Eckesey. Die Flut hatte sie schon schwer getroffen. Nach dem Großbrand bei Hagener Feinstahl äußert sich nun Geschäftsführer Ingo Bender.

Was der Hagener Ingo Bender (44) da sagt, ist aus seiner Sicht keine Durchhalteparole: „Jetzt erst recht“. Die Hochwasser-Katastrophe am 14. Juli hatte sein Unternehmen „Hagener Feinstahl“ am Volmeufer an der Herdecker Straße mit brutaler Wucht getroffen und geflutet. Am Sonntagabend, knapp zwei Monate später, geriet eine separate Halle neben dem Produktionsbereich der Drahtzieherei in Brand und zerstörte Maschinen und Beschichtungsbecken. Doch die Köpfe in dem 100 Mitarbeiter großen Unternehmen bleiben oben. „Das Hochwasser hat uns allen gezeigt, was wir schaffen können. Auch dieses Feuer wird uns nicht umwerfen“, sagt Ingo Bender. (Lesen Sie hier, was am Sonntagabend auf dem Firmengelände passierte)

Die Produktionshalle der Hagener Feinstahl nach dem Hochwasser.
Die Produktionshalle der Hagener Feinstahl nach dem Hochwasser. © Privat | Christoph Rautenberg

Hagener Feinstahl: Zahlreiche Branchen benötigen die Produkte des Unternehmens

Ganz wichtig ist die Botschaft: Die Produktion des Unternehmens „Hagener Feinstahl“, dessen Erzeugnisse man fast schon als industriesystemrelevant bezeichnen kann, ist nicht beeinträchtigt. Immer wenn es auf Beständigkeit gegen Rost, Säure und Hitze ankommt, kommen Produkte aus Edelstahl zum Einsatz. Daher setzen Hersteller aus unterschiedlichsten Branchen wie Automobil-, Maschinenbau, Sieb- und Filtertechnik, Haushaltsgeräte, Umwelt- und Medizintechnik bis hin zur Luft- und Raumfahrt auf die Produkte des Hagener Unternehmens. Die Lieferkette dorthin, und das betont Ingo Bender, ist nicht gebrochen. „Unsere Produktion läuft. Trotz Hochwasserschaden und trotz des Feuers jetzt.“

Auch interessant

Hagener Feinstahl: Starker Zusammenhalt in der 100-köpfigen Mannschaft

Die Aufräumarbeiten in der Produktion sowie auf dem gesamten Betriebsgelände nach dem Hochwasser sind zum großen Teil abgeschlossen. Der Schaden lag hier bei bis zu sieben Millionen Euro. Ziehmaschinen und einzelne Öfen sind ebenfalls betriebsbereit. Durch zusätzliche Reinigungsvorgänge im Tauchbad und manuelle Säuberung habe man einen sehr guten Weg gefunden, alle Drähte erfolgreich zu reinigen und in Produktion zu nehmen. Der logistische Aufwand dabei ist riesig. Jedes Gerät, jede Maschine wird zerlegt, gereinigt, verschickt, wieder zusammengesetzt. Dazu komme aber entscheidend, so Ingo Bender, dass die Mannschaft extrem gut zusammenhalte. Symbolisch dafür steht ein Mitarbeiter, der nach dem Brand kurzerhand seinen Italien-Urlaub abbrach, um nun dabei helfen zu können, dass es weitergehen kann. „Das kann man eigentlich gar nicht erwarten. Das zeigt aber, wie wir hier zusammenarbeiten“, sagt Ingo Bender. (Lesen Sie, wie stark die Flut ebenfalls sehr relevante Automobilzulieferer aus der Sedanstraße in Eckesey traf)

Hagener Feinstahl: „Entscheidend ist, dass wir unsere Einstellung nicht verloren haben“

Noch immer steht Hagener Feinstahl nach dem Hochwasser gar nicht die Strommenge zur Verfügung, die es eigentlich für die Produktion braucht. Gut die Hälfte der Menge wird noch mit Notstrom-Aggregaten aus den Niederlanden geliefert. Das Unternehmen, dessen Edelstähle in jeder rostfreien Schraube stecken, bewältigt aktuell einen Balance-Akt aus Wiederaufbau, Instandsetzung und Produktion. „Entscheidend ist“, sagt Ingo Bender, „dass wir trotz dieser beiden Ereignisse unsere Einstellung nicht verloren haben.“ Gegen den Flutschaden war das Unternehmen nicht versichert, im Falle des Brandes schon. Noch ist unklar, wie es zu dem Brand am Dach der separaten Halle kommen konnte. Ein Gutachter wird das noch feststellen. In der Halle befanden sich Maschinen, die, so Ingo Bender, relativ leicht zu ersetzen seien.

Das Unternehmen erstreckt sich am Volmeufer an der Herdecker Straße über eine Fläche von knapp 45.000 Quadratmetern und hat noch Standorte in Iserlohn und Altena. Die Produktionshallen, die nicht vom Brand betroffen waren, sind rund 25.000 Quadratmeter groß.

Die Flut hatte Hagen am 14. Juni mit voller Wucht getroffen. Wochen später machte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Bild von den ersten Aufbauarbeiten.