Hagen. Ratte Paul ist die Hauptfigur in einem Kinderbuch über Obdachlose. Eine Autorin aus Hagen hat die Geschichte voller Wärme geschrieben.

Wer eben so sprechen darf, in einem Zeitungsartikel. Warum nicht mal ein Tier. Zum Beispiel eine Ratte mit dem Namen Paul. Also los: „Ehrlich. Das ist voll kompliziert, ein Obdachloser zu sein“, sagt Paul. „Wirklich voll doof.“

Paul, die Ratte, die mit Henry, einem Menschen, auf der Straße lebt. Die sich freut, als das Team von Unsichtbar e.V. einen alten Muff als Schlafsack hinterlässt („Er ist superkuscheligmegawarm“) und sich in der Kleiderkammer eine Vase, in die er zuvor gepinkelt hat, als Toilette organisiert („Na rein müssen, dazu ist sie doch da“).

Spannende Geschichte in kindgerechter Sprache

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Das Kinderbuch „Halt’s Maul, Paul“ mit Illustrationen von Sinah Pellerei erscheint am 18. März im Rediromaverlag. Es kostet 12,95 Euro. Geeignet ist es für Kinder ab 8 Jahren zum Selberlesen. Weitere Infos auch im Blog unter https://www.facebook.com/ich.frag.mal.paul/Hier können Kinder auch ihre Fragen zum Thema Obdachlosigkeit stellen.

Paul, die vorlaute, manchmal tollpatschige Ratte mit dem großen Herz, ist die Hauptfigur in einem Kinderbuch, das seinen Namen trägt: „Halt’s Maul, Paul“. In einem Buch, voller Wärme, voller Herzlichkeit, aber auch voller Informationen – verpackt in kindgerechte Sprache und eine spannende Geschichte. Voller Informationen zu einem Thema, das Kindern immer wieder begegnet, wenn sie mit offenen Augen durch die Stadt gehen, über das Erwachsene aber nur selten in einer solchen Offenheit sprechen: Obdachlosigkeit.

Holger Brandenburg ist so etwas wie ein Obdachlosen-Experte. Er hat den Verein Unsichtbar ins Leben gerufen, der sich am Abend und in der Nacht um Menschen ohne Dach über dem Kopf kümmert. Die Autos von Unsichtbar, vollgepackt mit Dingen, die Obdachlose in der Kälte gebrauchen können, sind mit Ehrenamtlichen auch in Hagen unterwegs, wenn Kleiderkammer, Suppenküche oder Luther Waschsalon längst geschlossen haben. Aufsuchende Sozialarbeit – im besten und im wörtlichen Sinne. Getragen von Menschen, die ihre Freizeit geben, nicht weggucken und mit ihren grellgrünen Fahrzeugen und Jacken eigentlich alles andere als unsichtbar sind.

Seit Herbst beim Verein Unsichtbar engagiert

Es war Brandenburgs Idee, über dieses besondere und so wichtige Thema ein Buch zu schreiben. Und mit Regine Sonnleitner, einer Kinderbuchautorin, die sich seit Herbst bei Unsichtbar engagiert, hat sich eine Partnerin geradezu aufgedrängt.

Der Verein Unsichtbar kümmert sich in Hagen und Umgebung um Obdachlose und bedürftige Familien. Ehrenamtliche wie Tanja Nürnberger und Olaf Schilling sind abends und nachts unterwegs.
Der Verein Unsichtbar kümmert sich in Hagen und Umgebung um Obdachlose und bedürftige Familien. Ehrenamtliche wie Tanja Nürnberger und Olaf Schilling sind abends und nachts unterwegs. © WP | Michael Kleinrensing

„Ich halte in Schulen immer wieder Vorträge“, sagt Holger Brandenburg. „Dabei merkt man, wie sehr sich Kinder für dafür interessieren. Kinder haben einen Blick für obdachlose Menschen. Die Botschaft hinter diesem Buch ist denn auch: Schaut hin, nicht weg. Obdachlose sind Menschen, die mitten in unserer Welt leben.“

Der Alltag der Obdachlosen

Also haben sie sich zusammengesetzt, Holger Brandenburg und Regine Sonnleitner. Er bringt die Inspiration, sie lässt die Geschichte, die am Ende ein realistisches aber gutes Ende nimmt, Wort werden und gibt der Ratte Paul, die nur Kinder und Obdachlose verstehen können, das Wort.

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Im Fokus steht der Alltag der Obdachlosen: Wo erledigen sie ihr Geschäft, da sie doch keine Toilette haben? Wie kommen sie an eine Mahlzeit, wenn sie Hunger haben? Wie an warme Anziehsachen, wenn es draußen kalt wird?

Ehrenamtliche kümmern sich

Die Sorgen und Nöte der Menschen, die nicht einmal in der Nacht ein Dach über dem Kopfe haben, kennen Brandenburg und Sonnleitner durch ihre Einsätze nur zu genau. „Jede Nacht bietet was zum Lachen und zum Weinen“, sagt Regine Sonnleitner, „die Tatsache, dass man selbst irgendwann ins warme Auto steigt, während derjenige, um den man sich gerade gekümmert hat, am Boden liegen bleibt, das bewegt mich sehr.“

Paul, die Ratte, und Henry, der Obdachlose, bleiben nachts auf dem Boden liegen. Aber immerhin: Sie haben einen Schlafsack, der ein wenig Wärme spendet. Einen Schlafsack, den auch in diesem Kinderbuch die Ehrenamtlichen des Vereins Unsichtbar gebracht haben. Ehrenamtliche, wie Regine Sonnleitner und Holger Brandenburg.