Hagen. Obwohl viele Kindergärten neu gebaut und an bestehende Einrichtungen angebaut wird, fehlen in Hagen rund 900 Kita-Plätze.
Obwohl allein im kommenden Jahr mehrere Hundert neue Kita-Plätze durch Neubauprojekte oder die Erweiterung von Einrichtungen geschaffen werden, ist der Fehlbedarf in der Stadt Hagen immer noch eklatant: „Wir bräuchten viel, viel mehr Plätze“, versucht auch Bildungsdezernentin Margarita Kaufmann, die Situation gar nicht erst zu beschönigen. Insgesamt fehlen rund 900 Plätze, um die vorgegebene Betreuungsquote von 38 Prozent zu erfüllen (davon 400 im U-3-Bereich und 500 Plätze für 3- bis 6-Jährige).
Zwar schafft es die Stadt, und das ist die positive Nachricht, den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gegenüber den Familien in Hagen, auch im kommenden Jahr wieder zu erfüllen, „aber um den künftigen Bedarf zu decken, müssten wir zusätzlich zu den Neubauprojekten noch mindestens acht viergruppige Einrichtungen bauen. Das ist eine riesige Herausforderung, die uns schon seit Jahren begleitet“, beschreibt Jugendamtsleiter Reinhard Goldbach die Probleme.
Kita-Ausbau kommt nur schleppend voran
Probleme bereitet dabei vor allem, dass der Ausbau der Plätze nur eher schleppend vorankommt: Die Grundstückssuche, die Zeitschiene bis zu einer Baugenehmigung, die Vielzahl mittlerweile geforderter Gutachten im Voraus, die Kostensteigerung im Baugewerbe und überhaupt fehlende Gewerke zur Umsetzung der geplanten Bauprojekte sorgen unter anderem dafür, „dass die Stadt nicht schnell genug hinterherkommt“, so Kaufmann.
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Vor allem mit Blick darauf, dass die Kinderzahlen in Hagen immer weiter steigen und auch der Zuzug kinderreicher Familien aus Südosteuropa in die Quartiere weiter anhält (wir berichteten).
Viele Kitas in Hagen überbelegt
Viele Kitas in Hagen sind derweil bereits lange überbelegt: „Und, das muss man positiv hervorheben, sie leisten alle tolle Arbeit. Die Verwaltung macht viel möglich, die Qualität der Betreuung in Hagen ist gut, und wir sehen uns insgesamt gut aufgestellt“, will Kaufmann im gleichen Zug betonen. „Wir müssen aber auch weiterhin alle möglichen Anstrengungen unternehmen, die Plätze weiter auszubauen.“
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Für das kommende Kindergartenjahr 2022/23 stehen der Planung der Stadt zufolge in Hagen insgesamt 1390 U-3-Plätze und 5398 Plätze für Drei- bis Sechsjährige zur Verfügung – die meisten davon im Bezirk Hagen-Mitte (627 und 2471). Wie geplant fertiggestellt wurden beziehungsweise werden der Anbau in der städtischen Kita Franzstraße, der Umbau des angrenzenden Schwesternwohnheims für eine Gruppe in der katholischen Kita Knüwenstraße sowie ein Anbau in der Kita Dümpelstraße.
Neubauten sollen 2022 in Betrieb gehen
Betreuung in Hagen: Stadt kooperiert mit freien Kita-Trägern
Die Stadt setzt beim Ausbau der Kita-Plätze schon lange auf eine enge Zusammenarbeit mit den freien Trägern. Diese, so Reinhard Goldbach, seien in der Regel aber nicht mehr in der Lage, den im Gesetz stehenden Eigenanteil für die Betriebskosten einer Kita aufzubringen. „Das ist aber nicht nur in Hagen der Fall, sondern landesweit.“ Man sei diesbezüglich mit den Jugendämtern an Rhein und Ruhr in regem Austausch. Das bringt die Verwaltung letztlich in die Situation, dass man jährlich eine Liste mit den freiwilligen Zuschüssen für die Träger vorlegt. In diesem Jahr: 1,7 Millionen Euro. Der Rahmen bewegt sich damit auf Vorjahresniveau. „Man kann davon ausgehen, dass kein Träger den im Gesetz vorgesehen Trägeranteil übernehmen wird, wenn man eine neue Einrichtung eröffnet und dort die Trägerschaft haben will. Wir befinden uns hier in einem Dilemma und haben gar keine andere Möglichkeit, als so zu verfahren.“ Man wolle letztlich auch eine Pluralität in der Trägerlandschaft haben.
Darüber hinaus sollen die geplanten Neubauten „Jungfernbruch“ in Haspe und das GWG-Projekt „Terra 1“ in Wehringhausen planmäßig im kommenden Jahr in Betrieb gehen können. „Mit den Ausbauprojekten läuft es gut. Damit wollen wir uns aber nicht zufrieden geben. Wir möchten noch schneller und früher den Familien Kita-Plätze anbieten können“, forcierte Goldbach die Ziele der Stadt, die dazu auch auf die enge Zusammenarbeit mit freien Trägern setzt.