Hagen. Corona klingt immer so weit weg, bis es einen selbst trifft: Eine Kita in Hagen muss nach Corona-Fällen schließen - und läuft jetzt im Notbetrieb.
Man hört es immer überall anders, ja. Die Coronazahlen steigen, es gibt immer mehr Fälle, die vierte Welle hat längst auch Hagen im Griff. All das klingt immer sehr theoretisch. Und so weit weg. Bis es einen selbst trifft. Bis einen die Nachricht erreicht, dass jemand im direkten Umfeld, vielleicht auch man selbst, erkrankt ist. „Eine Kollegin hat mich samstags angerufen, sie hatte ein positives Testergebnis“, sagt Susanne vom Ort. Sie leitet den Evangelischen Paul-Gerhardt-Kindergarten in Hagen. Auf diese erste Meldung sollten in den nächsten Tagen noch weitere folgen: Fünf Mitarbeiterinnen, elf Kinder und einige Eltern haben sich mit Corona infiziert.
„Das Gesundheitsamt hat schnell reagiert, nur kurz nach der ersten Meldung Reihentestungen hier vor Ort durchgeführt und die Einrichtung dann zügig geschlossen“, erinnert sich die Leiterin an den Moment vor etwas mehr als zwei Wochen.
Umfassende Maßnahmen in der Kita
Das alles ist nicht passiert, weil die Kita sich nicht an Corona-Regeln hält. Nein. Hier wird desinfiziert, geputzt, das Personal testet sich jeden Tag freiwillig vor Arbeitsantritt, hier werden FFP2-Masken getragen, hier wird regelmäßig in allen Gruppen gelüftet, jeden Morgen Fieber gemessen „und bei den Mitarbeitern haben wir eine hundertprozentige Impfquote, viele sind sogar schon geboostert“, will vom Ort hervorheben, dass man alles überhaupt nur Mögliche tut, um das Infektionsrisiko gering zu halten.
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„Aber daran sieht man: Es kann eben jeden treffen. Und das macht einen betroffen, gibt einem aber irgendwie auch ein mulmiges Gefühl, wenn man zur Arbeit geht“, sagt die Leiterin offen und ehrlich.
Mittlerweile darf die Kita wieder öffnen – aktuell werden 15 Kinder in einer Notgruppe betreut. „Das liegt vor allem daran, dass wir noch nicht wieder in voller Besetzung arbeiten. Weil Personal fehlt, können wir noch nicht wieder in vollem Umfang öffnen. Ich denke aber, kommende Woche werden wir wieder die normale Betreuung für die Familien anbieten können“, gibt die Leiterin Einblicke.
Ausbruch in Hagener Kita: Keine schwerwiegenden Verläufe
Die Familien hätten auf die Nachricht zwar besorgt, aber gleichzeitig auch verständnisvoll reagiert: „Wir stehen alle untereinander im engen Austausch, die ersten PCR-Tests sind glücklicherweise schon wieder negativ – die zwei Wochen sind ja rum. Und zum Glück hatten wir keine schweren Verläufe zu beklagen“, so vom Orte.
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Susanne vom Ort macht auch auf ein Dilemma aufmerksam, das in besonderem Maße auf Kitas und Betreuungseinrichtungen zutrifft. „Wir kuscheln natürlich mit den Kindern. Wir essen zusammen. Distanz halten kann man hier nicht so einfach, wie in vielen anderen Bereichen. Dabei ist das ja gerade jetzt das Gebot der Stunde. Man nimmt ein Kind in den Arm, wenn es weint. Man spielt zusammen. Es ist alles sehr familiär – und das soll es auch sein.“
Keine Alltagshelfer mehr für Kitas
Familiär bedeutet aber auch, dass das Ansteckungsrisiko größer ist. Michael Dahme, Geschäftsführer der Kindergartengemeinschaft des Evangelischen Kirchenkreises, betont in diesem Zusammenhang: „Letztes Jahr hat das Land Mittel bereitgestellt, damit das Kita-Personal von Alltagshelfern unterstützt wird. Diese Alltagshelfer haben verstärkt auf die Hygiene geschaut, aber auch geholfen, wenn irgendwo eine helfende Hand in der Einrichtung benötigt wurde.“
„Gerade jetzt wäre das für alle Einrichtungen ein schönes Signal. Die Mehrarbeit fällt nun auf das Stammpersonal zurück, das durch Corona ohnehin schon schwer belastet ist – und das gerade jetzt in der Zeit, wo wir Hilfe am dringendsten gebrauchen könnten“, sagt Michael Dahme, der sich, wie die Einrichtungen auch, erneute Unterstützung vom Land erhofft.
„Man hat das Gefühl, die Kitas werden in den aktuellen Diskussionen wieder ein wenig vergessen“, so Susanne vom Ort. „Wir machen natürlich weiter. Mit allen Sicherheitsmaßnahmen, die möglich sind. Aber so etwas würde uns natürlich entlasten.“