Hagen. Nach dem Jahrhunderthochwasser sind große Teile der Infrastruktur im Süden von Hagen zerstört. Der Wirtschaftsbetrieb zieht eine erste Bilanz.
Es sind Bilder des Schreckens, die Hans-Joachim Bihs, Vorstand des Wirtschaftsbetriebs Hagen, in der Bezirksvertretung Eilpe/Dahl, an die Wand wirft. Bilder von Brücken, die das Hochwasser einfach weggespült hat, Bilder von aufgerissen Fußwegen, Bilder von Fahrbahnen ohne Decke.
Entstanden sind nahezu all diese Bilder im Hagener Süden. In Rummenohl, Priorei, Dahl, Delstern und Eilpe. In jenen Stadtteilen, die neben Hohenlimburg wohl am stärksten von der Flutkatastrophe betroffen waren. Das Hochwasser hat Infrastruktur im Hagener Süden in einem kaum vorstellbaren Ausmaß zerstört. Und die Menschen, die Stadt und ihre Tochterunternehmen stehen – im wahrsten Sinne des Wortes – vor einem riesigen Trümmerhaufen.
Abarbeitung der Flutschäden dauert Jahre
Einer, dessen Abarbeitung Jahre dauern wird. Drei bis fünf skizziert Bihs einen Zeithorizont, der sich angesichts des Ausmaßes und all der mit einem Wiederaufbau verbunden Unwägbarkeiten (noch) nicht genauer skizzieren lässt. Es ist aber ein Prozess, der längst begonnen hat und in dem er auch immer wieder erste Zeichen der Hoffnung gibt.
Beispiel Brücke Rehbecke. Das Bauwerk, das für Anwohner und Betriebe zwischen Priorei und Dahl den direkten Weg zur Bundesstraße sichert, liegt seit der Flut im Fluss und hat sich zu einem beliebten Foto-Motiv entwickelt, vor dem sich vor allem Handyknipser selbst ablichten. Weil die Anlieger an dieser Stelle aber nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten sind, sondern über die schmale Verbindungsstraße in Richtung Dahl weiterhin einen möglichen Anschluss haben, hat ein schneller Ersatz zunächst keine hohe Priorität gehabt.
Bundeswehr und THW bleiben außen vor
„Bundeswehr und Technisches Hilfswerk, die schnell hätten Abhilfe schaffen können, waren vor diesem Hintergrund außen vor“, so Bihs. Mittlerweile sei es dem Wirtschaftsbetrieb aber gelungen, eine provisorische Brücke zu beschaffen, die aber noch in Krefeld liege. Ein Aufbau ist relativ kurzfristige geplant. An der ebenfalls baufälligen Brücke Hasselstraße in Eilpe wiederum, die Betriebe und das Tierheim unterhalb der Eilper Hochbrücke erschließt, gestalte sich das schwieriger. „Da laufen noch Versorgungsleitungen.“
Fotostrecke: Das Volmetal in den Tagen nach der Flut
Dass die historische Fußgängerbrücke in Dahl überhaupt noch steht, grenzt für Bihs an ein kleines Wunder. „Die hält nur, weil die Oberflächenbetonierung im Jahr 1975 mal erneuert worden ist“, so der WBH-Vorstand. „Die Natursteine lösen sich und fallen Stück für Stück in den Fluss.“ Die Pfeiler sind unterspült. Der wichtige Überweg gesperrt.
Dahler Brücke: Durchlass komplett verstopft
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Warum es an dieser Stelle so weit kommen konnte? Zumindest Peter Neuhaus (CDU), der unmittelbar neben der Brücke wohnt, hat da eine Theorie. „Seit Jahren werden Bäume und Totholz einfach im Flussbett liegen gelassen. Niemand kümmert sich. Der linke Durchlass der Brücke war so am Hochwassertag bereits nach fünf Stunden verstopft. Der Druck auf den Mittelteil hat enorm zugenommen.“ Die Folgen seien bekannt.
Während sich Neuhaus als Konsequenz dafür aussprach, dass Flussbett künftig besser zu pflegen, um einen derartigen Stau zu verhindern, verwies Bihs auch auf den ökologischen Nutzen, den es habe, wenn man die Natur auch mal sich selbst überlasse. „Jeder Baum, jede Pflanze sorgt auch für die Selbstreinigung des Wassers. Ökosysteme bleiben so erhalten.“ Totholz sei letztlich auch von den Hängen hinab ins Flussbett gespült worden.