Hagen. Die Brücke für Radfahrer und Fußgänger zwischen Hagen und Herdecke muss saniert werden. Ob die Schienen bleiben, ist offen.
Zugegeben: Die Vorstellung hat etwas. Historische Züge, die über die Brücke am Wehr des Hengsteysees fahren. Dampfloks wohl möglich vorneweg. Der Blick der Fahrgäste schweift auf die Gewässer zur Rechten und Linken. Und doch steht dieser Vision zwischen Hagen und Herdecke ein Szenario gegenüber, das dazu führen könnte, dass der beliebte Ruhrtalradweg dann nicht mehr auf Hagener Gebiet, sondern nur noch an der Nordseite des Sees verlaufen könnte.
Und nicht auszudenken wäre, wenn jene Radtouristen, die das neue Hostel, das im ehemaligen Strandhaus entsteht, bevölkern sollen, an selbigem vorbeiradeln. Was wird aus einem Beachclub, der nicht mehr an der beliebten Radstrecke liegt? All das bewegt die Politiker im Ausschuss für Umwelt und Verkehr, wenn es um die Sanierung der Wehrbrücke geht.
Radfahrer müssen auf Brücke schieben
Dass die Sanierung notwendig ist – daran besteht kein Zweifel. Allerdings geht es nun um die Frage, ob es Sinn macht, die Schienen, die mitten auf der Brücke liegen, auch dort zu belassen. Oder eben nicht.
Derzeit darf das Bauwerk offiziell nicht mit dem Rad befahren werden. Radfahrer, die auf dem Ruhrtalradweg unterwegs sind, werden aufgefordert, abzusteigen. Es besteht die Gefahr, dass sie mit dem Rad in die Schienen geraten und stürzen. Zur Wahrheit gehört auch: Längst nicht alle Radfahrer halten sich an die Vorgabe.
Baudezernent spricht sich gegen Erhalt der Schienen aus
Baudezernent Henning Keune (SPD) sieht angesichts der Optionen gleich mehrere „Zielkonflikte“: „Wer soll einen möglichen Eisenbahnverkehr bezahlen? Wer kommt für die Erhaltung der Strecke auf? Was ist mit der Brücke? Wer kümmert sich darum? Wer ist für die Unterhaltung zuständig?“
Und weiter: „Die Brücke ist elementarer Bestandteil des Ruhrtalradwegs. Und ein solcher Radweg muss auch ein Radweg sein. Und kein Schiebeweg“, so Keune, der ein weiteres Argument gegen den Erhalt der Schienen ins Feld führt: „Wir haben versucht, ein Gutachten von Amprion zur Brücke zu bekommen. Das ist verweigert worden.“
Pfeiler und Aufbau müssen saniert werden
Bei der Sanierung geht es sowohl um die Pfeiler als auch um den Aufbau der Brücke (Holzbohlenkonstruktion). Und zumindest was letzteren angeht, macht Keune dem Gremium keine Illusionen: „Wir kennen den Zustand. Er ist miserabel. Wenn wir zur Internationalen Gartenausstellung einen funktionierenden Ruhrtalradweg wollen, dann brauchen wir jetzt einen Planungsauftrag.“
Die Hoffnung, dass die Vision einer historischen Strecke zwischen Hagen und Herdecke vorbei am Koepchenwerk doch noch Wirklichkeit werden könnte, hat zumindest Jürgen Sporbeck (Grüne) noch nicht gänzlich aufgegeben. Der Umweltausschuss hat sich darauf verständigt, dass die Stadt nun zunächst mit dem Regionalverband Ruhr klären soll, ob eine Brücke, auf der Schienen liegen, auch weiterhin Teil des Ruhrtalradwegs sein kann.