Hohenlimburg. Tief im Nahmertal malochen Trupps von Freiwilligen für den Wiederaufbau nach der Flut. Warum sie die Arbeit auf sich nehmen
In der Krise zeigt sich der Charakter, so sagt man. Dieses Sprichwort zum Maß genommen wachsen Männer wie Marcel Lissi, Jan Grasemann und Markus Dal-Pos dieser Tage über sich hinaus. Vor der Flut waren sie ohne Arbeit, ausgebremst durch die Corona-Krise, schulten gerade um. Seit der Flut sind sie nun unermüdlich in der Nahmer im Einsatz und helfen dort, wo Hilfe gebraucht wird. Angefangen mit Kellern, die leergepumpt werden mussten, war ihr jüngstes Großprojekt eine alte Eiche am Hang, die durch Wassermassen auf das Dach einer Garage gestürzt war. Die Truppe teilte den Baum in kleine Stücke und zog die mehrere hundert Kilo schweren einzelnen Stammteile vom Dach der Garage. Ohne Kran und schweres Gerät, dafür mit Kettensägen, Zugseil und einem VW-Kombi.
Baustoffhandel Klein unterstützt
Der Baustoffhandel Klein in Gevelsberg unterstützte die Arbeit mit Sprit, scharfen Ketten und Kettenöl. „Ohne den hätten wir Baustopp gehabt“, sagt Jan Grasemann, der dem Händler dafür eine Holzscheibe des zerteilten Baumes mit eingesägtem Schriftzug geschenkt hat. Bei der Arbeit mit dem massiven Eichenholz profitiert er von seiner Ausbildung als Tischler. Nun will er in die Forstwirtschaft gehen. „Ich denke, ein besseres Praktikum als die jetzige Arbeit kann man nicht machen“, sagt er und lacht. Zusammen mit Marcel Lissi, dem zweiten im Bunde, spielt er in einer Softair-Mannschaft. Lissi war Elektriker, bis ihn ein Arbeitsunfall zur Umschulung zwang. Zuletzt fuhr er als Lkw-Fahrer über die Fernstraßen.
Helfer herzlich empfangen
Der Bochumer zeigt sich überwältig von der Herzlichkeit, mit der Freiwillige Helfer wie er in Hohenlimburg empfangen wurden. „Da kann mir jemand hundert Millionen Euro anbieten – das macht mich nicht so glücklich wie der Dank, den wir hier kriegen“, so der 29-Jährige. Ein Lob auch an die Besitzer des betroffenen Hauses, die während des Arbeitseinsatzes für die Verpflegung der Truppe sorgen. Der Dritte und Älteste im Bunde ist Markus Dal-Pos. Der 45-Jährige hat unter anderem im Straßenbau und lange in der Eventbranche gearbeitet, baute Bühnen für Bands wie Rammstein und Sängerin Helene Fischer. Mit der Pandemie kam der Berufsstopp.
Den Kopf in den Sand stecken, das ist nicht seine Art – gerade nach der Flut. „Wir haben Essen auf dem Tisch und kriegen Geld vom Steuerzahler. Da geben wir auch was zurück“, sagt er. „Das gehört sich so.“ Aus einem Stück der gefällten Eiche will die Truppe einen Tisch anfertigen, als Dankeschön für die Gastfreundschaft des Hausbesitzers.
Vor Ort haben sie mit ihrer anpackenden Art und Hilfsbereitschaft längst Eindruck gemacht. „Diese Jungs malochen wie die Pferde“, sagt ein Anwohner. „Das sind genau die Richtigen hier.“
Kontakt zum Hochwasser-Hilfeladen
Mehrere Helfer-Gruppen koordiniert der Hochwasser-Hilfeladen in Hohenlimburg. Ehrenamtliche wie Frank Weitz halten den Kontakt zwischen den Gruppen und dem Hilfeladen. „Es sind nicht mehr so viele Helfer wie kurz nach der Flut. Aber an Wochenenden kommen meist noch einige.“
Am morgigen Sonntag ist der Hilfeladen geschlossen – Durchatmen für die Ehrenämtler nach gut zwei Wochen im Einsatz.