Vorhalle. Die deutsche Bahn will das Empfangsgebäude des Bahnhofs in Hagen-Vorhalle abreißen lassen. Die Örtlichkeit sieht total verkommen aus.
Der Bahnhof in Vorhalle ist ein besonders krasses Beispiel für die Verkommenheit kleiner Bahnhöfe heutzutage. Angesichts der zahlreichen Schmuddelecken erscheint es kaum denkbar, dass hier noch Fahrgäste ein- und aussteigen – und doch ist der Ort in Hagen mit über 600 Passagieren pro Tag eine wichtige Pendlerstation. „Das ist der absolute Siffplatz“, beschreibt Michael Erdtmann aus Vorhalle, Mitglied der Bezirksvertretung Nord, den vergammelten und doch für den Öffentlichen Nahverkehr immer noch so wichtigen Bahnhof.
Unfassbar, wie es hier aussieht. In den Eingangshalle fehlen Tür und Fensterscheiben, so dass Wind und Wetter ungehindert in das Gebäude schlagen können. Der Putz platzt ab, Unrat bedeckt den Boden, die Wände sind innen wie außen mit hässlichen Graffiti beschmiert. Selbst das erst vor drei Monaten aufgetragene Kunstwerk in der Unterführung, von dem die Deutsche Bahn sich erhofft hatte, dass die Sprayer es unbehelligt lassen, da sie angeblich die Arbeit von Künstlern respektieren, wurde inzwischen besudelt.
Gestrüpp wuchert aus Abfallbehälter
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Zwei Sinnbilder verdeutlichen die Verwahrlosung der Örtlichkeit. Zwischen Bahnsteig und Bahnhofsgebäude liegt, offenbar von Vandalen zertrümmert, ein Abfallbehälter im ungebremst empor wuchernden Gestrüpp. Und vor dem Bahnhof steht seit Monaten ein altes Sofa, das hier wohl jemand abgestellt hat in der Hoffnung, sich die Sperrmüllkosten zu sparen. Dreck zieht eben Dreck an.
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„Wenn Freunde mit dem Zug zu Besuch kommen“, sagt Michael Erdtmann: „Dann sage ich ihnen, dass sie am versifftesten und übelriechendsten Ort von ganz Hagen aussteigen müssen.“ Und so empfänden es seine sichtlich getroffenen Gäste dann auch.
Zwei Bahnlinien halten in Vorhalle
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Erdtmann kann sich gut an die Glanzzeiten des Bahnhofs in den 70er Jahren erinnern, als die Stahlwerke Südwestfalen und die Gießerei Becker noch existierten und die Arbeiter sich nach der Schicht ein Bierchen in der dem Bahnhof schräg gegenüber liegenden Kneipe „Düllmanns“ hinter die Binde gossen. Heute sind die großen Industriebetriebe ebenso verschwunden wie die Gaststätte.
Die Regionalbahn RB 40 (Essen-Hagen) sowie die S-Bahn-Linie S5 (Hagen-Dortmund) halten immer noch in Vorhalle. Dazu mehrere Buslinien. Das Empfangsgebäude der bereits 1849 als „Bahnhof Herdecke“ eröffneten Station solle abgerissen werden, teilte ein Bahnsprecher mit: „Aktuell laufen die Vorbereitungen zur Entkernung des Gebäudes. Voraussichtlich im kommenden Jahr kann der endgültige Abriss beginnen.“
Deutsche Bahn: Regelmäßige Reinigung
Bis dahin sieht es so aus, als würde der Schmuddelbahnhof immer schmuddeliger. Und das, obwohl die Bahn versichert, dass die Station regelmäßig gereinigt werde. Fahrgäste können Hinweise zu Verschmutzungen direkt an die zuständige 3-S-Zentrale (Service, Sicherheit, Sauberkeit) melden, in der rund um die Uhr alle wichtigen Informationen zum Betriebsablauf im Bahnhof zusammenlaufen: „Hier koordinieren die Mitarbeiter den sicheren Bahnhofsbetrieb und die Weitergabe von Informationen bei Unregelmäßigkeiten an alle Beteiligten im Bahnhof“, berichtet der Bahnsprecher.
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Für den Bahnhof Vorhalle ist die 3-S-Zentrale Düsseldorf zuständig, die unter der Nummer 0211/36801055 zu erreichen ist: „Diese Nummer finden unsere Fahrgäste auch direkt an den Bahnhöfen auf entsprechenden Plakaten.“
Das Graffiti-Kunstwerk in der Unterführung sei mit einem speziellen Schutz versehen, der es ermögliche, illegale Graffitis leichter zu entfernen. Um das Erfolgserlebnis der Sprayer zu schmälern, ist die Bahn bemüht, die Schmierereien und anderweitige Schäden möglichst innerhalb von 72 Stunden zu beseitigen. Alle Verschmutzungen werden zudem dokumentiert, „tags“ und „pieces“ werden fotografiert, um sie den Sprayern zuordnen und Schadensersatz fordern zu können.