Hagen. An manchen Hängen bleiben die toten Fichtenholzbestände stehen. Wir erklären, welche Strategie der Wirtschaftsbetrieb Hagen dort verfolgt.
Das Landschaftsbild rund um die Hasper Talsperre hat sich erheblich verändert. Wo einst stattliche Fichtenwälder nicht bloß den Rundweg beschatteten, sondern auch dem Stausee einen märchenhaften Zauber verliehen, hat der Borkenkäfer den Nadelholzbeständen den Garaus gemacht. An vielen Hängen hat der Wirtschaftsbetrieb Hagen die Totholzstämme schon abgeräumt. Doch in den oberen Bereichen bleiben viele tiefbraune Gehölze mit sich abschälenden Rinden auch stehen. „Manche Steilhänge sind für Fällarbeiten und eine spätere Wiederaufforstung wirtschaftlich nicht attraktiv“, erläutert Forstwirt Robin Doennges, Revierleiter beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), die Situation. „Schließlich ist es auch eine Form von Naturschutz, solche Inseln stehen zu lassen“, setzen die Profis in diesen Zonen auf die natürliche Verjüngung.
Keine Gefahr auf Wanderwegen
Allerdings werden die abgestorbenen Baumriesen mit einem 30-Meter-Abstand entlang der Wanderwege – so auch an der Talsperren-Uferpromenade – im städtischen Forst systematisch gefällt. Hier möchte niemand riskieren, dass eines stürmischen Tages ein Passant sich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort bewegt und womöglich von einer herabstürzenden Baumkrone getroffen wird. „Abseits der Wege gelten die Regeln des gesunden Menschenverstandes“, betont Martin Holl, Leiter des WBH-Fachbereichs Forst, dass die natürlichen, waldtypischen Gefahren stets zu respektieren seien. „Es gibt nun mal Bereiche, da sind Bäume besonders schwer zu fällen – das wird auch in Zukunft nicht einfacher“, macht Holl deutlich, dass es auch in den nächsten Jahren noch Hanglagen im Hagener Wald geben werde, in denen Totholzbestände das Bild bestimmen.
Oberhalb der Hasper Talsperre, wo sich die ansteigenden Wanderwege in Richtung Oberbauer und Schöpplenberg verlieren, sind die abgestorbenen Fichtenbestände inzwischen weitgehend verschwunden. Üblicherweise vermarkten die Hagener Forstleute die Nadelhölzer erst dann, wenn sie in Brusthöhe einen Durchmesser von 45 Zentimetern – ein Erwachsener kann knapp drumherumfassen – erreicht haben. „Die Bestände hier hätten durchaus noch ein paar Jahre gebrauchen können“, bedauert Holl durchaus, dass sie jetzt zu einem Zeitpunkt vermarktet werden müssen, an dem der Preis angesichts des aktuellen Überangebots wenig attraktiv erscheint: „Ich agiere lieber, als dass ich reagiere.“
Dabei bleiben die Stuken der etwa 30 Meter hohen Stämme, also die Wurzelstöcke, im Boden. Diese auch noch heraus zu fräsen und die dicke Humusfläche im Anschluss zu mulchen, würde etwa 6000 Euro pro Hektar kosten – Geld, das durch die Vermarktung des Holzes zurzeit kaum reinkommt. Die Fläche einer natürlichen Verjüngung zu überlassen, ist für den Wirtschaftsbetrieb Hagen allerdings auch keine Option, da den Monokulturflächen oft das passende Umfeld fehlt, aus dem das Material für eine neue Pflanzenkultur eingetragen werden könnte. Daher verfolgt der WBH die Strategie, mit der Anpflanzung von Douglasien, Tanne, Esskastanien, aber auch Buchen und verschiedenen Eichenarten gezielte Impulse zu setzen.
http://Mitmachen_und_Waldretter_werden{esc#232957361}[infobox]Im Rahmen des Waldretter-Projektes, das diese Zeitung zusammen mit der Leserschaft in diesem Jahr vorantreibt, wird Geld für die Wiederaufforstung des Stadtwaldes zusammengetragen. Bei einem familiären Pflanzfest am Samstag, 13. November, am Fuße der Staumauer der Hasper Talsperre soll auf einer etwa einen Hektar großen Hangfläche unweit des Straßenbahn-Viadukts zusammen mit engagierten Waldrettern versucht werden, die Grundlage für ein zukunftsträchtiges Stück Bürgerwald zu schaffen. Alle weiteren Details zu der Aktion finden sich in der Info-Box.