Vor genau sechs Monaten wurde Hagen von einer Jahrhundert-Flut getroffen. In einer Bildergalerie zeigen wir Fotos von damals und heute

Heute vor sechs Monaten war ich früh wach. Bilder und Videos von überschwemmten Straßen kamen auf mein Handy. „Wesselbach und Holthausen stehen unter Wasser“, schrieb ein Kollege um 4.21 Uhr in der Nacht. Es war der Beginn eines Tages, den ich nie vergessen werde und der auf den Tag genau ein halbes Jahr her ist.

Berichten in der Katastrophe

Die Bilder dieses Tages und der folgenden Tage waren nicht nur in dieser Zeitung zu sehen, sondern flimmerten über Fernseher bundesweit. Als Reporter war ich Teil dieses riesigen Räderwerkes, das Bilder und Stimmen vor Ort sammelt und auf die dramatische Lage aufmerksam macht. Es ist nicht meine Aufgabe, die Schüppe in die Hand zu nehmen und dem Mann zu helfen, der mich gerade durch seinen völlig überfluteten Keller geführt hat. Doch ehrlich gesagt: Manchmal hätte ich genau das verdammt gerne gemacht.

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Bilder aus den Flutgebieten

Stattdessen stapfte ich mit Papier, Notizblock und Kamera durch die Straßen in der Wesselbach und in der Nahmer. Wie viele Kollegen fing ich Eindrücke ein, die aufrüttelten. Ich rede mir ein, dass ich damit irgendwie auch den Menschen helfen konnte, die auf diesen Bildern ihre zerstörte Straße, ihr zerstörtes Haus, ihr überschwemmtes Viertel wiedererkannten.

Helfer und Katastrophen-Touristen

Wahr ist aber auch, dass diese Bilder in einer von Spektakel gelenkten Social-Media-Welt polarisierten. Betroffene mussten feststellen, dass sie mit ihrem Schaden in zweierlei Hinsicht nicht allein waren: Einerseits lockten die Bilder zig freiwillige Helfer aus ganz Deutschland, andererseits Schrottsammler und „Katastrophen-Touristen“. Menschen, die sich – von Klicks im Netz gepusht – aufgeilen an den zerstörten Häuserfassaden und von Geröll begrabenen Autos in den Flutgebieten.

