Haspe. Beim Pflanzfest an der Hasper Talsperre werden die Teilnehmer einen Fichten-Bestand in einen Eichenforst verwandeln – Unterstützung ist gefragt.
Nur wenige Meter hinter dem Abzweig zum Lachszentrum am Fuße der Hasper Talsperre werden die Hänge des Waldes steiler. An der nächsten Gabelung zweigt nach links der Wanderweg in Richtung Flugplatz Hagen-Wahl ab. Die meisten Spaziergänger zieht es hier allerdings in Richtung Staumauer, um eine gemütliche Runde um den künstlichen See zu drehen. Was früher einmal durch die dichten Fichtenbestände als eher dunkle Ecke galt, wird heute von den Strahlen der Oktober-Sonne verwöhnt.
Denn der Borkenkäfer hat an dem Südhang ganze Arbeit geleistet. Auf gut einem Hektar sind die etwa 60-jährigen Fichten abgestorben und inzwischen gefällt worden. Der ideale Platz, um ihm Rahmen des Waldretter-Projektes bei einem symbolischen Pflanzfest gemeinsam mit den Lesern und unter Regie des Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH) die Wiederaufforstung der Fläche anzugehen.
Pflanzfest am 13. November um 11 Uhr
Am Samstag, 13. November, ab 11 Uhr eröffnet das Team und Martin Holl, Leiter des WBH-Forstressorts, den engagierten Spendern die Chance, auch selbst einmal den Setzling eines jungen Baumes in die Erde zu bringen. Damit wird der Startschuss für ein Bewirtschaftungsprojekt im kommunalen Forst gegeben, von dem – wenn der Klimawandel es zulässt – erst unsere Ur-Ur-Urenkel in 150 bis 200 Jahren ökonomisch profitieren. Bis dahin dominiert natürlich der ökologische Nutzen einer Wiederaufforstung. Jeder Hagener ist aufgefordert, im Rahmen unserer „Waldretter“-Aktion sich hier mit einer Spende zugunsten eines Jungbaumes einzubringen.
Der etwa 12.500 Quadratmeter große Südhang unterhalb des beliebten Hasper Stausees mit seinem steinigen bis schluffigen Lehmboden in einer Höhe von 280 bis 340 Metern Höhe soll, so sieht es die Waldentwicklungstypisierung vor, mit Stiel-Eichen bepflanzt werden. „Diese Entscheidung ist exakt dem Standort angepasst: Südhang, eher trocken und warm – die Eiche toleriert das“, erläutert Holl und ergänzt augenzwinkernd: „Reichlich Wasser und Nährstoffe kann jeder Baum.“
Grundsätzlich ist geplant, beim Bürger-Pflanzfest 40 Nester mit jeweils 25 Stiel-Eichen-Setzlingen entstehen zu lassen – also 1000 Jungpflanzen einzupflanzen. Diese sogenannten „Klumpen“ haben eine Fläche von etwa 25 Quadratmetern, auf denen die zarten Gehölze mit Meterabständen zueinander gepflanzt werden. Mit dieser Vorgehensweise möchten die Forstleute zwei Effekte miteinander verbinden: Zum einen lassen sich Kosten sparen, weil somit pro Hektar lediglich 1000 statt 10.000 Setzlinge benötigt werden. Zum anderen bleibt zwischen den Pflanznestern reichlich Raum, in dem der Wald sich natürlich selbst erneuern kann.
So wissen die Forstleute aufgrund der Erfahrungen auf anderen gerodeten Flächen, dass dort, wo der Wald sich selbst überlassen wird, sich in den nächsten Jahren Birken, Ebereschen oder auch erneut Fichten aus der Erde recken. Damit wird mit Hilfe der Natur das Entstehen von Monokulturen verhindert. Zudem ist angedacht, dort in den nächsten Jahren noch Hainbuchen nachzupflanzen, um mögliche Lücken aufzufüllen.
