Wehringhausen. Zahlreiche Projekte wurden in Hagen-Wehringhausen in den letzten Jahren umgesetzt und sollen den Stadtteil aufwerten. Ein Rückblick und Ausblick.

Ein Stadtteil, der sein Gesicht verändert: In den vergangenen Jahren ist Wehringhausen in den Fokus bei Politik und Verwaltung gerückt wie kein anderer Stadtteil. „Wir haben viel erreicht, viel investiert, zahlreiche Projekte umgesetzt und so verhindert, dass der Stadtteil kippt“, fasst Sozialdezernentin Margarita Kaufmann bei einem Rundgang durch das Quartier zusammen. „Und wir sind noch nicht am Ende.“

Bei dem Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ gehe es nicht nur darum, „in Beton zu investieren“, so Oberbürgermeister Erik O. Schulz, „es geht darum, sich alle Bereiche anzuschauen und Themen zu verzahnen.“ Wehringhausen soll wieder lebenswerter werden – und ist es in vielen Teilen schon. „Es geht um positive Impulse“, betont auch Baudezernent Henning Keune, „die angenommen und weitergeführt werden.“

Der Hintergrund

Bereits 2008 stellte die Stadt den Antrag für die Aufnahme in das Förderprogramm. Weil die Gelder in der ersten Phase nicht reichten, wurden 2017 weitere Maßnahmen im Integrierten Handlungskonzept und im Integrierten Stadtteilentwicklungskonzept festgeschrieben. Zur Unterstützung wird seit 2014 das Quartiersmanagement, das mittlerweile aus fünf Teilzeitmitarbeitern besteht, eingesetzt. Auch Bürgerbeteiligung spielte bei allen Projekten eine Rolle.

Die Themen

1. Stadtgestaltung: „Ein wesentlicher Bestandteil des Programms sind städtebauliche Investitionen“, betont Schulz bei einem Rundgang durch das Quartier. Lenkungskreis (Stadtteilgremium), Bürger, Politik und Verwaltung stimmten die Projekte ab. Umgesetzt wurden bereits die Umgestaltung mehrerer Spielplätze (Dömbergstraße, Rehstraße, Pelmkestraße), die Freizeitanlage Bohne wurde fertiggestellt, das Außengelände der Villa Post hat Sitzplätze bekommen. Sicherlich mit am bedeutendsten waren auch die Umgestaltungen des Bodelschwingh- und Wilhelmplatzes (Eröffnung am 28. August) als zentrale Anlaufpunkte.

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In der Vorbereitung sind aktuell weitere Maßnahmen an der Villa Post (Bolzplatz, Spielgelegenheiten) sowie die Aufwertung der Grundschulhöfe der Janusz-Korczak- und Emil-Schumacher-Schule. „Außerdem stehen noch die Sanierung des Tunnels zum Bodelschwinghplatz und ,barrierefreies Wehringhausen’ an“, so Tanja Körfer vom Fachbereich Stadtentwicklung (wir berichteten mehrfach).

2. Wohnen/Problemimmobilien: Aufgrund des hohen Anteils an heruntergekommenem Wohnraum, unter dem auch das Image des Stadtteils litt, wurde Wehringhausen zudem 2017 in das Modellvorhaben „Problemimmobilien“ aufgenommen. „Gebäude werden angekauft und zurückgebaut, so wie jetzt die Häuser an der Wehringhauser Straße“, erklärt Keune. In Zukunft sind weitere Aktionen und Interventionen im Gebäudebestand geplant, durch die Wohnraum wieder aufgewertet werden sollen.

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Dazu trage auch das Hof-und Fassadenflächenprogramm bei, betont Natalia Keller von der Stadt. Hauseigentümer können sich um eine Unterstützung bewerben. Bis zu 50 Prozent der Sanierungskosten können übernommen werden - maximal möglich sind etwa 30 Euro pro Quadratmeter, so Keller. Vor Ort gebe es nun einen Eigentümerstammtisch, außerdem werde an strategischen Konzepten für das Untere Wehringhausen gearbeitet.

3. Integration: Eine enorme Herausforderung in Wehringhausen sei sicherlich auch die Integration, betonte Schulz. Um den Herausforderungen zu begegnen seien verschiedene Maßnahmen im Bereich der aufsuchenden Sozialarbeit umgesetzt worden. Im Rahmen des Programms „Hilfe im Städtebau für Flüchtlinge“ konnte die Stadt rund 5,1 Millionen Euro für den Umbau von drei Einrichtungen in drei Stadtteilen sowie Mittel für die Sprachförderung akquirieren.

4. Lokale Ökonomie: Die Zusammenarbeit mit Händlern ist für das Quartiersmanagement eine wichtige Basis. Ziele sind beispielsweise die Aufwertung des Wochenmarkts sowie die Verbesserung Stadtsauberkeit und Leerstandsmanagement.

Das Fazit

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Und dennoch: „Wir können positive Impulse setzen. Diese müssen dann aber weitergelebt werden“, so Keune. Vieles würde gut angenommen. Dennoch gebe es auch Rückschläge, so Kaufmann. „Problemgruppen aus Drogenszene, Alkohol oder Zuwanderern hielten sich früher oft am Bodelschwinghplatz auf, dort hat sich die Lage verbessert.“ Mittlerweile, betont sie, gebe es verstärkte Probleme an der Villa Post. „Aber auch da werden wir wieder aktiv“, versichert sie. „Und grundsätzlich kann man sagen, dass sich in Wehringhausen sehr, sehr vieles zum Positiven verändert hat.“

Auch SPD machte Rundgang durchs Quartier

„Ob Spielplätze, Bodelschwingh-platz oder die Verschönerung der Lange Straße - die Aufwertung des Viertels ist durchgehend gelungen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg (SPD). Dabei habe das Projekt lange auf der Kippe gestanden: Die damals von Rüttgers CDU-geführte Landesregierung habe Wehringhausen aus dem Programm streichen wollen. „Erst durch die Wehringhausener Bürger, die sich mit der SPD, Claus Rudel und Wolfgang Jörg eingesetzt haben, kam Schwung in die Quartiersgestaltung“, heißt es.

Durch eine Postkartenaktion wurden Anwohner aktiv und erreichten mit ihren Zusendungen an Verkehrsminister Michael Groschek, dass Wehringhausen wieder aufgenommen wurde. Bei einem Spaziergang durch den Stadtteil überzeugten sich auch die Ratsherren Claus Rudel, Christian Mechnich und Jörg Meier sowie der Landtagsabgeordnete Wolfgang Jörg von der Realisierung der Projekte. „Beim Abriss und der Überplanung von Block 1 mussten wir allerdings Kritik äußern, weil hier eine Bürgerbeteiligung leider von vornherein vom Investor ausgeschlossen wurde“, so Mechnich und Rudel.

Auch Ratskollege Jörg Meier lobt die Entwicklung: „Die vielen tollen Projekte sind für mich vor allem das Ergebnis einer intensiven Mitarbeit der Bürger. Was in Wehringhausen gelaufen ist, muss die Blaupause für unser weiteres kommunalpolitisches Handeln in anderen Stadtteilen sein.“