Hagen-Mitte. Die „Rose am Museum“ iin Hagen ist Kult und blüht aktuell mehr denn je auf. Das hat Gründe, die auch mit der Pandemie zu tun haben. Ein Besuch.

Gestandenere Nachtschwärmer in Hagen werden mit dem Satz von Udo Häbele (59) etwas anfangen können. „Diese Phase erinnert mich an die Hochzeiten des ,La Siesta’ in Hagen.“ Und damit mein Häbele die guten Zeiten in den 90er-Jahren. Er und seine Frau Viktoria Häbele (50) erleben aktuell sowas wie die Renaissance dieser Zeit. Die Häbeles führen eine Kneipe, die man ohne Überhöhung Kult-Kneipe in dieser Stadt nennen darf. Die „Rose am Museum“. Es brummt. Und zwar ordentlich. Und das hat für die Häbeles ziemlich simple Gründe.

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Am Wochenende kann man vor der „Rose“, die viele Jahre „Rose von Westfalen“ hieß, schöne Szenen beobachten. An guten Abenden stehen auch schon mal 100 Leute vor der Tür zwischen Mittelstraße und dem Museumsquartier und lassen sich frisch Gezapftes rausbringen. Als in der Pandemie Kneipen mit Außenbereichen diese Möglichkeit wieder anbieten durften, hat die „Rose“ unheimlich profitiert und noch einen anderen unerwarteten Effekt erleben dürfen. Es kamen nämlich sehr viele junge Leute, die sonst in Großraumdiskotheken landen, und lernten den Wert einer Eckkneipe neu für sich kennen. „Die meisten sind geblieben“, sagt Udo Häbele. „Bis heute. Am Wochenende haben wir nachts deshalb auch sehr viele junge Gäste.“

Hochstraße/Ecke Mittelstraße: Seit über 50 Jahren befindet sich hier an der Ecke die Kult-Kneipe „Rose am Museum“, die früher „Rose von Westfalen“ genannt wurde.
Hochstraße/Ecke Mittelstraße: Seit über 50 Jahren befindet sich hier an der Ecke die Kult-Kneipe „Rose am Museum“, die früher „Rose von Westfalen“ genannt wurde. © Michael Kleinrensing

Die „Rose“ war in der Pandemie mit ihrem Konzept aber einfach nicht nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sie ist gemütlich, rustikal, sehr überschaubar und der kleine Gastraum erzeugt sofort den Eindruck, dass richtig was los ist. Sie ist ein Cliquen-Treffpunkt aller Altersklassen, wie die Häbeles berichten. Die Gäste kommen aus Schwerte, Lüdenscheid oder Iserlohn. Gespielt wird Musik von Rock bis Schlager. „Auch der Schlager, den eigentlich nur die Eltern der jungen Leute kennen müssten. Aber die sind so textsicher. Auch das scheint gerade wieder sehr im Kommen zu sein“, sagt Udo Häbele. Seit sechs Jahren wurde der Bierpreis von 1,40 Euro nie erhöht. Es mag, neben der Sauberkeit, eine Kleinigkeit sein. Die Gäste schätzen es.

Dias erste Betreiber-Ehepaar Nolte hinter dem Tresen in der Kneipe, die damals noch den Namen „Hohes Eck“ trug.
Dias erste Betreiber-Ehepaar Nolte hinter dem Tresen in der Kneipe, die damals noch den Namen „Hohes Eck“ trug. © Archiv Rose

Über 50 Jahre gibt es die Rose an der Ecke Mittelstraße/Hochstraße schon. In den 60er-Jahren eröffnet vom damaligen Ehepaar Nolte, später geführt von den Hagener Nachtlegenden „Lupo“ und „Shark“ und von Thomas Bielefeld, der auch die Catacombe und zuletzt auch das Restaurant Novy’s am Museumsquartier betrieben hat. Seit sieben Jahren wird sie als „Rose am Museum“ nun von den Häbeles geführt. „Uns war damals sofort klar, dass das hier gut funktionieren kann. Sie ist klein und leicht zu handeln und ist in toller Lage“, sagt Udo Häbele.

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Einst als „Hohe Ecke“ gestartet

Anfang der 80er-Jahre wurde die Kneipe noch als „Hohe Ecke“ geführt. Otto Jung und Erwin Dreier übernahmen den Betrieb ‘84 und tauften ihn um in „Andreas am Museum“. Ende der 80er drückten besagter „Shark“ (Uwe Humpert) und „Lupo“ (Uwe Himmelrath) der Kneipe, die nun „Rose von Westfalen“ hieß, ihren ganz eigenen Stempel auf. Der Betrieb avancierte zum Sportler-Treff (die Brandt-Hagen-Basketballer und ihre Fans tummelten sich dort häufig), und zahlreiche Musiker gaben sich ebenfalls die Klinke in die Hand. Und an jedem Wochenende um Punkt 12 wurde das Licht ausgeknipst und „Hells Bells“ ertönte. 1998 stand die Kneipe dann leer, wurde umgebaut, kurze Zeit von Werner Gronemeyer geführt und dann vom Ehepaar Bielefeld übernommen, die sie 2007 schlossen. Heute erlebt die „Rose“ wahrlich ihre Wiedergeburt.