollten Kunst und Kultur auf die Straße bringen, ohne Hemmschwellen. Direkt zu den Leuten“, sagt die Tänzerin. „Vor allem auch zu Menschen, die sonst im Alltag kaum einen Bezug dazu haben.“

Die Köpfe hinter dem Projekt: Sara Peña und Maik Schumacher
Die Köpfe hinter dem Projekt: Sara Peña und Maik Schumacher © Alex Talash | Alex Talash

Sara Peña Cagigas ist die Ideengeberin für den „Jam am Willi“. Gemeinsam mit Quartiersmanager Maik Schumacher hat sie das Konzept ausgearbeitet, Mittel beantragt und die Künstler angesprochen. „So muss ein Platz eigentlich bespielt werden“, ist der Quartiersmanager zufrieden mit der Resonanz. „Der Stadtteil nimmt es positiv auf. Und vielleicht kann man so andere ermutigen, einfach mal was Neues zu probieren. Man muss nur den Mut haben.“

Den Platz mit Leben füllen

Wehringhausen ist ohnehin bekannt als Quartier der Kreativen. Aber bei weitem nicht nur Menschen aus Wehringhausen sind an diesem Maiabend gekommen. Ein buntes Publikum, vertreten sind alle Altersklassen. Menschen aus den unterschiedlichsten Stadtteilen, sogar aus Breckerfeld. „Einfach eine tolle Stimmung. Und es gibt natürlich den Gedanken, dieses Format fortzusetzen“, sagt Maik Schumacher. Wie und in welcher Form ist noch offen. Fest steht aber: Der „Willi“ soll nicht einfach nur ein Platz sein. Er ist vielmehr als das. Und die Menschen aus dem Quartier wollen ihn mit Leben füllen.

Alles spontan und nicht geprobt: Die Künstler lassen sich von der Musik und den Besuchern inspirieren.
Alles spontan und nicht geprobt: Die Künstler lassen sich von der Musik und den Besuchern inspirieren. © Alex Talash | Alex Talash