Hohenlimburg. In der Nahmer wurde Waffenmunition gesprengt, die aus dem zweiten Weltkrieg stammt. Wie es auf dem Areal weitergeht, entscheidet der Nachbarkreis
Ist die Sprengung und die Entsorgung der im Wördener Bachtal gefundenen Panzerfäuste und Granaten nur die Spitze eines Eisberges? Dort hatten die Fachleute des Kampfmittelbeseitigungsdienstes aus Arnsberg in dieser Woche eine Panzerfaust gesprengt und anderes Kriegsmaterial fachmännisch entsorgt. Die Spezialisten hatten bei einer ersten Inaugenscheinnahme die Gefahr erkannt und rund um die Fundorte eine Sperrzone eingerichtet, um gemeinsam mit den Mitarbeitern des Ordnungsamtes der Stadt Hagen und der Feuerwehr die Sprengung vorzubereiten und durchzuführen.
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Sondengänger entdecken Weltkriegsmunition
Entdeckt hatten die Weltkriegsmunition Sondengänger aus Hohenlimburg und dem nahen Ruhrgebiet, die deshalb die Redaktion Hohenlimburg informierten. „Wir möchten namentlich nicht genannt werden. Sondengänger werden nämlich schnell kriminalisiert.“ Gleichwohl sagt der Hohenlimburger: „Das Zeug muss raus aus den heimischen Wäldern. Das ist brandgefährlich.“ Die allergrößte Gefahr scheint aktuell gebannt.
Doch was passiert perspektivisch? Zunächst hieß es auf Anfrage aus der Pressestelle des Regierungspräsidiums in Arnsberg, die Stadt Hagen sei zuständig in der Frage, ob das betroffene Gelände nach weiterer Munition abgesucht wird. Eine Sprecherin der Stadt Hagen sagte dazu: „Ob das passiert, werden die Mitarbeiter des Ordnungsamtes entscheiden.“ Im Nachgang stellte sich jedoch heraus, dass sich das Areal, auf dem die Munitionsreste liegen, hinter der Stadtgrenze befindet. Heißt: Wie es auf dem Gelände weitergeht, entscheidet der Märkische Kreis.
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Zur Historie der Munitionsfunde berichten Bürger der Nahmer, dass im März und im April 1945 im Wördener Bachtal deutsche Soldaten im Bereich des Wasserschutzgebietes gelagert und Verteidigungsstellungen an den Berghängen ausgehoben hatten, um die Nahmer und somit Hohenlimburg gegen die von der Brenscheider Mühle anrückenden amerikanischen Soldaten zu verteidigen. Denn in der Nahmer, so ein Anwohner, wurden in den Produktionsstätten der „Wurag Eisen- und Stahlwerke“ (später Krupp-Werke) auch jene Gewehr-Munition gefertigt, die aktuell noch immer im Wördener Bachtal liegt.
Heimatblätter berichten über Kriegsende
Auch die Hohenlimburger Heimatblätter haben das Kriegsende thematisiert. Sie berichten in der Ausgabe vom April 1955 zu den Ereignissen im März und April 1945. „Seit Anfang März waren am Lahmen Hasen viele deutsche Soldaten aller Waffengattungen zusammengezogen worden. Hinzu kamen noch viele Volkssturmmänner. Gegen Abend des 14. Aprils erfolgte Artilleriebeschuss aus Richtung Veserde, im Wördener Bachtal hörte man Schießen mit Handfeuerwaffen. Um 22 Uhr trat vollständige Ruhe ein.“ Und weiter heißt es: „Der Lahme Hase hatte fünf Tage amerikanische Besatzung. Deutsche Soldaten wurden abgeführt. Etwa 20 Fahrzeuge, 20 Fässer und viele Munitionswagen wurden verbrannt, der Rest gesammelt und sichergestellt.“
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Patronenreste nach 75 Jahren ungefährlich
Doch was ist vor mehr als 75 Jahren im Wördener Bachtal zurückgeblieben? Was blieb unentdeckt? Diese Fragen tauchen jetzt auf, nachdem von Sondengängern auch im Bereich des ehemaligen Wasserschutzgebietes, im Böschungsbereich der schmalen Verbindungsstraße nach Veserde und im angrenzenden Unterholz Panzerfäuste, Granaten, (Maschinengewehr-)Munition und verrostete Waffenläufe gefunden und entsorgt worden sind.
„Die Patronen sind 75 Jahre nach Kriegsende ungefährlich. Durch diese kann nichts mehr passieren. Das ist ballistisch völlig ausgeschlossen“, versichert ein Sondengänger, der in diesem Bereich auch amerikanische Munition vom Typ Browing gefunden hat. „Am Stempel kann man erkennen, in welchem Staat der USA diese gefertigt worden ist.“
Über Sondergänger
Nach Paragraf 13 des Denkmalschutzgesetzes benötigen in Nordrhein-Westfalen Sondengänger für die Suche mit einem Metalldetektor eine Genehmigung. Dazu ist zunächst der Kontakt zu einer Außenstelle des Landschaftsverbandes erforderlich, der diese Genehmigung dann erteilen kann. Diese ist mit strengen Auflagen verbunden.
Eine Genehmigung ist für ein Jahr gültig. Diese ist gebührenpflichtig und kostet in vielen Gemeinden bis zu 150 Euro.
Die Denkmalbehörde des Landes sieht das behördlich genehmigte Sondeln keinesfalls kritisch. „Wir brauchen Sondengänger“ heißt es dazu in einem Artikel des LVR-Amtes (Landschaftsverband Ruhr) für Bodendenkmalpflege.