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Bilder damals und heute

Hagen: Sechs Monate nach Flut - Ortsteile damals und heute

Blick in den Ortskern von Dahl während der Flutkatastrophe am 14. Juli 2021. 
Blick in den Ortskern von Dahl während der Flutkatastrophe am 14. Juli 2021.  © Westfalenpost | unbekannt
Blick in den Ortskern von Dahl während der Überflutung. Autos werden von den Wassermassen weggerissen
Blick in den Ortskern von Dahl während der Überflutung. Autos werden von den Wassermassen weggerissen © Westfalenpost | unbekannt
Der Dahler Ortskern heute. Die Straße ist wieder normal befahrbar. Viel Sanierungsarbeit wurde an den Straßenrändern und in anliegenden Geschäften nötig. 
Der Dahler Ortskern heute. Die Straße ist wieder normal befahrbar. Viel Sanierungsarbeit wurde an den Straßenrändern und in anliegenden Geschäften nötig.  © Mike Fiebig | Mike Fiebig
Blick in die Droste-Hülshoff-Straße im Herzen Eckeseys. Die Volme setzt den Ortskern komplett unter Wasser und dringt in das nahliegende Pflegeheim Lukaspark ein. 
Blick in die Droste-Hülshoff-Straße im Herzen Eckeseys. Die Volme setzt den Ortskern komplett unter Wasser und dringt in das nahliegende Pflegeheim Lukaspark ein.  © privat | privat
Die Droste-Hülshoff-Straße heute. Hunderte Meter Flutmüll wurden beseitigt. Das Pflegeheim ist im Erdgeschoss saniert worden. Die Straße ist wiederhergestellt. 
Die Droste-Hülshoff-Straße heute. Hunderte Meter Flutmüll wurden beseitigt. Das Pflegeheim ist im Erdgeschoss saniert worden. Die Straße ist wiederhergestellt.  © Mike Fiebig | Mike Fiebig
Die Flutkatastrophe in der Nahmer in Hohenlimburg. Hier ist der Blickpunkt die Haardtstraße, die unter Geröllmassen verschwand und damit auch Autos bedeckte.  
Die Flutkatastrophe in der Nahmer in Hohenlimburg. Hier ist der Blickpunkt die Haardtstraße, die unter Geröllmassen verschwand und damit auch Autos bedeckte.   © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Die Haardstraße heute. Straße und Hänge sind soweit wieder instandgesetzt. 
Die Haardstraße heute. Straße und Hänge sind soweit wieder instandgesetzt.  © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Ein für die Katastrophe geradezu ikonisch Bild. Das Panzerpionierbataillon 130 aus Minden unterstützt bei den Aufräumarbeiten in der Nahmer. Hier hilft  ein Bergepanzer
Ein für die Katastrophe geradezu ikonisch Bild. Das Panzerpionierbataillon 130 aus Minden unterstützt bei den Aufräumarbeiten in der Nahmer. Hier hilft  ein Bergepanzer "Büffel" (1500 PS), im Schlamm steckende Lastkraftwagen der Spedition Hermesmann in der Nahmer zu bergen. © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Heute wirkt das Gelände der Spedition wieder aufgeräumt und sortiert. 
Heute wirkt das Gelände der Spedition wieder aufgeräumt und sortiert.  © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Ein Blick auf die gewaltigen Sperrmüllmengen entlang der Hohenlimburger Straße in den tagen nach der Flut 
Ein Blick auf die gewaltigen Sperrmüllmengen entlang der Hohenlimburger Straße in den tagen nach der Flut  © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Heute sieht es hier so aus, als wäre der Müll nie in diesen riesigen Mengen abgelegt worden. 
Heute sieht es hier so aus, als wäre der Müll nie in diesen riesigen Mengen abgelegt worden.  © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Der Aufzug am Hohenlimburger Bahnhof in den tagen nach der Flut: Feucht, voller Geröll, unbegehbar. 
Der Aufzug am Hohenlimburger Bahnhof in den tagen nach der Flut: Feucht, voller Geröll, unbegehbar.  © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Es hat viele Tage gedauert, den Tunnelzugang wieder passierbar zu machen. Heute haben Fahrgäste hier wieder unkompliziert Zugang. 
Es hat viele Tage gedauert, den Tunnelzugang wieder passierbar zu machen. Heute haben Fahrgäste hier wieder unkompliziert Zugang.  © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Gewaltiger Wassereinbruch in das AWO-Seniorenheim Wesselbach in der Wesselbach. Das Außenglände ist geradezu überspült worden. 
Gewaltiger Wassereinbruch in das AWO-Seniorenheim Wesselbach in der Wesselbach. Das Außenglände ist geradezu überspült worden.  © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Seit der Flut unbewohnbar: Das AWO Seniorenheim Martha-Müller Wesselbach Hohenlimburg. Die Aufräumarbeiten laufen.
Seit der Flut unbewohnbar: Das AWO Seniorenheim Martha-Müller Wesselbach Hohenlimburg. Die Aufräumarbeiten laufen. © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Von der Flut abgeschnittene Häuser in der Obernahmer am 14. Juli 2021. 
Von der Flut abgeschnittene Häuser in der Obernahmer am 14. Juli 2021.  © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
In der Obernahmer mussten große Geröllmengen beseitigt werden. Und defekte Fahrzeuge, die später nie wieder gefahren sind, mussten abgeschleppt werden. Heute sieht es hier wieder so aus. 
In der Obernahmer mussten große Geröllmengen beseitigt werden. Und defekte Fahrzeuge, die später nie wieder gefahren sind, mussten abgeschleppt werden. Heute sieht es hier wieder so aus.  © Marcel Krombusch | Marcel Krombusch
Überschwemmung nach dem Starkregen in Eckesey. Hier im Blick die Ecke Eckeseyer Straße/Lenaustraße.
Überschwemmung nach dem Starkregen in Eckesey. Hier im Blick die Ecke Eckeseyer Straße/Lenaustraße. © Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
Gleiche Stelle, sechs Monate später. 
Gleiche Stelle, sechs Monate später.  © Mike Fiebig | Mike Fiebig
Ein Pkw steckt in den Fluten in der Bahnunterführung an der Schwerter Straße fest. 
Ein Pkw steckt in den Fluten in der Bahnunterführung an der Schwerter Straße fest.  © Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing
Der Unterführungstunnel sechs Monate später. 
Der Unterführungstunnel sechs Monate später.  © Mike Fiebig | Mike Fiebig
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So oder so wirken die Bilder dieses Tages nach und lösen, je nach den persönlichen Erlebnissen der Betroffenen, sechs Monate später sicher verschiedene Gefühle aus. Wir zeigen in einer Bildgalerie nicht nur Bilder von damals, sondern auch von heute. Dieselben Orte, alle gestern fotografiert. Ein Vergleich der Ansichten zeigt: Es ist viel passiert in den letzten sechs Monaten.

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Es bleibt viel zu tun

Aber das Kapitel „Flut“ ist längst nicht vorbei. Wer heute durch die Nahmer fährt, der sieht Geröll an den Hängen, Müll und Geäst im Bachlauf. Die Sorge von Betroffenen, manche Straßen könnten nach der Flut nicht mehr stabil sein, ist groß. Und bei jedem starken Regen geht ein banger Blick auf die Bäche.

Es bleibt noch viel zu tun, und diese Zeitung wird das Thema weiter begleiten. Wir werden berichten und diese Katastrophe nicht vergessen.