Hagen. Im Rahmen eines Pflanzfestes möchte die Stadtredaktion gemeinsam mit den Bürgern im November bei der Aufforstung des Stadtwaldes unterstützen.

Meter um Meter schiebt sich der Harvester den Hang im oberen Hasper Bachtal hinauf. Immer wieder packt sich die gewaltige Forstmaschine mit ihrem stählernen Greifarm einen Fichtenstamm, sägt diesen knapp über der Wurzel ab, entfernt das verdorrte Astwerk und zerteilt ihn gleich exakt auf Container-Maß. Wie bereits an anderen Stellen im Hagener Wald werden zurzeit rund um die Hasper Talsperre jene Flächen gerodet, auf denen der Borkenkäfer zuletzt ganze Arbeit geleistet hat.

„Seit etwa drei Jahren besteht unsere Arbeit nur noch aus Katastrophenbewältigung“, erzählt Martin Holl, Leiter Forst beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH). „Als der Borkenkäfer in diesem Jahr nach einem relativ kalten Frühling erst spät ausgeflogen ist, hat er in Hagen kaum noch frische Fichtenbestände entdecken können.“ Die Hänge entlang der Fluss- und Bachtäler sind längst abgestorben, wie die allerorten sichtbaren braunen Nadelholzskelette beweisen.

Bürger kümmern sich um ihren Wald

Vor diesem Hintergrund möchte die Stadtredaktion Hagen zu einer breit angelegten Waldretter-Aktion aufrufen, um den WBH bei der Umgestaltung und Wiederaufforstung der kommunalen Forste solidarisch zu unterstützen. Denn von den etwa 7000 Hektar Wald, die Hagen weiterhin zur baumreichsten Großstadt in NRW machen, liegen immerhin 2000 Hektar in der Hand der Bürger. „Bevor der Kyrill-Orkan im Januar 2007 über uns hinwegfegte, lag der Fichten-Anteil bei etwa 25 Prozent“, erzählt Martin Holl. „Inzwischen ist lediglich noch ein kleiner einstelliger Bereich übrig geblieben, der vorzugsweise durch Naturverjüngung sich nach dem verheerenden Sturm ausgesät hat. Die übrigen Altbestände hat sich der Borkenkäfer geholt.“

Stamm für Stamm fallen die Fichten im oberen Hasper Bachtal. das Schadholz geht nach Asien.
Stamm für Stamm fallen die Fichten im oberen Hasper Bachtal. das Schadholz geht nach Asien. © WP | Michael Kleinrensing

Allein in diesem Jahr wird der WBH 40 Hektar der Fichtenbestände fällen müssen – zurzeit vorzugsweise rund um den Stausee in Haspe. Dort wird auch jene Fläche liegen, die die Stadtredaktion zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern im Herbst im Rahmen eines symbolischen Pflanzfestes wieder aufforsten möchte. Das Gelände befindet sich unweit des Parkplatzes der Waldgaststätte Plessen noch vor der Staumauer der Talsperre auf der linken Bachseite. Der Hang kurz hinter dem ehemaligen Straßenbahn-Viadukt ist gut einen Hektar groß und bot einst 500 Fichtenstämmen Platz. Heute sind dort lediglich noch Baumstümpfe zu entdecken, an der Kuppe des Hanges wird der Harvester in den nächsten Wochen auch die restlichen Hölzer, die lediglich etwa 45 Jahre alt geworden sind entfernen.

Stämme aus Haspe gehen nach Asien

Zurzeit ist die Fachfirma aus Österreich noch damit beschäftigt, oberhalb des Rückstaubeckens der Talsperre die abgestorbenen Hänge von dem Totholz zu befreien. Wenn das Wetter mitspielt, wird dies noch im Juli erledigt sein. Im Anschluss werden die auf 5,60 Meter Länge gesägten Stämme – Maß eines halben See-Containers – mit einem sogenannten Forwarder, einem Tragrückeschlepper, aus dem Hang geholt und für den Lkw-Abtransport an einem Sammelplatz gestapelt. „Um die Abfuhr kümmert sich der Käufer“, erläutert Holl, „dieser hat die Stämme erworben als sie noch am Hang standen.“ Über ein Zwischenhändler aus Österreich werden die Hasper Hölzer nach Asien verschifft. Bis dahin bleibt der Pilger-Wanderweg in Richtung Oberbauer aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Auf diesem Hang unweit des Viadukts unterhalb der Tatsperren-Mauer, können die Hagener Bürger im November bei einem Pflanzfest der Stadtredaktion den WBH bei der Wiederaufforstung der Flächen unterstützen.
Auf diesem Hang unweit des Viadukts unterhalb der Tatsperren-Mauer, können die Hagener Bürger im November bei einem Pflanzfest der Stadtredaktion den WBH bei der Wiederaufforstung der Flächen unterstützen. © WP | Michael Kleinrensing

„Die Sägewerke in Deutschland können im Moment keine Hölzer mehr aufnehmen. Der Bedarf in Europa ist gedeckt“, weiß Holl. Die Wurzeln aus den freigeräumten Flächen bleiben im Boden. Die Flächen zu mulchen und den Stuken, also die Wurzelstöcke, rauszufräsen wäre viel zu kostspielig. „Dieses Geld kommt durch den Verkauf des Holzes nicht wieder rein.“ Stattdessen richtet der Wirtschaftsbetrieb seinen Fokus auf die Wiederaufforstung der Flächen. Zwar sei eine Naturverjüngung immer besser als Neupflanzungen, doch angesichts der Größe der Schadholzflächen würde es viel zu lange dauern, bis sich dort wieder Bäume aussamen, die künftig dem Borkenkäfer und dem Klimawandel trotzen. Daher verfolgt der WBH das Konzept, der Renaturierung durch Pflanznester beispielsweise mit Eichen, Buchen, Birken, Douglasien oder Esskastanien unter die Arme zu greifen.

Entsprechend soll beim Pflanzfest der Stadtredaktion am Samstag, 13. November, zusammen mit interessierten Bürgern der Wald an der Talsperre wieder aufgeforstet werden. Dabei kann jeder Interessent selbst einen Setzling in die Erde bringen und somit den Erhalt des heimischen Waldes unterstützen. Wie’s gemacht wird, erläutert die Infobox am Fuß der Seite.

Natürlich sind auch heimischen Unternehmen und Betriebe eingeladen, sich an dieser Aktion zu beteiligen und auf diesem Wege ihre Ökobilanz aufzubessern.http://So_geht’s-_Mitmachen_und_Waldretter_werden{esc#232779901}[infobox]