Hagen. Nach Sylvester Stallone gibt sich der nächste Superstar im Osthaus-Museum in Hagen die Ehre. Die Ausstellung von Bryan Adams beginnt.

Die Journalistin einer großen Presseagentur mischte Ironie in ihre Frage. Ähnlich wie andere es bereits zum Auftakt der Sylvester-Stallone-Ausstellung getan hatten. Sie fragte, warum Musik-Superstar Bryan Adams in der „Weltstadt Hagen“ ausstelle?

Die würdige Antwort von Osthaus-Museums-Direktors Tayfun Belgin hätte es gar nicht gebraucht. Galerist Dirk Geuer und Kuratorin Anke Degenhard legten nämlich nach. Es gehe um die schönen Häuser, um die Tradition jenseits der Metropolen und um den Respekt, der vor Ort vor den Künstlern herrsche. Hagen sei ein genau solcher Ort.

Pressekonferenz im Osthaus-Museum: (von links vor den Journalisten sitzend): Kurator Mat Humphrey, Bryan Adams Kuratorin Anke Degenhard, Museumsdirektor Tayfun Belgin und Kooperationspartner Dirk Geuer von der Düsseldorfer Galerie Geuer.  Im Hintergrund sieht man Großaufnahmen aus dem aktuellen Pirelli-Kalender, die Adams aufgenommen hat.
Pressekonferenz im Osthaus-Museum: (von links vor den Journalisten sitzend): Kurator Mat Humphrey, Bryan Adams Kuratorin Anke Degenhard, Museumsdirektor Tayfun Belgin und Kooperationspartner Dirk Geuer von der Düsseldorfer Galerie Geuer. Im Hintergrund sieht man Großaufnahmen aus dem aktuellen Pirelli-Kalender, die Adams aufgenommen hat. © WP© Bryan Adams / | Michael Kleinrensing

Adams kommt persönlich nach Hagen

Bryan Adams wird Mitte März persönlich ins Osthaus-Museum kommen. Und er wird sehen können, was das Museum (Galerist Geuer: „Viele Städte würden sich solche Räumlichkeiten wünschen“) mit seinem Werk gemacht hat. Ab morgen ist hier seine Fotografie zu betrachten. Und: Als erstes Museum der Welt präsentiert es großformatige Fotografien aus dem aktuellen Pirelli-Kalender, für den Adams die Bilder liefert. „On the road“ ist das Thema und es zeigt Musik-Größen wie Rita Ora, Jennifer Hudson oder Iggy Pop bei privaten Momenten backstage oder auf dem Zimmer. Zurückgezogen, nachdenklich, aber auch lasziv, sinnlich oder erotisch.

Adams hat zahlreiche Superstars des Planeten privat fotografiert. Oft in offensiven, aber auch in nachdenklichen und zurückgezogenen Momenten.
Adams hat zahlreiche Superstars des Planeten privat fotografiert. Oft in offensiven, aber auch in nachdenklichen und zurückgezogenen Momenten. © WP© Bryan Adams | Michael Kleinrensing

Nacktheit, Schmerz und Einsamkeit

Der Ausstellungskontrast ist, um ein Gefühl zu beschreiben, brutal. Unter dem Arbeitstitel „Exposed“ sieht der Besucher zahlreiche Berühmtheiten und Superstars, die Adams im Laufe der Jahre Modell standen. Julianne Moore mit verwegenem Blick. Musikerin Pink, oberkörperfrei, die Brustwarzen gepierct, voller Freiheit und Lust auf Nacktheit. Schauspieler Danny Trejo („Machete“) nach dem Liebesakt in einem Hotelzimmer? Das Foto lässt das vermuten.

Die Queen, die hocherotische Yasmin Le Bon, barbusig und im Korsett. Christoph Waltz in nachdenklicher Pose, Sir Ben Kingsley geschafft nach einem Arbeitstag, Sean Penn, Hand in der Hose und mit Schnauzer oder Bill Kaulitz. Die Rammstein-Jungs bierernst auf Stühlen stehend wie im Club der toten Dichter. Linda Evangelista, Daniel Brühl, es sind noch so viele mehr.

„Wounded – The legacy of war“: Adams zeigt Fotogafien von jungen britischen Soldaten, die im Afghanistan-Krieg verwundet wurden.
„Wounded – The legacy of war“: Adams zeigt Fotogafien von jungen britischen Soldaten, die im Afghanistan-Krieg verwundet wurden. © Copyright: Bryan Adams | Michael Kleinrensing

Die Schrecken des Krieges

„Exposed“ hängt neben „Homeless“. Adams zeigt Menschen ohne festen Wohnsitz in London, die das Obdachlosenmagazin „The Big Issue” verkaufen. Zahnlos, manchmal übergewichtig, verlebt, mitgenommen und zerzaust. Doch in jedem Foto strahlt Freude mit, ein Lachen, Lebenslust.

Es sind respektvolle Bilder von Menschen am Rande der Gesellschaft und sie werden in ihrer Berührung nur übertroffen von jenen, die einen Saal weiter unter „Wounded – Legacy of War“ gezeigt werden. Britische Soldaten, die mit verstümmelten Gliedmaßen oder Prothesen aus den Einsätzen in Afghanistan und im Irak zurückgekehrt sind. Mut, Trotz, Würde, all das transportieren sie in die Kamera von Adams. Der Schrecken des Krieges schreit in jedem Foto.

Obdachlose aus London vor den Stars des Pirelli-Kalenders. Die Ausstellung zeigt diese krassen Kontraste. Zwischen dem Rand und der Spitze der Gesellschaft.
Obdachlose aus London vor den Stars des Pirelli-Kalenders. Die Ausstellung zeigt diese krassen Kontraste. Zwischen dem Rand und der Spitze der Gesellschaft. © WP© Bryan Adams | Michael Kleinrensing

1000 Besucher pro Wochenende

Da ist Verstümmelung neben Zuversicht. Sollte ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine ausbrechen, so kann man in Hagen sehen, was die, die ihn austragen, davontragen.

Am Sonntag geht es los mit der Ausstellung. Dann wird das Bryan-Adams-Werk einen Tag lang neben der ebenfalls am Sonntag endenden Sylvester-Stallone-Ausstellung hängen. Noch nennt Tayfun Belgin keine Besucherzahlen, sagt aber, dass trotz Corona 1000 Besucher pro Wochenende da seien.