Hohenlimburg. .

Während amerikanische Truppen die Nachbarstadt Hagen bereits besetzt haben und die Kampfhandlungen dort eingestellt sind, wird in Hohenlimburg noch immer geschossen. Erst am 16. April 1945, heute vor genau 70 Jahren, schweigen an der Lenne die Waffen. Der Zweite Weltkrieg hat endlich auch in Hohenlimburg ein Ende gefunden, der Friede Einzug gehalten.

Wenige Tage zuvor sah es noch ganz anders aus. „Die Stadt an der Lenne ist zum Sammelpunkt zurückflutender deutscher Verbände geworden, die in den engen Straßen hin- und hergeschwemmt werden wie Wasser in einer wackelnden Schüssel“, zitiert der Heimatvereinsvorsitzende Widbert Felka eine überregionale Zeitungsserie, die beschrieb, wie es im April 1945 in Hohenlimburg aussah.

Denn obwohl die meisten Menschen den Frieden herbeisehnten, gab es noch halbwegs intakte Einheiten, die den Verteidigungsbefehl weiterhin respektierten. Das galt vor allem für den damals noch wenig bebauten Bereich auf der Heide, wo deutsche Soldaten und SS-Männer Stellung bezogen hatten. In der dortigen Jugendherberge war zudem die ebenfalls bewaffnete Gebietsführung der Hitlerjugend untergebracht. Für viele der jungen Männer, oft fast noch Kinder, galt die Devise: „Weiterkämpfen bis zum Sterben!“ Und deshalb, erinnert sich die Zeitzeugin Klara Erkeling in dem Zeitungsartikel, habe es am 15. April 1965 den ganzen Tag Feuergefechte zwischen Deutschen und Amerikanern gegeben, die einen Tag zuvor bis ins Stadtgebiet auf der anderen Lenneseite vorgedrungen waren.

Ein erstes amerikanisches Ultimatum verstrich, und auch am Montag, 16. April, wurde von Angehörigen der HJ zunächst noch geschossen – und das, obwohl sich die deutsche Panzereinheit auf den Elseyer Höhen bereits aufgelöst hatte und an Hohenlimburger Häusern erste weiße Fahnen gehisst wurden.

Drei Pastöre verhandeln

Dass die Kämpfe an diesem Tage letztlich doch noch eingestellt wurden, lag am Einsatz der drei heimischen Pastöre Donner, Burkardt und Gurr, die mit den Amerikanern in der Hohenlimburger Innenstadt verhandelten. Mit dem Fahrrad fuhr Pastor Gurr zweimal nach Elsey, um mit dem deutschen Kommandanten zu sprechen und ihm das für 14 Uhr anberaumte zweite Ultimatum mitzuteilen. Sollte dies nicht eingehalten werden, drohten die Amerikaner mit Bombardierung. Dann wurde es 14 Uhr – und es fiel tatsächlich kein Schuss mehr.

Marianne Büsse war damals 13 Jahre alt und kann sich noch gut an die letzten Kriegstage erinnern. „Aus Richtung Brechtefeld kamen die Amerikaner in die Wesselbach, wo ich mit meinen Eltern und meiner Schwester lebte“, erzählt die Hohenlimburgerin. Da sich die fremden Soldaten im Haus der Familie einquartierten, zog man mit mehreren Nachbarn kurzerhand in das Büro des Vaters um, der damals bei Theis in der Wesselbach arbeitete. „Ich habe damals alles Mögliche in meinen Puppenwagen gepackt und mitgenommen“, denkt Marianne Büsse zurück. Während der Vater, die Schwester und die Nachbarn anschließend drei Tage in dem Büro campierten, fuhr die Mutter ihre Tochter Marianne, der aufgrund der Aufregung schlecht geworden war, zu einer Tante in die Hohenlimburger Innenstadt. Im Puppenwagen.

Aber Marianne Büsse kann sich nicht nur an die Tage der ruhenden Waffen, sondern auch an die Kriegszeiten erinnern. „Auf das Gebäude der Firma Cordes und Simon an der Lennestraße, in dem mein Onkel wohnte, wurden Bomben abgeworfen. Seine Wohnung war völlig zerstört.“ Eine Klassenkameradin, die ebenfalls an der Lenneuferstraße wohnte, habe auf dem Heimweg von der Schule Glück gehabt: „Der Fliegeralarm ertönte und sie schlüpfte irgendwo unter. Als sie danach heimkehrte, war das Haus getroffen. Wäre sie dort gewesen, hätte sie wohl nicht überlebt.“

Unterschlupf im Bunker

„Ich selbst hatte bei Fliegeralarm immer fürchterliche Angst“, fährt Marianne Büsse fort. In solchen Fällen fanden sie und ihre Familie stets Unterschlupf in einem Bunker gegenüber dem Bürogebäude der Firma Theis. „Wir fühlten uns dort sicher“, beschreibt sie ihre Empfindungen als Jugendliche, „obwohl ich heute glaube, dass wir es gar nicht waren.“ Doch eines weiß die Hohenlimburgerin noch immer ganz genau: „Ich habe mich gefreut, als der Krieg endlich vorbei war.“