Selbecke. Mit Hilfe von Stahlseilen werden die Stämme in der Selbecke aus dem steilen Berg gezogen. Hier soll Wald für künftige Generationen entstehen.

Am Buscher Berg, jener stattlichen Erhebung zwischen Selbecker Straße und Hinnenwiese, stoßen die Forstleute des Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH) an ihre technischen Grenzen: Der Hang ist dort so steil, dass die schweren, robusten Fahrzeuge damit scheitern würden, die gut 35 Meter hohen Fichtenstämme aus dem Gelände zu ziehen. Nachdem die Kyrill-Orkan-Böen dort vor 14 Jahren bereits ihre Spuren hinterlassen haben, leistete in dem Gelände zuletzt der Borkenkäfer ganze Arbeit.

Die mächtigen, etwa 70 Jahre alten Stämme dort sind tot, die grünen Nadeln weitgehend auf den Boden gerieselt. Der stattliche Forst, der nach dem Zweiten Weltkrieg als dringend benötigtes Bauholzreservoir aufgeforstet wurde, nachdem die mächtigen Alt-Buchen als Reparationsleistungen an die Siegermächte gegangen waren, ähnelt einem Skelettwald. Wenn die Fichten jetzt nicht gefällt und verkauft werden, drohen nach dem verheerenden Borken- der Bockkäferbefall sowie Umsturz- und somit Lebensgefahr.

Konsequente Durchmischung

Mitmachen und Waldretter werden

Um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen in Südwestfalen wieder zu bewalden, braucht es nach Schätzung des Regionalforstamtes Wald und Holz etwa 100 Millionen neue Bäume. Ein großer Teil davon kann durch natürliche Erneuerung entstehen. Um aber klima-resistente Forste zu schaffen, brauchen wir Mischwälder, die Trockenheit, Stürmen und Schädlingsbefall widerstehen können. Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen.

Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter aufforsten

Wir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art und Weise: Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich zwischen Hagen und Siegen, Brilon und Schwelm das Bäumchen gepflanzt werden soll. Denn Wälder machen am meisten Spaß, wenn sie vor der Haustür liegen. Hier geht’s zur Spende: waldretter

Baumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 Quadratmetern Mischwald. Details: waldlokal.com/
waldretter-projekt

Direktspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.

Zehn Hektar Wald werden dort verschwinden und somit das Landschaftsbild erheblich verändern – zumindest vorläufig. Denn bereits im nächsten Jahr möchte Martin Holl, WBH-Fachleiter Forstwirtschaft, dort die Wiederaufforstung vorantreiben: „An manchen Stellen hat bereits die natürliche Verjüngung eingesetzt, aber wir wollen an diesem wichtigen Standort künftig nicht nur wieder die natürlich nachwachsenden Fichten haben“, setzt der Experte für die Zukunft auf eine konsequente Durchmischung der Wälder – weg von den in Zeiten des Klimawandels so anfälligen Monokulturen. „Wir werden im nächsten Jahr Eiche und Tanne dazusetzen, auch Esskastanie und Douglasie stehen auf unserem Zettel.“

Auf den Hängen in der Selbecke besteht reichlich Platz für Wiederaufforstung.
Auf den Hängen in der Selbecke besteht reichlich Platz für Wiederaufforstung. © WP | Michael Kleinrensing

Der wirtschaftliche Erlös der aufwendigen Fällung und Bergung der Stämme bleibt für den Wirtschaftsbetrieb äußerst überschaubar. Während die Aufarbeitung einer vom Borkenkäfer befallenen Waldfläche mit dem Harvester etwa 20 bis 25 Euro kostet, muss für einen Festmeter Holz bei der Seilkran-Technik mit 45 Euro kalkuliert werden. Angesichts der in den Keller gerauschten Holzpreise, die zurzeit eher bei 60 Euro als bei den einst erzielten 93 Euro liegen, kein wirklich lukratives Geschäft: „Immerhin zahlen wird inzwischen nicht mehr drauf“, erinnert sich Holl noch an Monate, in denen mit Fichten lediglich 35 Euro pro Festmeter zu erzielen waren. Sein Fokus liegt darauf, den Buscher Berg wieder für eine forstwirtschaftliche Nutzung aufzubereiten. „Wir greifen heute in den fälligen Waldumbau aktiv ein, um für die Zukunft die Versorgung zu sichern“, denkt der Förster in Jahrzehnten und Generationen.

Förster Martin Holl möchte statt des vom Borkenkäfer getöteten Skelettwaldes am Buscher Berg die Grundlagen schaffen, um Holzressourcen für kommende Generationen zu sichern.
Förster Martin Holl möchte statt des vom Borkenkäfer getöteten Skelettwaldes am Buscher Berg die Grundlagen schaffen, um Holzressourcen für kommende Generationen zu sichern. © WP | Michael Kleinrensing

Derweil zieht die Stahlseil-Konstruktion die nächsten drei Stämme den Hang hinauf. Per Funk erhält der Arbeiter im Führerhaus des Seilkrans von seinen Kollegen am Fuß des Berges das Signal, dass die nächsten Hölzer am Seilschlitten baumeln. Das beauftragte Unternehmen übernimmt die Vermarktung, während das WBH-Team beim Aufpoltern der Stämme unterstützt. Im nächsten Schritt bewegen sich die Lastzüge über die schmalen Wanderwege den Berg hinaufbewegen, um die hölzerne Fracht davonzuschaffen. Dabei muss auch immer berücksichtigt werden, wie stark aufgeweichte Waldwege angesichts der regelmäßigen Niederschläge dieses Sommers belastet werden können.

Keine Ursache für die Fluten

Gleichzeitig tritt Holl aufkommenden Legenden entgegen, dass unter anderem die flächendeckenden Holzfällarbeiten im Selbecker Bachtal dazu beigetragen haben könnten, dass die Regenfluten vom 14. Juli auch in Eilpe für so hohe Sachschäden gesorgt haben: „Ein bestockter Wald nimmt zwar immer mehr Wasser auf als eine Freifläche“, weiß der Forstexperte, „doch bei diesem Jahrhundert-Hochwasser sind die Niederschläge über die durchnässten Böden abgelaufen.“ Daran hätten auch bewaldete Hänge nichts geändert, erinnert der WBH-Fachleiter beispielsweise an die Situation rund um den Wehringhauser Bach, dessen Einzugsgebiet vorzugsweise von Laubwald geprägt werde. Daher sei es „hanebüchen“ und „populistisch“ für die Schäden den Borkenkäfer oder gar die Forstarbeiten als Ursache heranzuziehen. Vielmehr gebe es für die immensen Schäden einzig und allein einen topographischen Hintergrund.