Konkurrenz befördert das Wachstum
Der WBH hat mit diesem Vorgehen an anderen Stellen in den Jahren nach dem Orkantief „Kyrill“ bereits gute Erfahrungen gemacht. So wurde beispielsweise ein Hang am Talsperren-Vorbecken (Wanderweg nach Zurstraße und Oberbauer) seinerzeit mit Buchennestern wieder aufgeforstet. Dort hat sich inzwischen parallel ein Vorwald aus Birken und Nadelhölzern entwickelt. Dieser steigert zurzeit das Wachstum der Buchen, die angesichts der Konkurrenten sich deutlich motivierter entwickeln und in die Höhe recken.
Mitmachen und Waldretter werden
Um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen in Südwestfalen wieder zu bewalden, braucht es nach Schätzung des Regionalforstamtes Wald und Holz etwa 100 Millionen neue Bäume. Ein großer Teil davon kann durch natürliche Erneuerung entstehen. Um aber klima-resistente Forste zu schaffen, brauchen wir Mischwälder, die Trockenheit, Stürmen und Schädlingsbefall widerstehen können.Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen. Wie wichtig das Thema ist, verdeutlicht diese Zahl. 26,9 Prozent der NRW-Fläche (oder 915.800 Hektar) besteht aus Wald. In unserer Region ist der Anteil noch größer. Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter aufforstenWir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung von Südwestfalen zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art und Weise:Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Und weil nicht jedes Bäumchen angeht, wird bei Bedarf noch mal nachgepflanzt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich zwischen Hagen und Siegen, Brilon und Schwelm das Bäumchen gepflanzt werden soll. Denn Wälder machen am meisten Spaß, wenn sie vor der Haustür liegen. Hier geht’s zur Spende: waldretterBaumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 Quadratmetern Mischwald. Details: waldlokal.com/waldretter-projektDirektspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.Die Partner des Waldretter-Projektes sind: Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, Regionalverband Ruhr Grün, Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie die örtlichen Forstämter in der Region. Auf unserer Internetseite waldretter haben wir auch einen Baumzähler installiert. Auf diese Weise können Sie den Fortschritt der Aktion in regelmäßigen Abständen verfolgen.
Die Stiel-Eichen auf dem künftigen Waldretter-Hang benötigen hingegen deutlich mehr Licht, so dass Martin Holl und seine Kollegen schon heute davon ausgehen, hier im Rahmen der Jungbestandspflege auch mal eine allzu eifrig sprießende Birke entfernen zu müssen. Aber über diese sogenannten „Läuterungen“ (Dickungspflege) wird bei der alljährlichen Inaugenscheinnahme der Kulturen von den Profis stets neu entschieden.
Furnierholz ist das Ziel
Der erste massivere Pflegeeingriff wird allerdings erst nach etwa drei Jahrzehnten erfolgen. Dann werden im Rahmen der Durchforstung auf der Fläche die Z-Bäume (Zukunftsgehölze) ausgeguckt, die das Potenzial mitbringen, in 100 bis 200 Jahren als Furnierholz – also als höchste Qualität – verwertet zu werden. Andere Stämme, die wiederum als Bedränger gelten, werden dann entnommen und ihr Holz anderweitig genutzt.
Dass auf der Fläche am Hasper Bachtal ausschließlich Pflanznester mit Stiel-Eichen-Setzlingen von den Waldrettern eingesetzt werden, ist vorzugsweise der eher trockenen Südlage des Hanges und der dortigen Bodenbeschaffenheit geschuldet. Am Buscher Berg oberhalb der Selbecke wiederum, versuchen die WBH-Forstleute ganz bewusst das Entstehen von Monokulturen zu verhindern und mit Blick auf den Klimawandel durch eine Mischung der Baumarten das Risiko für den Wald zu minimieren.
Das Pflanzfest der Waldretter beginnt am Samstag, 13. November, um 11 Uhr am Parkplatz der Gaststätte Plessen am Fuße der Hasper Talsperre.